Das BAFU erarbeitet zusammen mit dem Eidg. Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) und den Bundesämtern für Energie (BFE), für Bevölkerungsschutz (BABS) und für Meteorologie und Klimatologie (MeteoSchweiz) Grundlagen für die Beurteilung der Gefährdung durch Extremhochwasser an der Aare. Am 22. Februar 2021 wurden die Ergebnisse veröffentlicht. Damit verfügen die Behörden und Betreiber von Anlagen über fundierte Grundlagen, um kritische Infrastrukturen besser vor Extremhochwasser zu schützen.
Ziel des Projekts EXAR ist es, einheitliche Grundlagen für die Beurteilung der Gefährdung durch extreme Hochwasserereignisse an der Aare zu erarbeiten und, in einer zweiten Etappe, am Rhein unterhalb des Zusammenflusses der beiden Flüsse. Priorität im Projekt hat die Aare, an deren Flusslauf sich die Kernkraftwerke Mühleberg, Gösgen und Beznau sowie Zwischenlager für radioaktive Abfälle des Bundes befinden.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden generell dazu beitragen, kritische Infrastrukturen und Agglomerationen besser vor Hochwasser zu schützen. Insbesondere sollen sie dazu dienen, die Risiken extremer Hochwasserereignisse für 19 Stauwehre und für die Kernkraftwerke Mühleberg, Gösgen sowie Beznau erneut zu beurteilen. Zur Erarbeitung der hydrologischen Grundlagen werden statistischen Ansätze und mathematische Modelle kombiniert. Ausgehend von spezifischen Situationen an der Aare soll definiert werden, welche Gefahren im Zusammenhang mit Hochwasser bestehen und wie diese möglicherweise interagieren. Dafür sollen namentlich Phänomene wie Starkniederschläge, Erosion, Gerinneverlagerung, Geschiebeablagerung, Rutschungen, Verklausungen sowie Stauwehrbrüche (auch aufgrund von Erdbeben) untersucht werden, wobei auch Unsicherheiten und Wechselwirkungen zu berücksichtigen sind.
Projektablauf
2013-2015 wurden in Vorstudien die bisherigen Grundlagen und Studien zum Thema inventarisiert und zusammengetragen. Auch die Methodologie der Hauptstudie wurde in einer Vorstudie erarbeitet und mit den Experten und Projektpartnern konsolidiert.
Die Hauptstudie für das Einzusggebiet der Aare, mit Beginn Anfang 2016, wurde in zwei Phasen aufgeteilt:
- In der ersten Phase (A) werden unter anderem Niederschlag/Abfluss-Szenarien vorbereitet, die Beurteilungsperimeter und Schlüsselstellen (siehe Glossar) definiert und darauf basierend der Untersuchungsablauf festgelegt.
- In der zweiten Phase (B) erfolgen die eigentlichen Untersuchungen der Prozesse, Interaktionen und Auswirkungen.
Die Resultate wurden am 22. Februar 2021 vorgestellt.
Projektorganisation
Projektauftraggeber sind BAFU, BFE, ENSI, BABS und MeteoSchweiz, wobei die Projektleitung beim BAFU liegt.
Zur Validierung der in den einzelnen Teilprojekten durch spezialisierte Büros oder Hochschulen vorgeschlagenen Vorgehensweisen und der erzielten Ergebnisse zieht die Projektleitung während der gesamten Studiendauer einen wissenschaftlichen Expertenbeirat bei. Die Ergebnisse wurden mit einer Begleitgruppe mit Verantwortungsträgern diskutiert.
Die Hauptstudie wird thematisch in sieben Teilprojekte (TP) aufgeteilt, welche wiederum in vier Arbeitspakete (AP) zusammengefasst werden.
Die Teilprojekte betreffen Hochwasserabflüsse (TP1), meteorologische Szenarien (TP2), statistische Auswertungen (TP3), Verklausungen (TP4), Kollaps und Versagen von wasserbaulichen Einrichtungen (TP5), Grossraumhydraulik sowie Hydraulik an Schlüsselstellen und in Beurteilungsperimetern (TP6) und Synthese und Gesamtkoordination (TP7). Die Arbeitspakete umfassen technische Koordination und Synthese (AP1), Bereitstellung von Niederschlag/Abfluss-Szenarien (AP2), Untersuchung von Hydraulik und Morphodynamik (AP3) und von wasserbaulichen Einrichtungen (AP4).
Weiterführende Informationen
Letzte Änderung 22.02.2021