16.03.2023 – Die Ruhe geniessen, frische Luft und feine Düfte einatmen, dem Blätterrauschen zuhören, die Natur entdecken – ein Waldbesuch spricht alle Sinne an und ist erholsam. Die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung schätzt dies und erholt sich regelmässig im Wald. Der diesjährige internationale Tag des Waldes will die Bedeutung des Waldes für die Gesundheit hervorheben.
Die Menschen erholen sich gerne im Wald, sie spazieren, treiben Sport, sie machen ein Picknick, beobachten die Natur, lauschen den Vögeln oder geniessen einfach die Ruhe. Dieses Dossier zeigt auf, wie sich diese Aktivitäten positiv auf die Gesundheit auswirken. Es erläutert das Konzept des «Waldbadens» und den Einfluss von Gebäuden und Räumen aus Holz auf die Gesundheit.
Waldbaden – ein bewusstes Walderlebnis
Waldbaden – zwei Begriffe, die auf den ersten Blick nicht viel gemein haben. Dabei meint der Begriff genau das, was auch drinnen steckt – das (symbolische) Baden im Wald. Waldbaden hat seinen Ursprung in Japan. Shinrin Yoku, so die japanische Bezeichnung, bedeutet «ein Bad in der Atmosphäre des Waldes nehmen». Bereits 1982 wurde vom japanischen Ministerium für Landwirtschaft, Forst und Fischerei ein «forest bathing trip» als gesunder Lebensstil vorgeschlagen. Heute ist Waldbaden/Shinrin Yoku in Japan, Südkorea, Taiwan, Malaysia und in China als präventive Methode zur Stressbewältigung anerkannt. Auch im therapeutischen Kontext wird das Waldbaden angewandt und ist in Japan unter dem Begriff Forest Therapy® geschützt.
Was ist Waldbaden?
Waldbaden bedeutet, den Wald achtsam und mit allen Sinnen zu erleben. Beim Waldbaden lässt man sich treiben, hat keinen fixen Plan und entdeckt dabei auch die Langsamkeit. Die Atmosphäre des Waldes kann so bewusst aufgenommen werden. Diese Form eines Waldbesuchs braucht Zeit und zu Beginn wohl auch etwas Mut, sich auf diese Art von Erlebnis einzulassen.
Im ersten Moment wirkt Waldbaden eher esoterisch und nicht wissenschaftlich. Tatsächlich ist durch mehrere anerkannte und wissenschaftliche Studien ein positiver Effekt auf die Gesundheit nachgewiesen worden. Waldbaden stärkt die Immunabwehr, hat positive Auswirkungen auf den Blutdruck, vermindert Stress und steigert somit insgesamt das Wohlbefinden.
In der Schweiz wurde das Waldbaden erst in den letzten Jahren bekannt. Erleben kann man das Waldbaden durch professionell geführte Angebote, aber auch ganz individuell und alleine. Neben den positiven gesundheitlichen Effekten bringt Waldbaden die Menschen näher zur Natur.
Perspektiven für die Zukunft
Der Wald hat auf der ganzen Welt positive Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden. Welche Entwicklungen gibt es in anderen Ländern und was können wir davon lernen?
In Japan und weiteren asiatischen Ländern sind die Effekte von Waldtherapien seit langem anerkannt. Nun wird die Schönheit der japanischen Wälder und speziell das Waldbaden auch touristisch vermarktet. Auch in den Vereinigten Staaten von Amerika gibt es interessante Beispiele. In den Adironrack Mountains, in der Nähe von New York, einem Gebiet mit einem sehr gut ausgebauten Wegnetz, werden die Effekte von Nadelduftstoffen als Anreize für geführten Touren und andere Produkte in Wert gesetzt. Sogar lokale Teesorten werden den Kunden offeriert. Auch Costa Rica, welches für seine Natur berühmt ist, präsentiert sich als «Paradies für Waldbaden».
Natur- und Waldtherapien werden von Fachleuten zunehmend anerkannt. In Grossbritannien ist es sogar möglich, dass Ärzte Waldbesuche offiziell als Therapie «verschreiben» können. Forschende haben geschätzt, dass dank Waldbesuchen jährlich etwa 185 Millionen Pfund im Gesundheitswesen (bei mentalen Krankheiten) eingespart werden könnten. Durch urbane Bäume könnten dazu 16 Millionen Pfund Kosten für nicht verschriebene Medikamente eingespart werden.
Entwicklungen in der Schweiz
In der Schweiz werden solche gesundheitsfördernden Angebote ebenfalls untersucht. Das Bundesamt für Gesundheit und auch Krankenkassen interessieren sich dafür. Die Frage scheint nicht mehr wann, sondern eher wie Natur- und Waldtherapien unterstützt und organisiert werden. Aktuell gibt es bereits lokale Initiativen und Angebote im Wald, die durch Private, Spitäler und Kliniken oder durch Försterinnen und Förster organisiert werden. Die ZHAW in Wädenswil hat einen CAS-Lehrgang über Wald, Landschaft und Gesundheit entwickelt sowie diverse Forschungsarbeiten lanciert.
