Treibhausgas-Fussabdruck
Der Konsum von Gütern und Dienstleistungen ist häufig mit dem Ausstoss von Treibhausgasemissionen verbunden, beispielsweise aus dem Verkehr, der Gebäudeheizung, der Industrie, aber auch aus der Gewinnung von Rohstoffen. Lachgas- und Methanemissionen stammen insbesondere aus der Land- und Abfallwirtschaft.
Nebst den Treibhausgasemissionen, die in der Schweiz ausgestossen werden, ist die Schweiz verantwortlich für zusätzliche Emissionen, die sogenannten „grauen Emissionen“: Wegen des hohen Import-Anteils am Gesamtkonsum fällt ein grosser Teil der durch den Konsum der Schweizer Bevölkerung verursachten Treibhausgasemissionen im Ausland an.



Der Treibhausgas-Fussabdruck pro Kopf betrug im Jahr 2015 14 Tonnen CO2-Äquivalente pro Kopf. Damit liegt er liegt deutlich über dem Durchschnitt der EU-Länder. Obwohl er von Jahr zu Jahr (unter anderem witterungsbedingten) Schwankungen unterliegen kann, ist er über den erfassten Zeitraum hinweg relativ stabil (Abnahme um 4 % in 20 Jahren).
Der Treibhausgas-Fussabdruck liegt weit über einem Mass, das mit den Belastbarkeitsgrenzen des Planeten vereinbar ist. Gemäss Dao et al. (2015) liegt ein solches bei 0,6 Tonnen pro Person im Jahr 2015. Die derzeitige Entwicklung liegt deutlich über dem nötigen Absenkpfad. Aus diesen Gründen wird der Zustand als negativ und die Entwicklung als unbefriedigend eingestuft.
Da die Bevölkerung in der Schweiz im Betrachtungszeitraum um 17 % wuchs, haben die Gesamtemissionen im Gegensatz zu annähernd stabilen Pro-Kopf-Entwicklung deutlich zugenommen, nämlich um rund 12 %.
Die konsumbedingten Treibhausgas-Emissionen zeigen einen stetig abnehmenden inländischen Anteil. Dem steht jedoch ein ebenso stetig wachsender Auslandsanteil gegenüber. Im Jahr 2015 wurden 60% im Ausland verursacht.
Da der Konsum von Gütern und Dienstleistungen mit Umweltbelastungen verbunden ist, könnte man erwarten, dass die Emissionen in der Regel analog zur Endnachfrage steigen. Beim Treibhausgas-Fussabdruck ist dies nicht der Fall: Während die Emissionen um 12% angestiegen sind, hat die Schweizer Endnachfrage im gleichen Zeitraum deutlich stärker, nämlich um 32%, zugenommen. Somit hat eine relative Entkoppelung zwischen Wohlstand und Treibhausgasemissionen stattgefunden. Anders ausgedrückt: Die so genannte konsumbezogene Treibhausgas-Effizienz hat sich verbessert. Dies kann unterschiedliche Ursachen haben wie beispielsweise ressourceneffizientere Technologien oder einen steigenden Marktanteil umweltfreundlicher Güter und Dienstleistungen.
- Verwandte Indikatoren
- Treibhausgasemissionen
- Treibhausgasemissionen pro Kopf
Aufgrund unterschiedlicher Systemgrenzen und der hinterlegten Ökobilanzmodelle ist ein internationaler Vergleich nur indirekt möglich. Gemäss Tukker et al. (2014) und Berechnungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ist der Treibhausgas-Fussabdruck der Schweiz überdurchschnittlich hoch.
Der Indikator berücksichtigt die im Kyoto-Protokoll aufgeführten Treibhausgase (CO2, CH4, N2O und synthetische Gase).
Als Datengrundlage dienen inländische Emissionsdaten (Inlandprinzip), kombiniert mit Handels- und Ökobilanzdaten.
Zusätzlich werden die Werte des Treibhausgasinventars der Schweiz - gemäss dem Kyoto-Protokoll (Territorialprinzip) - separat dargestellt. Diese Werte berücksichtigen die Emissionen auf dem Schweizer Territorium, also auch solche aufgrund von Exporten, nicht aber diejenigen von Importen.
Die Berechnung des Treibhausgas-Fussabdrucks stammt aus Frischknecht et al. (2018).
Für den Vergleich mit dem planetenverträglichen Mass siehe IPCC 2018 und Dao et al.
Das Bundesamt für Statistik (BFS) berechnete 2018 erstmals ebenfalls den Treibhausgas-Fussabdruck des Schweizer Konsums. Für die Pilotrechnung des BFS wurde die Methode der sogenannten «Environmentally Extended Input-Output»-Analyse verwendet. Die Resultate beider Methoden sind vergleichbar. Der vom BFS berechnete Fussabdruck beträgt 2015 ebenfalls 14 Tonnen CO2-Äquivalente pro Person und der Auslandanteil liegt im selben Jahr bei 65 %.
Angestrebte Entwicklung | Anfangswert | Endwert | Abweichung vom theoret. Zielpfad in % | Beobachtete Entwicklung | Beurteilung |
---|---|---|---|---|---|
0.6 in 2015 | 1996 | 2015 | 10.74% | In Richtung des theoretischen Zielpfads | unbefriedigend |
Weiterführende Informationen