In der Schweiz sind rund 33 000 Personen von Eisenbahnlärm über den Grenzwerten betroffen – besonders in der Nacht. Ein umfangreiches Sanierungsprogramm des Bundes hat bisher rund 200'000 Betroffene geschützt. Es umfasst Lärmschutzwände, den Umbau des Rollmaterials und das Verbot besonders lauter Güterwagen im Schweizer Schienennetz.
Der Güterverkehr in der Nacht verursacht den grössten Anteil des Lärmproblems bei den Eisenbahnen. Für die Sanierung des Schweizer Schienennetzes hat der Bund bisher 1,5 Milliarden Franken ausgegeben und wirksame Lärmschutzmassnahmen umgesetzt:
Praktisch alle schweizerischen Eisenbahnwagen wurden zwischen 2000 und 2015 auf eine lärmarme Bremstechnologie umgerüstet. In erster Linie wurden die Bremsklötze aus Gusseisen durch solche aus Verbundstoffen ersetzt (z.B. K-Sohlen oder LL-Sohlen). Diese modernen Bremssohlen sorgen für eine glattere Radlauffläche, wodurch die Geräuschentwicklung wesentlich verringert wird.
Eine Lärmschutzbaute unterbricht die direkte Schallausbreitung von der Emissionsquelle zum Empfangsort, zum Beispiel einem Wohnhaus. Je mehr die Lärmschutzbaute die Sichtlinie zwischen der Lärmquelle und dem Empfangsort überragt, desto grösser ist die Wirksamkeit.
Neben der messbaren akustischen Wirkung, haben die Lärmschutzbauten einen weiteren Effekt. Bei gleicher Lärmintensität fühlen sich befragte Betroffene hinter einer solchen Abschirmung tendenziell weniger belästigt als ohne Lärmschutzbaute.
Schallschutzfenster reduzieren Lärm, indem sie den Schall durch mehrere Mechanismen dämpfen. Sie verfügen über unterschiedlich dicke Glasschichten, spezielle Folien oder Gasfüllungen zwischen den Scheiben, um Schallwellen zu brechen, zu absorbieren und ihre Energie zu verringern, bevor sie den Innenraum erreichen.
Die Einführung von strengen Emissionsgrenzwerten für alle Güterwagen im Schweizer Normalspurnetz ab 2020 sorgt dafür, dass in der Schweiz nur noch Güterwagen verkehren, die mit lärmarmen Technologien wie Verbundstoff-Bremssohlen oder Scheibenbremsen ausgerüstet sind. Diese Technologien sorgen für eine glattere Radlauffläche, wodurch die Geräuschentwicklung wesentlich verringert wird.
Die Festlegung von Anforderungen an die Schienenqualität zielt darauf ab, den Lärm durch eine glattere Schienenoberfläche zu reduzieren. Eine gut unterhaltene Schiene mit minimalen Rauheiten vermindert Vibrationen, die beim Kontakt mit den Rädern verursacht werden, wodurch das Fahrgeräusch reduziert wird.
Das Forschungsprogramm Eisenbahnlärm finanziert Forschungsvorhaben im Bereich von emissionsbegrenzenden Massnahmen an Schienenfahrzeugen und an der Infrastruktur. Sie umfassen Feldversuche für die Erprobung, Adaptierung und Zulassung von lärmarmen Technologien für Eisenbahnen und werden von verschiedenen Arbeitsgruppen des Bundesamtes für Verkehr BAV, mit Experten aus Behörden, den Eisenbahnunternehmungen und der Wissenschaft begleitet.
Mit einer Investitionshilfe wird die Beschaffung von besonders lärmarmen Güterwagen durch den Bund unterstützt. Als besonders lärmarme Güterwagen gelten dabei Produkte, bei denen die für die Lärmerzeugung wesentlichen Einflussgrössen optimiert sind. Im Vordergrund steht dabei die Förderung von Drehgestellen mit Scheibenbremsen.
Mit diesen Lärmschutzmassnahmen konnte der Bund mehr als 80 Prozent der Personen schützen, die im Jahr 2000 von übermässigem Eisenbahnlärm betroffen waren. Das betrifft etwa 200'000 Menschen. Für die restlichen 20% der Betroffenen konnte bislang noch keine Lösung gefunden werden. Mit der Finanzierung von gezielter Forschung zur Lärmbegrenzung bei Infrastruktur und Rollmaterial sowie den Investitionshilfen des Bundes, wird laufend nach neuen Lösungen gesucht. Die Forschungsresultate sind auf folgender Internetseite veröffentlicht:
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Letzte Änderung 10.11.2023