17.08.2017 - «Gesucht: „Klimawandel“ im Bild» lautete der Wettbewerbsaufruf des BAFU im Frühjahr 2017 an Studierende von staatlich anerkannten Gestaltungs-, Grafik- oder Designschulen in der ganzen Schweiz. Sie wurden eingeladen, Bilder zu schaffen, die dazu beitragen können, die Öffentlichkeit und bestimmte Zielgruppen für die Problematik des Klimawandels zu sensibilisieren. Welche Bilder gefunden wurden zeigt unsere Galerie, eröffnet durch die Siegerbilder.
Die Teilnehmenden des Wettbewerbs hatten die Aufgabe, ein Bild zu schaffen, das Aufmerksamkeit oder Verständnis für den Klimawandel in der Schweiz weckt oder sogar zum Handeln anregt. Die Fachjury hatte die Qual der Wahl, doch die Entscheidung ist gefallen (Jury-Mitglieder siehe Kasten).
Platz 1 - «RELATIVISE!»
Platz 2 - «Matterhorn 2117»
Platz 3 - «Fata Morgana»
Weitere Teilnehmer (alphabetisch)
Am 1. November findet anlässlich einer Vernissage zur Ausstellung der Bilder im BAFU die Preisverleihung statt. Die Gold-, Silber- und Bronze-Trophäen in Form von kleinen Plakatständern stammen von der APG|SGA (Allgemeine Plakatgesellschaft AG), die damit den Teilnehmenden ihre Anerkennung zum Ausdruck bringen möchte.
Die Ausgezeichneten
«Das Bild macht den Klimawandel sinnlich erfahrbar, es tut weh und sagt damit: Die Auswirkungen betreffen dich persönlich», meint Jurymitglied Mike S. Schäfer zum Siegerbeitrag «RELATIVISE!». Diese körperliche Empfindung wollen Colin Droz und Luca Mengisen mit ihrem Sujet, dem sonnenverbrannten Arm, über den eine schmelzendes Glace läuft, und mit stark kontrastierenden Farben auch auslösen. Die Erfahrung am eigenen Leib soll für die Umwelt und für die globale Problematik sensibilisieren.
Dass sich ein ernstes Thema auch mit Humor vermitteln lässt, beweist hingegen «Matterhorn», auf Platz zwei. Hier stellt Silvain Monney ein Wahrzeichen der Schweiz, das Matterhorn, kombiniert mit einer Tanne auf grünem Grund, einem Wahrzeichen aus Ägypten, der Pyramide – die Tanne ist dabei zur Palme mutiert, die dominierende Farbe ist Sandbraun – gegenüber, wobei er fast geometrische Formen verwendet. «Mir gefällt die minimalistische, freche Umsetzung dieser Kombination von Matterhorn und Pyramide – die leicht erkennbaren Elemente machen das Bild einfach verständlich», so Antje Reineck.
Ähnliche Motive, ganz anders umgesetzt, finden sich bei «Fata Morgana», von Juliana Aschwanden-Vilaça, auf Rang drei: Vor der Kulisse des Matterhorns, das über einer Wüstenlandschaft thront, trägt ein Kamel eine Kuhglocke. Dazu Markus Forte: «Die Aussage trifft ins Schwarze, die technische Umsetzung ist gut gelungen und zudem ist es witzig, wie dieser Wettbewerbsbeitrag mit den Bildern spielt, die wir von der berühmten Camel-Zigarettenwerbung im Kopf haben.»
Obwohl nicht mehr unter den Prämierten, verdienen auch die viert- und fünftplatzierten Beiträge besondere Erwähnung. Mit «Klima in Schieflage» hat David Hug, Hochschule Luzern – Design & Kunst, Illustration Nonfiction, eine düster-schöne Metapher für eine Bedrohung durch die Erderwärmung geschaffen: Ein Pendel schwingt gefährlich aus, buchstäblich «angefeuert» durch klimaschädigende menschliche Aktivitäten, und zieht eine Stadt ins Meer hinein. Ein jugendliches Publikum dagegen spricht Remo Hiltebrand, Zürcher Hochschule der Künste, mit «Klimaschmutz» an, auf dem fünften Platz. Die Illustration im Comics-Stil erzählt «rockige» Geschichten über die Ursachen und Folgen des Klimawandels.
Ein besonders beliebtes Motiv stellt die schmelzende Glace dar. Die Vielfalt der eingesetzten Materialien jedoch überraschte: Die Teilnehmenden haben unter anderem mit Karton, Holz oder sogar mit Textilien gearbeitet. Die Bandbreite der Techniken reichte von Collage über Zeichnung und Aquarell bis zu Porträt- oder Natur-Aufnahmen. Für die Schlussbearbeitung war Photoshop üblich.
Sensibilisierung für Klimawandel in der Schweiz
Dass sich der Klimawandel auf die Schweiz als Alpenland besonders stark auswirkt, ist hinlänglich bekannt. Wasserknappheit in trockenen Sommern hat u.a. Folgen für die Landwirtschaft. Grosse Hitze in den Städten ist ungesund für Mensch, Tier und Natur. Schnee wird zur Mangelware, und Murgänge und Felsstürze häufen sich infolge schmelzendem Permafrost. Auch dass wir mit unseren Emissionen aus Industrie, Gebäude, Verkehr, Landwirtschaft und Abfall zu den Ursachen des Klimawandels beitragen, wissen wir. Warum scheint die Problematik trotzdem vielen Menschen weit entfernt?
Obwohl der Klimawandel in aller Munde ist, bleibt er für Laien oft ein abstraktes Phänomen. Bilder können für Abhilfe sorgen. Das BAFU wollte deshalb Studentinnen und Studenten von staatlich anerkannten Gestaltungs-, Grafik- und Design-Schulen dazu anregen, sich in einem Wettbewerb kreativ mit dem Thema auseinanderzusetzen und neue, verständliche Bilder für die multimediale Kommunikation zu schaffen. Zudem sollte bei diesem Pilotprojekt der Wettbewerb als partizipatives Instrument, das der Sensibilisierung für ein Umweltthema dient, getestet werden.
Fachjury:
- Roger Bennet, Fotoagentur Ex-Press AG, Zürich
- Markus Forte, freischaffender Fotograf, Zürich
- Lisa-Jeanne Leuch, Art Director/Dipl Graphiste SGV, Forme & Fonction, Genève
- Antje Reineck, Visuelle Gestalterin, Artdirektion, Hochparterre, Zürich
- Prof. Dr. Mike S. Schäfer, Universität Zürich, Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung (IPMZ), Zürich
- Nicole Witschi, Kommunikationsverantwortliche Klimaprogramm, BAFU, Abt. Klima, Bern
- Dr. Gabriella Zinke, Kommunikationsberatung, BAFU, Abt. Kommunikation, Bern
Vernissage und Preisverleihung
Am 1. November fand im BAFU anlässlich der Vernissage zur Ausstellung mit den Wettbewerbsbildern die Prämierung statt. Unter dem Applaus der Gäste nahmen Colin Droz und Luca Mengisen sowie Silvain Monney die Trophäen in Form eines kleinen Plakatständers entgegen. Juliana Aschwanden-Vilaça, die Drittplatzierte, war über WhatsApp aus Brasilien zugeschaltet. Sie wurde an diesem Abend von ihrem Ehemann Urs vertreten, der seiner Frau demnächst nachreisen wird, um bei der Geburt ihres ersten Kindes dabei zu sein.
Letzte Änderung 17.08.2017