3. Newsletter Wald 2022 (23.09.2022)

Editorial von Michael Reinhard

Michael Reinhard

Liebe Waldliebhaberinnen und Waldliebhaber

Nach einer kurzen Verschnaufpause im Jahr 2021 wurden unsere Wälder in diesem Jahr, das jetzt schon mehrere Wetterrekorde gebrochen hat, auf eine harte Probe gestellt. Die hitzebedingte Trockenheit hat verschiedene indirekte Folgen, wie zum Beispiel die sich aktuell abzeichnende starke Borkenvermehrung. Im Frühjahr wird sich zeigen, welche Bäume davon tatsächlich betroffen und allenfalls sogar abgestorben sind. Besondere Aufmerksamkeit muss dabei den Standorten geschenkt werden, an denen die organischen Böden entwässert und von geringer Dicke sind.

Nebst den abiotischen Auswirkungen der aussergewöhnlichen Trockenperiode wurde leider auch ein neuer Befallsherd des Asiatischen Laubholzbockkäfers in der Schweiz festgestellt, und zwar im Kanton Luzern. Die Behörden haben erste Massnahmen ergriffen, um den Befall so schnell wie möglich und unter Aufsicht des Eidgenössischen Pflanzenschutzdienstes zu tilgen. In diesem Zusammenhang haben sich die Vorarbeiten des Kantons, der bereits einen Interventionsplan ausgearbeitet hatte, bewährt.

Aufgrund der anhaltenden geopolitischen Krise im Osten droht die Schweiz nun in die nächste Krise zu schlittern, nämlich in eine Energieversorgungskrise. Wie bereits Anfang des Jahres angekündigt, verfolgt die Abteilung Wald des BAFU die Situation auf den Märkten und die Verfügbarkeit der Ressource Holz aufmerksam; insbesondere angesichts der Tatsache, dass in diesem Winter eine beträchtliche Menge an Energieholz, hauptsächlich in Form von Pellets, aus dem Osten fehlen wird. Von nun an gilt es deshalb, ein sorgfältiges Gleichgewicht zwischen der stofflichen und der energetischen Nutzung von Holz zu finden.

Damit wird uns vor Augen geführt, wie wichtig es ist, bei der Bewirtschaftung unserer Wälder und ihrer Ökosystemleistungen breit zu denken. Im vergangenen Juli hat Bundesrätin Simonetta Sommaruga das BAFU beauftragt, eine integrale Wald- und Holzstrategie 2050 zu erarbeiten. Diese Strategie muss nicht nur den steigenden Erwartungen an die Leistungen des Waldes Rechnung tragen, sondern sich auch flexibel an diesen erhöhten externen Druck und die sich ständig ändernden Rahmenbedingungen anpassen lassen.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.

Michael Reinhard
Abteilungschef Wald, Bundesamt für Umwelt BAFU



Eine neue Strategie für Wald und Holz in der Schweiz

In den vorherigen Ausgaben unserem Newsletter haben wir informiert, dass das BAFU daran ist, die Weiterentwicklung der aktuellen Waldpolitik vorzubereiten. Am Amtsrapport vom 6. Juli 2022, hat Bundesrätin Sommaruga das BAFU beauftragt, eine «Integrale Wald- und Holzstrategie 2050» zu erarbeiten. Damit sollen ab dem Jahr 2025 die beiden aktuellen Politiken, die Waldpolitik und die Ressourcenpolitik Holz, zusammengeführt und abgelöst werden.

Die Erarbeitung und Umsetzung dieser Strategie wird nach dem Grundsatz der Verbundaufgabe mit Bund und Kantonen, aber auch mit den relevanten Akteuren im Bereich Wald und Holz erfolgen. Als Ergebnis der vorangehenden Zusammenarbeit soll eine «Integrale Wald- und Holzstrategie 2050» entstehen. Die neue Strategie soll als ganzheitlicher Ansatz (Gleichgewicht von Schutz- und Nutzungsaspekten) unter Berücksichtigung von relevanten Sektoralpolitiken (Klima, Energie, Biodiversität, Raumplanung, regionale Wirtschaft, Landwirtschaft, Kreislaufwirtschaft, Sicherheit, Bioökonomie, usw.) formuliert werden.
Das neue strategische Dokument soll in drei Hauptteile gegliedert sein:

  1. die Strategie für den Wald- und Holzsektor bis 2050;
  2. der Massnahmenplan für den Zeitraum 2025-2032;
  3. der Indikatorenkatalog für das Kontrollsystem bei der Umsetzung der Strategie.


Befall vom asiatischen Laubholzbockkäfer in der Gemeinde Zell (LU)

Männlicher Käfer © Beat Forster, WSL

Im Gemeindegebiet Zell (LU) wurde im August 2022 ein Befall des Asiatischen Laubholzbockkäfers (ALB) entdeckt. Der Käfer zählt zu den prioritären Quarantäneorganismen und gilt daher gemäss Pflanzengesundheitsverordnung als melde- und bekämpfungspflichtig. Der ALB befällt verschiedene Laubholzarten, wie z.B. Ahorn, Pappel, Weide, Rosskastanie usw. und kann die befallenen Bäume binnen weniger Jahre zum Absterben bringen. Die wirtschaftlichen und ökologischen Schäden für betroffene Gebiete sind entsprechend hoch. 

