Gesamtumweltbelastungs-Fussabdruck
Der Indikator zeigt, über alle Umweltbereiche hinweg, die Gesamtbelastung im In- und Ausland, die mit der Schweizer Endnachfrage verbunden ist. So werden für die Herstellung von Konsumgütern Rohstoffe und Energie benötigt und Siedlungen, Verkehr und der Anbau von Futter- sowie Lebensmitteln erfordern Land und Wasser. Während sich eine Überbeanspruchung der Ressourcen in der Schweiz eher mittel- bis langfristig auf das Wirtschaftssystem und die Lebensqualität auswirken dürfte, sind andere Länder bereits heute stark betroffen, etwa durch die Abholzung von Wäldern, den Klimawandel oder Wasserknappheit.
Der Gesamtumweltbelastungs-Fussabdruck pro Person sank zwischen 2000 und 2021 (bei jährlichen Schwankungen) um 27 % von rund 36 auf 24 Millionen UBP. Durch die Zunahme der Bevölkerung in diesem Zeitraum fällt der absolute Rückgang jedoch deutlich schwächer aus (circa 18 %). Da wir viele Produkte importieren, wird die Umwelt vor allem im Ausland belastet. Im Jahr 2021 fielen über zwei Drittel der Umweltbelastung jenseits der Landesgrenzen an.
Da die Produktion und der Konsum von Gütern und Dienstleistungen mit Umweltbelastungen verbunden sind, könnte man erwarten, dass die Gesamtbelastung analog zur Endnachfrage steigt. Dies ist nicht der Fall: Während die Schweizer Endnachfrage zwischen 2000 und 2021 zugenommen hat, ist die Gesamtumweltbelastung sogar gesunken. Somit hat eine Entkoppelung zwischen Wohlstand und Gesamtumweltbelastung stattgefunden. Anders ausgedrückt: Die sogenannte Gesamtumwelt-Effizienz hat sich verbessert.
Die derzeitige Entwicklung ist insbesondere auf Erfolge im Inland bei der Luftreinhaltung und dem Schutz der Ozonschicht zurückzuführen. Gesetzliche Vorgaben und technologische Entwicklungen haben dabei eine zentrale Rolle gespielt. Auch grössere Marktanteile umweltfreundlicher Güter und Dienstleistungen können dazu beigetragen haben.
Die aktuelle Gesamtumweltbelastung überschreitet jedoch die Schwellenwerte einer nachhaltigen Ressourcennutzung um rund das Dreifache. Die Eckwerte der zu Grunde liegenden Berechnung orientieren sich an den Belastbarkeitsgrenzen des Planeten, den Zielen der Schweizer Umweltpolitik und einer Hochrechnung auf den globalen Konsum.
Die bisherige Abnahme der Gesamtumweltbelastung ermöglicht es nicht, bis 2030 den Schwellenwert und somit das Ziel der Agenda 2030 einer nachhaltigen Ressourcennutzung zu erreichen. Zudem decken die bisherigen Fortschritte nicht alle Umweltbereiche ab. Deswegen wird der Zustand als negativ und die Entwicklung als unbefriedigend eingestuft.
Der Indikator in Umweltbelastungspunkten orientiert sich an den Zielen der Schweizer Umweltpolitik. Es gibt deshalb keinen internationalen Vergleich. Der Ansatz wurde in weiteren Ländern wie Deutschland und Japan in den wissenschaftlichen Dialog aufgenommen.
Methode zur Aggregation verschiedener Umweltbelastungen: Um die Gesamtbelastung über alle Umwelteinwirkungen wie Emissionen in die Luft und ins Wasser, Schwermetalle in den Boden, Rohstoffverbräuche etc. erfassen und bewerten zu können, sind Methoden notwendig, welche die Umweltwirkungen auch in einer Zahl zusammenfassen können. Im vorliegenden Beispiel wurde die Methode der ökologischen Knappheit – auch UBP-Methode genannt - angewendet. Diese Methode weist alle Umweltwirkungen in der Einheit Umweltbelastungspunkte (UBP) aus. Bei der UBP-Methode werden die verschiedenen Umweltwirkungen anhand des Abstands der heutigen Umweltsituation (Emissionen und Ressourcenbeanspruchung) zu den bestehenden Zielen eines Staates oder einer Region mittels sogenannter Ökofaktoren gewichtet («distance-to-target approach»). In der Schweiz orientiert sich die UBP-Methode an den auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhenden, von der Politik legitimierten schweizerischen und internationalen Umweltzielen. Je weiter z. B. eine aktuelle Schadstoffemission vom Zielwert entfernt ist, desto grösser ist die Bedeutung, die der entsprechenden Umweltwirkung innerhalb der Gesamtbilanz zukommt. Wie gross die eigentliche Umweltwirkung ist, hängt aber schlussendlich von der emittierten Schadstoffmenge ab. Die emittierte Menge wird folglich mit dem Ökofaktor der Emission multipliziert.
Methode zur Fussabdruck-Perspektive: Bei der Modellierung der Umweltbelastung, die die Endnachfrage verursacht, wird die gesamte Wertschöpfungskette aller konsumierten Güter und Dienstleistungen berücksichtigt, d. h. der Aufwand für die Gewinnung, die Produktion und den Transport etc. bis hin zur Nutzung und Entsorgung. Neben den in der Schweiz verbrauchten Ressourcen und verursachten Emissionen wird auch der Druck auf die Umwelt im Ausland berücksichtigt. Die Umweltbelastung durch exportierte Güter wird abgezogen, da diese nicht dem inländischen Konsum zuzurechnen ist. Dies entspricht den Systemgrenzen der sogenannten Fussabdruck- bzw. Konsumperspektive.
Die zugrundeliegende Berechnung stammt aus der Publikation Umwelt-Fussabdrücke der Schweiz: Entwicklung zwischen 2000 und 2018 (EBP/Treeze 2022) und der nachfolgenden Aktualisierung.
Vergleich mit dem «ökologischen Fussabdruck»: Der Indikator ist verwandt, aber nicht zu verwechseln mit dem «ökologischen Fussabdruck» gemäss Global Footprint Network. Dieser fasst aus der Konsumperspektive die direkte Landnutzung, den Wildfang von Fisch und die zur Kompensation der fossilen CO2-Emissionen (theoretisch) erforderlichen Waldflächen in einer Zahl zusammen. Der ökologische Fussabdruck ist kein vollumfänglicher Umweltindikator. Der Verbrauch von Süsswasser und anderen erneuerbaren und nicht erneuerbaren natürlichen Ressourcen sowie der Verlust von Biodiversität oder die Umweltbelastung durch Luftschadstoffe, Schwermetalle, Stickstoff und schwer abbaubare Schadstoffe werden nicht berücksichtigt. Der grosse Mehrwert liegt in der anschaulichen Kommunikation und seiner grossen Bekanntheit. Der ökologische Fussabdruck der Schweiz übersteigt hochgerechnet die globale Biokapazität um rund das Dreifache. Trotz grossen methodischen Unterschieden liegt der resultierende Handlungsbedarf in der gleichen Grössenordnung wie derjenige gemäss UBP-Methode.
Angestrebte Entwicklung | Anfangswert | Endwert | Annäherung an den theoretischen Zielpfad in % | Beobachtete Entwicklung | Beurteilung |
---|---|---|---|---|---|
5.8 in 2030 (gemäss Agenda 2030) | 2000 | 2021 | 54.90% | In Richtung des theoretischen Zielpfads | unbefriedigend |
Basis: Total (Belastung im In- und Ausland) |
Weiterführende Informationen