2. Newsletter Wald 2022 (30.06.2022)

Editorial von Alfred Kammerhofer

Kammerhofer Alfred

Liebe Leserinnen und Leser

COVID-19 Lockdowns in China, blockierte Wasserwege im Suezkanal und Revisionen von Fabrikanlagen haben vor allem in der ersten Jahreshälfte 2021 zu starken Verknappungen und deutlich ansteigenden Preisen auf den Rohstoffmärkten und in den Logistikketten geführt. Im Verlaufe der zweiten Jahreshälfte hat eine langsame Entspannung eingesetzt, welche jedoch durch die geopolitischen Entwicklungen in Europa schlagartig unterbrochen wurde. Der Krieg in Europa hat auch auf den Holzmärkten (Schnittholz, Platten oder Holzpellets) zu teilweise dramatischen Ausfällen geführt. So berichtet der Holzkurier im Frühjahr, dass 16% des Schnittholzverbrauchs in Europa bisher aus Russland stammten und rund 3 Mio. Tonnen Pellets bisher aus Russland, Belarus und der Ukraine nach Europa flossen. Durch die Kriegs-Sanktionen fallen ein Grossteil dieser Mengen weg. Lieferungen aus der Ukraine können unter Einhaltung der European Timber Regulation (EUTR) in der EU resp. der Holzhandelsverordnung (HHV) in der Schweiz in Verkehr gebracht werden.

Die Schweiz importierte bisher rund 20% ihres Pelletbedarfs aus Europa – manche Händler taten dies ohne nennenswerte Zwischenlagerung direkt zu ihren Endkundinnen und Endkunden; lediglich eine Handvoll Händler halten grössere Lagermengen bei sich. Der Verband World Bioenergy Association WBA schätzt die Fehlmengen in Europa aufgrund der geopolitischen Lage aktuell auf rund 2 Mio. Tonnen für den kommenden Winter ein. Daher befasst sich auch die Wirtschaftliche Landesversorgung im Bereich Holzenergie intensiv mit der Versorgungssicherheit der Schweiz für den kommenden Winter. Der von der Pelletbranche prognostizierte, witterungbereinigte Pelletverbrauch im kommendenen Winter, stellt für die Wirtschaft bei der Planung der Versorgung des Landes eine gewisse Herausforderung dar. Das Bundesamt für Wirtschaftliche Landesversorgung hat daher auf seiner Website einen Aufruf zur Füllung der Lager bei den Endkundinnen und Endkunden platziert, damit Schweizer Produzenten über den Sommer aufgrund übervoller Lager ihre Produktion nicht drosseln müssen.

Für eine integrale Betrachtung der Wertschöpfungskette Wald und Holz zeigt sich, dass die Kaskadennutzung sowie die Kreislaufführung von Bioprodukten aus Holz einen zentralen Stellenwert haben. Dadurch kann erreicht werden, dass genügend Rohstoff und Ausgangsprodukte zur richtigen Zeit in der geforderten Qualität zur Verfügung stehen, um weiteren Investitionen in der Wertschöpfungskette Wald und Holz die nötige Sicherzeit zu geben.  

In den vergangenen heissen Sommertagen ist auch die Waldbrandgefahr wieder angestiegen. IGNIS heißt auf Lateinisch „Feuerfangen“ und IGNIS ist auch der Name der neuen Anwendung für Waldbrandwarnungen, welche seit März 2022 im Einsatz ist. Mit IGNIS steht nun ein nationales Instrument zur Gefahreneinschätzung bereit, welches Bund und Kantonen zur Verfügung steht. Mehr dazu erfahren sie weiter unten.

Ich wünsche Ihnen eine angenehme Sommerzeit.

Alfred Kammerhofer
Sektionschef Holzwirtschaft und Waldwirtschaft, Bundesamt für Umwelt BAFU



Neues Waldbrandinformationssystem «IGNIS» für Beurteilung der Waldbrandgefahr

Mit dem Waldbrandinformationssystem IGNIS (lateinisch Feuer) als Teil des BAFU weiten Système d‘Alerte Modulaire (SAM) steht seit Anfang 2022 erstmals ein schweizweites System zur Beurteilung der Waldbrandgefahr zur Verfügung.

