Herdenschutzhunde auf Alpweiden: Tipps zum korrekten Verhalten

29.06.2017 - In diesen Tagen wird in zahlreichen Sömmerungsgebieten in der Schweiz der Alpbetrieb aufgenommen. An verschiedenen Orten begleiten Herdenschutzhunde die Schaf- oder Ziegenherden als Wächter auf die Alpen. Sie schützen die Nutztiere vor Übergriffen durch Grossraubtiere wie Bären, Wölfe oder Luchse. Dort, wo Fuss- oder Wanderwege das Einsatzgebiet der Herdenschutzhunde queren, kann es zu Konflikten zwischen Menschen und Herdenschutzhunden kommen. Verhaltenstipps helfen diese zu minimieren. Markierungstafeln und neue Online-Karten ermöglichen eine entsprechende Tourenplanung.

Herdenschutzhunde mit Schafherde auf der Alp Pontimia (VS)
© AGRIDEA

Seit der Rückkehr von Luchs, Wolf und Bär erhält der Schutz der Nutztiere auf Alpweiden mehr Bedeutung. Auf unwegsamen Alpen kann nur der Einsatz von Herdenschutzhunden effizienten Schutz bieten. Während der aktuellen Sömmerungssaison sind gut 200 Herdenschutzhunde auf etwa 100 Schweizer Alpen im Einsatz. Sie schützen Schaf- und Ziegenherden, in wenigen Fällen auch Kuhherden selbständig Tag und Nacht und bei jedem Wetter. Die für den Schutz benötigte Eigenständigkeit und freie Beweglichkeit der Herdenschutzhunde führt jedoch auch zu (Akzeptanz-) Problemen. Herdeschutzhunde im Einsatz sind nicht unter der direkten Führung eines Halters.

Entgegen entsprechender Vorurteile handelt es sich bei Herdenschutzhunden nicht um gefährliche Hunde. Offizielle Herdenschutzhunde werden nach strengen Qualitätskriterien ausgebildet und geprüft. Dabei wird Wert darauf gelegt, dass sich die Hunde gegenüber den Menschen tolerant zeigen – vorausgesetzt, die Menschen verhalten sich gegenüber den Hunden freundlich.

Der Einsatz von Herdenschutzhunden ermöglicht die Bestossung der Alpen bei gleichzeitiger Präsenz der Grossraubtiere. Die Hunde leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung traditioneller Kulturlandschaften und der Biodiversität. Ein ineinander verwobenes Mosaik von Wald, Sömmerungsweiden und ungenutzten Wildnisgebieten wiederum stellt das Kapital eines naturnahen Tourismus im Berggebiet dar. Mit respektvollem Verhalten und den richtigen Massnahmen können Konflikte zwischen Touristen und Herdenschutzhunden auf ein Minimum reduziert werden.


Verhalten gegenüber Herdenschutzhunden

Verhalten gegenüber Herdenschutzhunden
© AGRIDEA

Wenn man auf einer Wanderung oder Biketour ein Herdenschutzgebiet kreuzt, wird grundsätzlich folgendes Verhalten empfohlen:

  • Tafeln mit Verhaltenstipps ernst nehmen
  • Tempo verlangsamen
  • Tiere nicht aufscheuchen
  • Hunde nicht überraschen, sondern durch lautes Reden auf sich aufmerksam machen 
  • Vom Bike absteigen

Wenn Herdenschutzhunde bellen, auf einen zurennen und den Weg versperren:

  • ruhig stehen bleiben und den Hunden Zeit lassen, die Situation einzuschätzen (Hunde nicht direkt anschauen, nicht berühren, nicht direkt ansprechen)
  • Distanz zur Herde halten
  • Hunde nicht provozieren: keine erhobenen Stöcke, nicht herumfuchteln, nicht anschreien 
  • Hunde wenn nötig mit schräg und ruhig gegen unten ausgestrecktem Stock auf Abstand halten
  • Sobald der Hund die Anwesenheit akzeptiert hat und nicht mehr bellt, kann der Weg langsam fortgesetzt werden.

Wenn sich die Herdenschutzhunde nicht beruhigen:

  • Rückwärtsgehen und sich auf eine grössere Distanz zur Herde zurückziehen 
  • Augenkontakt vermeiden
  • Herde weiträumig umgehen oder umkehren
  • Wer sich trotz eindeutiger Warnsignale der Herdenschutzhunde den Durchgang durch die Herde erzwingt, kann im schlimmsten Fall gebissen werden

Vom Mitführen von Begleithunden in Regionen mit geschützten Herden wird unbedingt abgeraten. Fremde Hunde – als direkte Verwandte des Wolfes – erregen bei Herdenschutzhunden ein verstärktes Abwehrverhalten. Bei unverhofftem Zusammentreffen mit einer geschützten Herde, den eigenen Hund an die Leine nehmen und die Herde weiträumig umgehen.
 

Markierungstafeln

Tafeln machen Wandernde und Bikerinnen und Biker frühzeitig darauf aufmerksam, dass Herdenschutzhunde unterwegs sind. Diese Tafeln stehen dort, wo Wander- oder andre öffentliche Wege in von Herdenschutzhunden geschützte Weidegebiete führen. Zudem sind sie an wichtigen Ausgangs- oder Wegpunkten für Wanderungen in Gebiete mit Herdenschutzhunden (z.B. bei Haltestellen des öffentlichen Verkehrs, bei Seilbahnstationen oder bei wichtigen Weggabelungen) angebracht.

Besucherlenkungstafel auf dem Gotthard-Pass.
© AGRIDEA

Sömmerungsgebiete mit Herdenschutzhunden online

Zur Planung einer Wanderung oder Biketour gehören Anfahrt, Streckenlänge, Höhenmeter etc. Neu können auf map.geo.admin.ch zusätzlich Gebiete mit Herdenschutzhunden visualisiert werden. Alle Einsatzgebiete offizieller Herdenschutzhunde im Sömmerungsgebiet sind eingezeichnet. Sie werden - wo möglich - mit Zusatzinformationen zu einzelnen Alpen ergänzt. Beispielsweise mit ausgezäunten Wegabschnitten oder mit Kontaktangaben für spezifische Auskünfte. Die Karten sind auch auf der Homepage der Fachstelle Herdenschutzschweiz abrufbar. Ab nächstem Jahr werden die Daten zusätzlich bei SchweizMobil verfügbar sein.

Akteure und Zuständigkeiten

In der Schweiz fördert das Bundesamt für Umwelt den Herdenschutz mit Herdenschutzhunden. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass die Hunde gemäss den entsprechenden Vorgaben der eidgenössischen Jagdverordnung sowie der zugehörigen Richtlinie gezüchtet, ausgebildet, gehalten und eingesetzt werden.

Zur Sicherung des Fachwissens zu Herdenschutzhunden stellt der Bund den Kantonen sowie den Landwirten Beratung durch die Fachstelle Herdenschutzhunde bzw. deren regionale Fachberater zur Verfügung. Fachstelle und Fachberater bilden für Kantone und Landwirte die Anlaufstelle bei Fragen und Problemen mit offiziell anerkannten Herdenschutzhunden.

Weiterführende Informationen

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Letzte Änderung 29.06.2017

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