Die Tage werden kürzer und der Herbst hält Einzug. Er lädt uns ein, ein etwas gemächlicheres Tempo anzuschlagen. Bei Wald und Holz ist davon jedoch wenig zu spüren: Dort herrscht nämlich weiterhin reges Treiben, wie Sie in diesem Newsletter erfahren werden. Als Multitalent wird der Wald eifrig umworben. Die vielfältigen Leistungen, die er für die Gesellschaft erbringt, und seine Bedeutung als Lebensraum für unzählige Arten sind jedoch keineswegs dem Zufall zu verdanken, sondern das Ergebnis einer naturnahen Bewirtschaftung. Dahinter steckt ein ganzes Netz(werk) an Akteurinnen und Akteuren, die den Wald von heute gestaltet haben. Bei der Bewirtschaftung der Wälder von morgen wird der Mensch den äusseren – sowohl anthropogenen als auch natürlichen – Einflüssen stärker Rechnung tragen und vielmehr mit der Intelligenz dieses Ökosystems arbeiten müssen, über das noch längst nicht alles bekannt ist. Vor dem Hintergrund des zunehmenden Drucks ist es wichtiger denn je, die Waldentwicklung aktiv zu begleiten, um die Multifunktionalität der Wälder kurzfristig zu sichern. Auch wenn der beste Zeitpunkt zum Handeln angesichts der globalen Veränderungen bereits gestern gewesen wäre, ist der zweitbeste heute. Es gilt, Anpassungsmassnahmen umzusetzen, die die Resilienz der Wälder verbessern und die Versorgung mit Holz als nachhaltigem Rohstoff garantieren. Dieses Ziel verfolgen die verschiedenen Akteurinnen und Akteure, die mit der Erarbeitung der Integralen Wald- und Holzstrategie 2050 befasst sind.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!
Michael Reinhard
Abteilungschef Wald, Bundesamt für Umwelt BAFU
Mitte Juni wurde der aktuelle Entwurf des Strategieberichts von Bundesrat Albert Rösti zur Kenntnis genommen und für das weitere Vorgehen freigegeben. Zuvor wurde der Strategiebericht zur Integralen Wald- und Holzstrategie 2050 an einer Sondersitzung mit der Konferenz der Kantonsförster KOK eingehend diskutiert und letzte Vorschläge für Verbesserungen abgeholt.
Im August erfolgte dann wie geplant die breite Einladung zur Stellungnahme, zu der eine Vielzahl von relevanten Akteuren im Bereich Wald und Holz eingeladen wurden. Insgesamt sind 45 Rückmeldungen eingegangen. Die Ergebnisse werden derzeit ausgewertet und fliessen anschliessend in den bereinigten Strategiebericht ein.
Eschennetzwerk MONIFRAX – Dauerbeobachtungen und integrales Forschungsprogramm
Das Forschungsprojekt MONIFRAX wird im Rahmen der Strategie «Erhalt der Esche und ihrer Ökosystemfunktionen» des BAFU, der Kantone und der WSL durchgeführt. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern (Institut für Angewandte Pflanzenbiologie IAP, ETHZ) und der Praxis hat die WSL 2023 ein schweizweites Netz von Eschenflächen aufgebaut. Ein jährliches Monitoring der Flächen soll Aufschluss über den Gesundheitszustand der Eschen und der Eschen-Naturverjüngung geben. Mit dem Aufbau dieses Netzwerkes kann zudem ein integrales Forschungsprogramm entwickelt werden, in dessen Rahmen koordinierte Projekte in Richtung Eschenresistenz, Epidemiologie, Ersatzbaumarten, Waldbau und Biokontrolle durchgeführt werden.
Obwohl das Wetter in der Schweiz bis Mitte Juli 2024 wechselhaft mit häufigen Schauern war, stieg die Waldbrandgefahr danach rasch, vor allem wegen der wiederholten Hitzewellen, die weite Teile der Schweiz betrafen. Die erhöhte Waldbrandgefahr wurde jedoch durch die grossen Regenmengen unterbrochen, die in den ersten Augustwochen in verschiedenen Regionen des Landes (vor allem nördlich der Alpen) fielen. Schliesslich endete die Sommer-Waldbrandsaison 2024 im September abrupt mit einem heftigen Temperatursturz.
Die starken Regenfälle in diesem Jahr begünstigten das Wachstum der Vegetation im Wald, wodurch auch die Menge an brennbarem Material zunahm. Das kann die Waldbrandbekämpfung künftig zusätzlich erschweren.
Die aktuelle nationale Übersicht der Gefahrenlage ist jederzeit im Internet zu finden: Aktuelle Gefahrenlage (waldbrandgefahr.ch). Die Gefahrenstufen und Massnahmen der Kantone werden vom BAFU pro Kanton separat dargestellt.
Eingegangene Beitragsgesuche AP Holz...
Für die neue Beitragsperiode des Aktionsplans Holz von 2025 bis 2026 sind 39 Beitragsgesuche eingereicht worden. Der Aktionsplan Holz setzt die Ressourcenpolitik Holz des Bundes um. Der Aktionsplan wurde 2009 gestartet und unterstützt Projekte, die sich mit dem Rohstoff Holz und seiner Verwertung auseinandersetzen. Die Gesuche werden derzeit beurteilt und Entscheide können voraussichtlich Ende Oktober 2024 gefällt und danach kommuniziert werden. Ziel ist es, dass die genehmigten Arbeiten 2025 starten können.