Waldbesuche werden zukünftig auch in der Schweiz eine wichtigere Rolle bei der Gesundheitsprävention sowie bei der Erholung und ergänzend in der Therapie von Krankheiten spielen. Voraussetzung hierfür ist eine aktive Beteilung von qualifiziertem Fachpersonal aus dem Gesundheitsbereich (auch der Krankenkassen) sowie ausreichend zertifizierte Fachpersonen, die diese Angebote anbieten. Wichtig ist, dass solche Angebote gemeinsam mit Waldfachpersonen sowie der Waldeigentümerschaft entwickelt und umgesetzt werden.
Holz – schön fürs Auge und gut für die Gesundheit
Der Wald liefert mit Holz einen wertvollen Rohstoff. Als natürlicher Rohstoff hat Holz in der Schweizer Baukultur eine lange Tradition. Doch neben den praktischen Anwendungen hat Holz auch einen nachweislich positiven Effekt auf die Gesundheit. Dieser Effekt, entsteht also nicht nur aus der Schönheit des Objektes, sondern auch aus dem Verhalten des Holzes selbst.
Holz besitzt die Eigenschaft, Feuchtigkeit aus der Umgebung aufzunehmen, aber auch wieder abzugeben. Dadurch kann in Räumen, in denen viel Holz vorhanden ist, ein konstantes Raumklima gehalten werden und Schwankungen können ausgeglichen werden. Dies wirkt sich positiv auf die Atemwege aus. So kann Holz auch als natürlicher Filter dienen, und die Umgebungsluft beispielsweise von Pollen reinigen, welche Allergiker ansonsten zu schaffen machen.
Holz kann auch Schädlinge und Keime bekämpfen; Die sogenannten «Polyphenole» sind pflanzeneigene Verbindungen, die Keime und Bakterien abtöten können. Holz sorgt für ein gutes Raumklima und auch für eine keimfreie Umgebung. Bemerkenswert ist auch, dass speziell der Geruch von Arvenholz beruhigend wirkt und sogar den Blutdruck senkt. Aus Arvenholz werden verschiedene Produkte mit positiver Wirkung auf die Gesundheit auf dem Markt angeboten.
In einem Raum aus Holz lernt es sich leichter
Auch beim Lernen macht sich Holz positiv bemerkbar. Holz trägt zur Entspannung bei und sorgt damit für eine bessere Konzentration. So setzen Kantone und Gemeinden gerade bei Schulneubauten vermehrt auf grossflächige Holzelemente, um den Lernprozess bei Kindern zu fördern. Forschende haben entdeckt, dass Gehirnbereiche, die bei Stress aktiv sind, in einer Umgebung mit viel Holz tendenziell weniger aktiv sind. Personen sind also in Umgebungen mit Holz entspannter als in Umgebungen mit viel Beton oder anderen anorganischen Materialien.
Waldbesuche sind so beliebt wie nie
Die Schweizer Bevölkerung schätzt den Wald sehr. Über 95 % der befragten Personen gaben in der Bevölkerungsumfrage Waldmonitoring soziokulturell (WaMos 3, 2022) an, den Wald mehr oder weniger regelmässig zu besuchen. Zwar dauert der durchschnittliche Aufenthalt im Wald weniger lang als noch vor zehn Jahren, dafür gehen die Leute häufiger in den Wald. Eine spannende Erkenntnis ist, dass Erlebnisse aus der Kindheit das Verhältnis zum Wald bis spät ins Erwachsenenalter prägen. Am häufigsten suchen die Menschen den Wald auf, um zu spazieren und zu wandern; die Natur zu erleben steht an zweiter Stelle, dicht gefolgt von der Suche nach Ruhe bzw. dem Wunsch, einfach «zu sein» und «die Seele baumeln zu lassen».
Die zahlreichen und beliebten Waldbesuche haben auch eine Kehrseite. Durch die vielen und teils sehr unterschiedlichen Freizeit- und Erholungsaktivitäten fühlen sich auch mehr Waldbesuchende gestört und stark besuchte Wälder geraten unter Druck. An viel besuchten Orten besteht ein Konfliktpotenzial. Tatsächlich fühlen sich gut 40% der Befragten durch andere Leute oder Aktivitäten im Wald gestört.
Die Resultate von WaMos 3 belegen, dass der Wald einen wichtigen Beitrag zum Wohlbefinden und zur Gesundheit der Bevölkerung beiträgt. Die Mehrheit der Personen kann sich im Wald gut erholen fühlt sich nach dem Waldbesuch entspannter als zuvor.
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Letzte Änderung 16.03.2023