Die Zukunft ist kreisrund

Editorial von Karine Siegwart, Vizedirektorin BAFU

Karine Siegwart

Im Grunde genommen ist uns das Denken in Kreisläufen bereits bestens vertraut: Die Natur funktioniert in Kreisläufen – alles wird wiederverwertet, nichts ist überflüssig. So entstehen zum Beispiel aus heruntergefallenem Laub Nährstoffe für neues Pflanzenwachstum. Oder Schafe fressen Gras, das sie mit ihren eigenen Ausscheidungen gedüngt haben. Oder der Wasserkreislauf funktioniert, wie er uns noch aus dem Geografieunterricht geläufig ist. Doch für viele von uns ist die Vorstellung neu, dass es sinnvoll ist, auch bei wirtschaftlichen Abläufen in Kreisen zu denken: ökologisch sinnvoll, weil wir für unsere Ernährung, die Mobilität und das Wohnen nur eine Erde mit all ihren Ressourcen zur Verfügung haben, und ökonomisch sinnvoll, weil sich das Denken und Handeln in Kreisläufen auszahlt. Diese Ausgabe von «die umwelt» erklärt, was Kreislaufwirtschaft ist und wie sich dieses Konzept im Alltag mit Erfolg umsetzen lässt.

Doch noch stehen wir erst am Anfang einer Entwicklung, die uns wegführt von einer Wirtschaftsweise, die mit natürlichen Ressourcen und Rohstoffen so verschwenderisch umgeht, als gäbe es alles im Überfluss, und bei der am Ende ein Produkt weggeworfen oder entsorgt wird. Am Anfang einer Entwicklung, die uns hinführt zu einer Wirtschaftsweise, die auch auf effizientes Produktdesign sowie Wiederverwenden und Wiederverwerten setzt.

Dies ist ein Thema, das eine Vielzahl von Akteuren betrifft: zunächst die Wirtschaft, verstanden als Akteurin entlang der gesamten Lieferkette vom Rohstoffabbau über Produktion, Detailhandel, Recycling und Reparatur bis hin zur Entsorgung, dann uns als Konsumentinnen und Konsumenten und schliesslich die Behörden von der lokalen bis zur globalen Ebene. Damit Materialien und Produkte in Kreisläufen zirkulieren können, sind alle gefordert. Die Digitalisierung kann hier unterstützend wirken.

Wenn es jedoch darum geht, den ersten Schritt für den nötigen Wandel zu tun, schieben sich Akteure allzu oft gegenseitig die Verantwortung zu. Veränderungen geschehen aber nur, wenn jemand tatsächlich damit beginnt, Dinge in Bewegung zu bringen. Deshalb schildert «die umwelt» anhand von Beispielen, wo die Kreislaufwirtschaft – zumindest in Ansätzen – bereits Realität ist. Wir zeigen, dass sie sowohl in ökologischer wie in ökonomischer Hinsicht viele Chancen bietet. Wir müssen sie bloss nutzen!

Gerade junge Menschen wollen Dinge nicht mehr um jeden Preis selbst besitzen. Eher wollen sie vermehrt mieten, teilen oder wiederverwenden, und zwar nicht aus Konsum­verweigerung, sondern weil Besitz auch eine Last sein kann. Denn weniger ist oft mehr. Wer an die Berge von Zügelkartons bei seinem letzten Umzug denkt oder an die häufig verzweifelte Suche nach einem freien Parkplatz, kann ihnen nur recht geben. Die ältere Generation ihrerseits ist mit der Langlebigkeit von Möbeln oder der Reparaturfähigkeit von Elektrogeräten aufgewachsen. Und ich selbst möchte gerne wissen, welche Baumaterialien in unserem Wohnhaus verbaut sind. Was dies alles mit Kreislaufwirtschaft zu tun hat?

Ich wünsche Ihnen eine informative und inspirierende Lektüre!

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Letzte Änderung 04.12.2019

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