Material-Fussabdruck
Der Material-Fussabdruck (Raw Material Consumption, RMC) zeigt die Gesamtmenge der Rohstoffe, die in der Schweiz oder im Ausland benötigt werden, um die schweizerische Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen zu decken. Alle Materialien, die während des Produktlebenszyklus verbraucht werden, fliessen in diesen Indikator mit ein. Der Abbau, der Transport, die Verwendung und die Entsorgung von Material belasten die Umwelt durch Landverbrauch und Emissionen. Eine Abnahme des Material-Fussabdrucks ist deswegen wichtig.


Zwischen 2000 und 2020 stellten die nichtmetallischen Mineralien mit durchschnittlich 45% die am meisten verbrauchte Materialkategorie dar. Sie werden hauptsächlich in der Baubranche eingesetzt (Sand, Kies usw.).
Der Material-Fussabdruck der Schweiz nahm pro Person zwischen 2000 und 2020 um ca. 2.9 Tonnen ab und betrug 2020 rund 16.5 Tonnen. Die Abnahme im Vergleich zu 2019 ist vor allem auf die Covid-19-Pandemie zurückzuführen. Der Wert liegt über dem europäischen Durchschnitt (EU-27).
Als planetenverträgliches Mass gilt gemäss UBA 2015 5 bis 8 Tonnen pro Person bis 2050, wobei die unterschiedliche Relevanz verschiedener Rohstoffe für die Umwelt mit einbezogen werden muss. Der Bundesrat hat sich zudem mit der Strategie Nachhaltige Entwicklung 2030 das Ziel gesetzt, dass der Material-Fussabdruck pro Person deutlich und im Einklang mit dem 1.5-Grad-Ziel des Klimaübereinkommens von Paris sinkt. Die Entwicklung geht zwar grundsätzlich in die richtige Richtung, doch wird eine Abnahme in der bisherigen Grössenordnung nicht zur Erreichung dieser Zielwerte führen. Die Entwicklung wird somit als unbefriedigend bewertet und der Zustand als schlecht bewertet.
Der absolute Wert des Material-Fussabdrucks nahm zwischen 2000 und 2020 um 2.5% zu und belief sich 2020 auf 142.8 Mio. Tonnen.
Die Material-Effizienz, gemessen als Quotient zwischen dem Schweizer Bruttoinlandprodukt und dem Rohstoffverbrauch des Konsums in Tonnen, verbesserte sich zwischen 2000 und 2020 um 36%: Während das reale Bruttoinlandprodukt im betrachteten Zeitraum um ca. 39% angestiegen ist, nahm der absolute Material-Fussabdruck mit etwa 7% deutlich weniger zu.
Mit rund 16.5 Tonnen pro Person liegt der Material-Fussabdruck in der Schweiz im Jahr 2020 über dem europäischen Durchschnitt (EU-27) von 13.7 Tonnen pro Person (Eurostat 2022), sowie dem globalen Durchschnitt von 12.4 Tonnen pro Person (SCP Hotspot Analysis).
Der Indikator beschreibt den durch die inländische Endnachfrage verursachten Rohstoffverbrauch. Für die Herstellung, den Transport, die Nutzung und die Entsorgung der in der Schweiz konsumierten Güter und Dienstleistungen werden auch im Ausland Rohstoffe verwendet. Der Indikator umfasst sowohl diesen im Ausland anfallenden Ressourcenverbrauch als auch den Anteil der inländischen Gewinnung, der für die Deckung der Schweizer Endnachfrage genutzt wird. Dabei sind alle aus der Natur entnommenen Materialien ausser Wasser und Luft berücksichtigt.
Die Daten zum inländischen Rohstoffverbrauch werden im Rahmen der Umweltgesamtrechnung des Bundesamts für Statistik (BFS) erhoben.
Die Berechnung des Indikators basiert auf einer vom statistischen Amt der Europäischen Union (Eurostat) entwickelten Methode. Durch diese Methode lassen sich Importe und Exporte eines Landes in Rohstoffäquivalente (RÄ) umrechnen. Dazu wird ein hybrider Ansatz verwendet, der die auf den Umweltbereich ausgeweiteten Input-Output-Tabellen (IOT) mit den Lebenszyklusanalysen (LCA) kombiniert.
Die Berechnung weist drei wesentliche Unterschiede zur Methode von Eurostat auf: 1) die Koeffizienten der Elektrizitätsimporte/-exporte wurden an die Besonderheiten der Schweiz angepasst; 2) die Ergebnisse für die Edelmetalle (Gold, Silber und Platin), die starke Schwankungen aufwiesen, wurden geglättet (gleitender Durchschnitt); 3) Goldbarren wurden aus der Analyse ausgeschlossen.
Die Berechnung der Rohstoff-Äquivalente stützt sich auf eine Modellierung. Sie ist deshalb mit einer grösseren Unsicherheit behaftet als eine Berechnung basierend auf direkten Flüssen.
Die konsumbezogene Material-Effizienz wird gemessen, indem das reale Bruttoinlandprodukt (BIP, zu Preisen des Vorjahres, verkettete Werte, Referenzjahr 2015) durch den Rohstoffverbrauch des Konsums (Raw Material Consumption, RMC) in Tonnen geteilt wird.
Angestrebte Entwicklung | Anfangswert | Endwert | Abweichung vom theoret. Zielpfad in % | Beobachtete Entwicklung | Beurteilung |
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6.5 in 2050 | 2000 | 2020 | 55.91% | In Richtung des theoretischen Zielpfads | unbefriedigend |
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