...und WHFF-CH
Bei der Wald- und Holzforschungsförderung Schweiz (WHFF-CH) sind neun Beitragsgesuche für Projekte mit Beginn im Jahr 2025 eingereicht worden. Die WHFF-CH unterstützt Projekte zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der schweizerischen Wald- und Holzwirtschaft. Die Beitragshilfen sind als Starthilfe gedacht und sollen die Selbsthilfe und die finanzielle Beteiligung Dritter auslösen. Nach der Beurteilung durch das Expertengremium werden die Entscheide im November 2024 gefällt und anschliessend den Gesuchstellern kommuniziert.
Verleihung Prix Lignum 2024
Bereits zum sechsten Mal wurde am 19. September in Bern der Preis für zukunftsweisende Bauten in Holz vergeben. Bundesrat Albert Rösti gratulierte an der Preisverleihung den Gewinnerinnen und Gewinnern und dankte ihnen für ihr Engagement. Tausende Arbeitsplätze hängen am Holz, betonte der Bundesrat. Dessen vielfältiges Potenzial müsse daher in Zukunft vermehrt genutzt werden, insbesondere solle in Zukunft mehr einheimisches Holz genutzt werden. Dieses stärke unsere Wälder und helfe, die Umweltbelastung zu senken. (Der Prix Lignum wird vom Aktionsplan Holz unterstützt.)
Am diesjährigen WaldKongress in Bern zu Gast waren Bundesrat Albert Rösti und der stellvertretende Direktor des BAFU, Dr. Paul Steffen. In seiner Rede betonte der Bundesrat die volkswirtschaftliche Bedeutung - 4 Milliarden Franken pro Jahr - des Schutzwaldes und seine zunehmende Wichtigkeit angesichts der sich häufenden Wetterextreme. Mit Blick auf die notwendigen Massnahmen zur Förderung der Waldverjüngung wies er auf die Notwendigkeit einer sorgfältigen Abstimmung und konstruktiven Zusammenarbeit aller wichtigen Akteurinnen und Akteure aus Politik, Behörden, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft hin. Als gelungenes Beispiel dafür erwähnte er die Erarbeitung der Integralen Wald- und Holzstrategie 2050, die derzeit im Gange ist.
Dr. Paul Steffen vertrat anschliessend an der Podiumsdiskussion die Haltung des Bundes zum Thema Waldverjüngung. Erfolgreiche Lösungen zur Waldverjüngung seien für den Bund von grösstem Interesse angesichts der umfangreichen finanziellen Mittel, die für die Waldpflege eingesetzt würden. Zu Gunsten aller Funktionen des Waldes solle mit einer Kombination von jagdlichen (Regulierung des Wildbestandes zur Reduktion des Wildverbisses) und waldbaulichen Massnahmen (Verjüngung und Strukturierung der Bestände, Lebensraumaufwertung) die notwendige Verjüngung zur Anpassung des Waldes an den Klimawandel sichergestellt werden.
Am 27. und 28. Juni 2024 fand in Mels (SG) die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Alpenländischer Forstvereine unter dem Motto «Ideengeber Schutzwald» statt. Dr. Paul Steffen, stellvertretender Direktor des BAFU, hielt ein Fachreferat und nahm anschliessend an der Podiumsdiskussion zum Thema Schutzwald teil. Dabei warf er einen Blick in die nahe Zukunft und stellte das Ziel in der künftigen integralen Wald- und Holzstrategie 2050 des Bundes für den Schweizer Schutzwald vor: «Die Schutzwaldleistung und der damit verbundene Schutz vor Naturereignissen sind gesichert». Das Engagement für den Schutz und die nachhaltige Bewirtschaftung unserer Schutzwälder sei heute angesichts der Herausforderungen des Klimawandels wichtiger denn je, betonte Steffen und appellierte an die Zuhörerinnen und Zuhörer: «Wir stehen vor grossen Herausforderungen, die wir nur meistern können, wenn alle Akteure der Bereiche Wald und Holz ihren Beitrag dazu leisten.»
Am 1. September 2024 trat die neue Freisetzungsverordnung in Kraft. Seitdem dürfen 31 Pflanzenarten oder Artengruppen nicht mehr in Verkehr gebracht werden. Damit soll die weitere Verbreitung invasiver gebietsfremden Pflanzen in der Umwelt verhindert werden. Mit dem Inkrafttreten sind auch viele Fragen aufgetaucht.
Die Fachstelle des Bundes für die Aus- und Weiterbildung in der Waldwirtschaft Codoc löst aufgrund der geringen Nachfrage (und der zunehmenden Digitalisierung) die Ausleih-Mediothek auf. Sie birgt für Interessierte Schätze von historischem und/oder emotionalem Wert in deutscher und französischer Sprache.
Haben Sie ein Buch, eine DVD oder etwas anderes im Medienkatalog gefunden, das Sie gerne haben möchten? Wenden Sie sich direkt an info@codoc.ch und vereinbaren Sie einen Abholtermin.
Publikationen
«die umwelt» 3|2024 : Nachhaltig handeln - wie geht das?
Um unser Verhalten zu ändern, müssen wir zunächst verstehen, was unsere Entscheidungen beeinflusst. Sie beruhen auf einem komplexen Gleichgewicht, in das unsere Emotionen, unsere Wahrnehmung von Risiken, unser Wissen sowie das Verhalten unseres Umfelds mit einfliessen. Das aktuelle BAFU-Magazin zum Thema «Umweltpsychologie» stellt unsere Entscheidungspsyche in den Fokus.
An Hand von 14 Beispielen zeigt die neue BAFU-Publikation, wie sich auf Ebene Gemeinden/Regionen konkret die Landschaftsqualität erhöhen lässt. Zum Beispiel an Hand des Flachmoors Schwändli im Naturpark Gantrisch (BE), welches regeneriert und der Wald in ein Reservat umgewandelt wurde.