Invasive Arten: Was wir alle tun können

13.06.2018 - Sie können einheimische Arten verdrängen, zu einem gesundheitlichen Problem für Menschen werden oder ökonomische Schäden anrichten: Pflanzen und Tierarten, die absichtlich oder unabsichtlich eingeführt werden und sich hier ausbreiten. Bund und Kantone sind aktiv – doch wir alle können handeln, wie die schweizweiten Aktionstage zur Bekämpfung invasiver Arten zeigen, die vom 15.-17. Juni 2018 stattfinden.

Was können Private beitragen

Video «Was tun gegen invasive gebietsfremde Arten?» mit Gian-Reto Walther, Sektion Arten und Lebensräume beim BAFU.


Die Tücken der Globalisierung

Eines sei gleich vorneweg gesagt: Viele gebietsfremde Arten sind unproblematisch – so wäre unser Speisezettel beispielsweise ohne Kartoffeln und Tomaten ziemlich arm, oder die meisten Gärten ohne Kulturpflanzen weit weniger farbig als heute. Doch seitdem wir mehr herumreisen und vermehrt mit der ganzen Welt Handel betreiben, nimmt auch das Problem mit Pflanzen- und Tierarten, die absichtlich eingeführt oder unabsichtlich eingeschleppt werden, sich hier ausbreiten und Schäden verursachen, kontinuierlich zu. In der Fachsprache wird von «invasiven gebietsfremden Arten» gesprochen.

Manchmal jedoch findet auch ein Bewusstseinswandel statt: So wurden zum Beispiel einst der Japanische Staudenknöterich (Reynoutria japonica) oder der Sommerflieder (Buddleja davidii) als willkommene Zierpflanzen absichtlich in unsere Gärten gepflanzt. Heute, nachdem sie sich stark ausgebreitet haben und Schäden in der Natur verursachen, müssen sie als invasive gebietsfremde Pflanzen (in der Fachsprache «invasive Neophyten») aufwändig bekämpft werden. Auch Tiere können zur Plage werden, wie zum Beispiel der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis), der im angrenzenden Ausland in Gewächshäusern zur biologischen Bekämpfung von Blattläusen eingesetzt wurde, sich mittlerweile aber auch in der Schweiz in der freien Natur etabliert hat und einheimische Marienkäferarten verdrängt. 

Problematisch für Biodiversität, Gesundheit und Infrastrukturen

2006 listete der Bund über 800 etablierte gebietsfremde Arten auf und zählte 107 Problemarten. Heute dürften es deutlich mehr sein. Invasive gebietsfremde Arten haben negative Auswirkungen auf die Umwelt, Biodiversität, aber auch auf die Menschen.

Gebietsfremde Arten in der Schweiz

Cover Gebietsfremde Arten in der Schweiz

Übersicht über die gebietsfremden Arten und ihre Auswirkungen. Stand 2022


Bedrohung für die biologische Vielfalt: Es gibt zahlreiche Beispiele von invasiven gebietsfremden Tieren und Pflanzen, die sich hierzulande ausbreiten und dadurch einheimische Arten verdrängen. Einige Beispiele:


Gefahr für die menschliche Gesundheit: Sowohl Tiere wie auch zahlreiche Pflanzen, die hier nicht heimisch sind, können die Gesundheit der Menschen beeinträchtigen. Beispielsweise:


Problem für Infrastrukturen: Sich stark ausbreitende Pflanzen können Stützmauern beschädigen, Uferböschungen unterwandern oder Hänge destabilisieren und so zum Rutschen bringen.

Was unternehmen Bund und Kantone

Die Schweiz hat sich international verpflichtet, einheimische Arten zu schützen: einerseits mit der Biodiversitätskonvention, andererseits mit der Berner Konvention zum Schutz von wild lebenden Pflanzen und Tieren.

In der Pflanzenschutzverordnung sind jene Organismen aufgeführt, die meldepflichtig sind und bekämpft werden müssen, beispielsweise das Aufrechte Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia). In der Freisetzungsverordnung und der Einschliessungsverordnung sind der Umgang mit Organismen im Allgemeinen, wie auch spezifisch mit gebietsfremden Organismen geregelt.

2016 hat der Bundesrat die Strategie der Schweiz zu invasiven gebietsfremden Arten inklusive Massnahmenplan verabschiedet. Die Strategie hat zum Ziel, präventiv zu wirken sowie problematische Arten zu bekämpfen. Dabei setzt der Bund auf folgende Schwerpunkte:

  • Harmonisierung und bei Bedarf Ergänzung bestehender Rechtsgrundlagen;
  • Vernetzung und Koordination der zahlreichen Akteure auf nationaler Ebene: aktiv sind in der Schweiz verschiedene Bundesämter, kantonale Konferenzen und Arbeitsgemeinschaften wie zum Beispiel die Arbeitsgruppe «Invasive Neobiota» AGIN, nationale Datenzentren sowie weitere Organisationen, Branchenverbände oder Gemeinden;
  • Aktualisierung der Fachgrundlagen: Die Verbreitung von invasiven gebietsfremden Arten wird beobachtet, analysiertund dokumentiert.

Den Kantonen kommt als verantwortliche Behörden für Prävention und Bekämpfung eine wichtige Rolle zu. Etliche Kantone haben Sensibilisierungs- und Eindämmungsmassnahmen ergriffen, wie zum Beispiel:

  • Sensibilisieren: Am Pfäffikersee (ZH) läuft zurzeit die Initiative «Neobiota-Freihaltezone». Fischer, Bootsbesitzer und Wassersportler werden sensibilisiert, damit invasive gebietsfremde Wasserlebewesen wie Kamberkrebse, Schwarzmeergrundeln oder Quaggamuscheln gar nicht erst eingeschleppt werden;
  • Sofort handeln: Der Kanton Genf zeigt auf, wie er dank frühzeitigem und entschlossenem Handeln die invasive Wasserpflanze Heusenkraut (Ludwigia grandiflora (Michaux) Greuter & Burdet) erfolgreich beseitigen konnte;
  • Bekämpfen: Bereits Routine ist die Überwachung und Bekämpfung durch Zivildienstleistende im Kanton Graubünden. Dank dieser Arbeit konnte sich beispielsweise der Essigbaum nicht weiter ausbreiten, und es wurden ganze Bestände des Riesenbärenklaus eliminiert. 

Der Bund unterstützt die Kantone bei der Bekämpfung von invasiven gebietsfremden Arten insbesondere in und um Biotope von nationaler und regionaler Bedeutung. Er kann sich auch an Bekämpfungskosten beteiligen, wenn Funktionen des Waldes erheblich gefährdet sind. Bei der Bekämpfung der Tigermücke unterstützt der Bund den Kanton Tessin seit den ersten Funden 2004. Das BAFU finanziert seit 2013 zudem eine nationale Überwachung dieser Mückenart und seit 2017 eine nationale Koordination der Massnahmen von Gemeinden, Kantonen und Bund. Andere Massnahmen tragen gezielt zur Erhaltung und Förderung einheimischer Arten bei, wie beispielsweise den einheimischen Krebsarten.


Aktionsplan Flusskrebse Schweiz

Cover Aktionsplan Flusskrebse Schweiz

Artenförderung von Edelkrebs, Dohlenkrebs und Steinkrebs. 2011


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Letzte Änderung 19.06.2018

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