Die Fachinformationen bieten einen Mehrwert und tragen wesentlich zu einer einheitlichen und aktuellen Warnung für die Schweiz bei. IGNIS wurde in Zusammenarbeit mit dem Department of Natural Resources Canada in der Schweiz entwickelt und angepasst. Damit können neueste Entwicklungen und Methoden integriert werden.


Brennessel

Weshalb zu viel Stickstoff den Wald krank macht

02.05.2022 – Fast der gesamte Schweizer Wald ist von übermässig hohen Stickstoffeinträgen betroffen. Auf knapp 90% des Waldes werden die kritischen Eintragsraten überschritten. Die Folgen sind gravierend: Der Boden versauert, Nährstoffe werden ausgewaschen. Langfristig schwächt das den Wald und macht ihn anfällig. Deshalb ergreift der Bund Massnahmen, um den Nährstoffhaushalt im Wald zu verbessern.


Bäume ausserhalb des Waldes sind auch in der Schweiz wichtig

Bäume, die ausserhalb des Waldes wachsen, werden in zwei grossen Räumen untersucht: zum einen in den Städten über die Urban Forestry und zum anderen in den Landwirtschaftszonen über die Agroforstwirtschaft. Rechtlich oder administrativ werden diese Bäume in der Regel weder mit Wäldern noch mit landwirtschaftlichen Nutzflächen gleichgestellt. Deshalb ist wenig über ihre Entwicklung, ihre Bewirtschaftung und ihre Resilienz bekannt.

Das Thema der Bäume ausserhalb des Waldes betrifft verschiedene Schwerpunktbereiche des BAFU wie beispielsweise die ökologische Infrastruktur oder die Milderung des Klimawandels. Dazu braucht es die Zusammenarbeit mit mehreren Partnern. Das BAFU und das BLW haben kürzlich zahlreiche involvierte Akteurinnen und Akteure an eine Veranstaltung rund um die Agroforstwirschaft eingeladen.


Treibhausgasinventar 2020: Internationales Verminderungsziel erreicht

Das BAFU hat Mitte April 2022 das Schweizer Treibhausgasinventar beim UNO-Klimasekretariat für die Jahre 1990-2020 eingereicht. Es zeigt auf, dass die Schweiz ihre internationale Verminderungsverpflichtung unter dem Kyoto Protokoll erfüllt hat: Die Schweiz soll ihre Emissionen zwischen 2013 und 2020 durchschnittlich um 15,8 Prozent gegenüber 1990 senken. Die Emissionen wurden im Durchschnitt um 11 Prozent reduziert. Mit Einbezug der Senkenleistung des Wald- und Holzsektors sowie dem Einkauf von Emissionszertifikaten konnte das Verminderungsziel erreicht werden.

In der zweiten Kyoto-Verpflichtungsperiode 2013-2020 wird die CO2-Bilanz des Wald- und Holz-Sektors gegenüber einem vorher definierten Referenzwert (Forest Management Reference Level) abgerechnet. Das bedeutet, dass von der absoluten Senke von jährlich -2.5 Mt CO2 nur -0.7 Mt CO2 angerechnet werden können. Nach Einbezug der Senkenwirkung von Aufforstungen und der Emissionen von Rodungen (gesamthaft +0.2 Mt CO2 j-1), trägt der Wald- und Holzsektor zu einer Senkenleistung von jährlich -0.5 Mt CO2 bei. Wegen der relativen Anrechnung mit dem Referenzwert ist somit der Beitrag vom Wald- und Holzsektor an die Zielerreichung eher bescheiden und trägt nur mit 6% an die internationale Zielerreichung bei.


Weitere Informationen

10 Jahre Tree-Net

Am 27./28.06.2022 fand anlässlich des 10jährigen Bestehens des TreeNet_Projektes in Bad Bubendorf, BL, eine Tagung zum Thema «Forest growth research – state of the art and future perspectives» statt. Etwa 70 Forschende aus 11 Ländern diskutierten an zwei Tagen neue Erkenntnisse zum Waldwachstum, wobei der Klimawandel aus aktuellem Anlass im Mittelpunkt stand.     

Das TreeNet-Projekt ist ein Zusammenschluss von Forschenden aus WSL, ETHZ, Uni Basel und IAP, die mit neuen Methoden das Waldwachstum der wichtigsten Schweizer Baumarten zeitlich hoch aufgelöst untersuchen. Die Tagung fand in Bad Bubendorf statt, in der Nähe des Swiss Crane-Projektes der Uni Basel, das gleichzeitig Teil des TreeNet-Verbundes ist.

Beide Projekte liefern wichtige Informationen über die klimatischen Grenzen unserer Baumarten und werden vom BAFU unterstützt.

TreeNet - The biological drought and growth indicator network

Swiss Canopy Crane II | Physiological Plant Ecology (unibas.ch)


Personelles

Dr. Therese Plüss, hat im September 2011 ihre Arbeit im BAFU als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der damaligen Sektion «Grundlagen und Waldberufe» begonnen. Sie hat sich während vielen Jahr mit dem Umgang von besonders gefährlichen Schadorganismen auseinandergesetzt und war für ihre Guidance in diesem Bereich besonders geschätzt.
Im 2018 hat Therese Plüss die Leitung der Sektion Waldschutz und Waldgesundheit übernommen. Unter ihre Führung hat die Sektion die neue Pflanzengesundheitsverordnung umgesetzt und sich mit der Herausforderung «Wald und Klimawandel» auf verschiedenen Ebenen auseinandergesetzt. Auch die Thematik «Waldbrand» erhielt während dieser Zeit politisch mehr Aufmerksamkeit.
Therese verliess das BAFU per Ende Mai. Wir bedanken uns bei ihr für ihre hervorragende Arbeit und wünschen ihr alles Gute für die Zukunft. Wir werden Therese als engagierte und motivierte Sektionsleiterin vermissen. Zurzeit finden die Vorstellungsgespräche für ihre Nachfolge statt.

Nina Schneider hat die Abteilung Wald per 30. Juni 2022 auf eigenen Wunsch verlassen, um neue Wege für Ihre berufliche Laufbahn einzuschlagen. Als Mitarbeiterin des Stabes unterstützte sie alle Mitarbeitenden sowie die Geschäftsleitung der ganzen Abteilung und leistete wertvolle Arbeit für den reibungslosen Ablauf der Geschäftsprozesse. Wir danken Nina herzlich für ihre hervorragende Arbeit und wünschen ihr für die Zukunft viel Freude und Erfolg.

Ab 01. August 2022 wird Lara Beutler das Sekretariat der Abteilung Wald verstärken. Wir begrüssen Lara Beutler bereits jetzt herzlich. Sie wird als kaufmännische Mitarbeiterin die Aufgaben von Nina Schneider übernehmen. Lara Beutler hat bereits Erfahrungen im BAFU gesammelt und absolviert seit 2021, nach dem Abschluss der ESC La Neuveville, ihr 3. Praktikumsjahr in der Abteilung Abfall und Rohstoffe.

Matteo Tonellotto absolviert vom 1. Mai bis zum 31. Dezember 2022 ein Praktikum in der Abteilung Wald. Matteo Tonellotto hat an der ETH Zürich einen Masterabschluss in Umweltwissenschaften erworben. Zuvor konnte er einige Monate an der WSL in Cadenazzo im Tessin, seinem Heimatkanton, arbeiten. Er ist daher mit dem Thema invasive Neophyten vertraut, da er seine Masterarbeit über die Invasion der Hanfpalme auf der Alpensüdseite geschrieben hat.
Während seines Praktikums wird Matteo Tonellotto Mandate für alle Sektionen der Abteilung ausführen, um sein Wissen über den Wald bestmöglich zu erweitern.

Kontakt
Letzte Änderung 30.06.2022

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