In Zell führen infolgedessen die lokalen und kantonalen Behörden derzeit in Koordination mit dem BAFU Bekämpfungsmassnahmen durch, um den Käfer zu tilgen. Dabei werden sie von speziell ausgebildeten Spürhunden, Baumkletterern und der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) unterstützt. Zu den Massnahmen zur Bekämpfung gehören zum Beispiel ein engmaschiges Monitoring der Bäume im Befallsgebiet, das Fällen, Hacken und Verbrennen aller befallenen Bäume und Pflanzenteile und zu einem späteren Zeitpunkt das Fällen und Vernichten von Wirtsbäumen in einem bestimmten Umkreis (Präventivfällungen). Der Bund beteiligt sich mit 40% an den entstehenden Nettokosten für die Überwachungs- und Bekämpfungsmassnahmen. 

Mehr Informationen zum Befall in Zell auf der Webseiten des Kantons: Fund des Asiatischen Laubholzbockkäfers (ALB) in Zell - Kanton Luzern

Mehr Informationen zum ALB:


Wirtschaftliche Landesvorsorge – Auswirkungen auf die Holzenergie

Die aktuelle geopolitische Lage hat grosse Auswirkungen auf die Energiemärkte und verstärkt auch die Nachfrage nach Holzenergie. Die Wirtschaftliche Landesversorgung analysiert und monitort zusammen mit den Verbänden und der Wirtschaft laufend die Holzenergiemärkte. Unternehmen und Verbände bereiten Massnahmen vor, um die Versorgung des Landes mit Holzbrennstoffen sicherzustellen. Flankierende Massnahmen der Wirtschaftlichen Landesversorgung sollen helfen, schwer Mangellagen zu überbrücken.

Holzenergie - Wirtschaftliche Landesversorgung (admin.ch)

Versorgungslage (admin.ch)


Neue Karten zu Vegetationshöhenstufen

Auf der Kartenplattform für Umweltdaten des Bundes wurden die mit dem Klimaszenario CH2018 aktualisierten Vegetationshöhenstufen für Ende des Jahrhunderts (2070-2099) aufgeschaltet. Diese wurden für zwei mögliche Klimaänderungen, für «trocken» und «mässig trocken» berechnet.

Zusätzlich wurden die klimatischen Grundlagen für die Berechnungen auf dem Portal zur Verfügung gestellt.

Die Vegetationshöhenstufen und die Klimagrundlagen sind wichtige Informationen für die Anwendung der TreeApp zur Baumartenwahl im Klimawandel.

Diese Karten sind ein Produkt des Forschungsprogramms Wald und Klimawandel und sie sind wichtige Zusatzinfos für die Baumartenwahl im Klimawandel.

Participatory modelling of upward shifts of altitudinal vegetation belts for assessing site type transformation in Swiss forests due to climate change Applied Vegetation Science, 24. Huber B, Gubelmann P, Zischg A, Augustin S, Frehner M. 2019. Modellierung der Vegetationshöhenstufen und der Areale von Buche und Tanne für die Schweiz. Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen, 170: 326–337


Follow up von WaMos 3

Am 21. März hat das BAFU gemeinsam mit dem Kanton Freiburg und den Projektpartnern die Resultate der Bevölkerungsumfrage WaMos 3 in Villars-sur-Glâne veröffentlicht. In der Zwischenzeit wurden, abgestützt auf die Resultate von WaMos 3, zwei weitere Projekte umgesetzt.

Das Freizeitverhalten der Bevölkerung ist neu auf einer Karte abgebildet

Wo und wie häufig erholen sich die Schweizer Bevölkerung? Wie gefällt ihnen der besuchte Wald und wie zufrieden und erholt sind die Leute nach Waldbesuchen? Diese und weitere Informationen hat die WSL aufbereitet. Die Schweizer Karte sowie die GIS-Daten als Download finden Sie online unter:

Karte in neuem Fenster anschauen (Das Laden dauert einige Sekunden)

Download Geodaten (zip)

Ein Wald-Quiz speziell für Jugendliche

Die Bevölkerungsumfrage Waldmonitoring soziokulturell WaMos3 von 2020 hat ergeben, dass sich Jugendliche schlecht über den Wald informiert fühlen. Darum hat das Bundesamt für Umwelt (BAFU) zusammen mit WaldSchweiz das Projekt Richtig oder Wald gestartet. Darin kommen Jugendliche auf spielerische Art und Weise mit Waldthemen in Kontakt und sollen damit weitere Jugendliche motivieren, sich ebenfalls über den Wald zu informieren. Die fünf Videos werden ab Anfang Oktober auf TikTok zu sehen sein.

Die fünf Videos und weitere Informationen zum Projekt finden Sie ab Anfang Oktober auf:

www.waldschweiz.ch/waldquiz


Weitere Informationen

Internationaler Tag des Waldes (ITW) 2023

Nächstes Jahr stellt der internationale Tag des Waldes das Thema «Wald und Gesundheit» in den Fokus. Dies haben die internationalen Gremien von UNECE und FAO so festgelegt. Aktuell haben wir die Kommunikationsmassnahmen im BAFU noch festgelegt. Melden Sie sich bei uns, wenn Sie Fragen haben oder eigene Aktivitäten planen.

Kontakt: adrian.schmutz@bafu.admin.ch

CAS Urban Forestry

Urban Forestry thematisiert auf interdisziplinäre Weise das Zusammenleben von Menschen in und mit dem urbanen Ökosystem, dies schliesst Bäume, stadtnahe Wälder, Parkanlagen, Grünflächen und die urbane Landschaft mit ein.
Urban Forestry ist ein in der Schweiz neues Berufsfeld, das die verschiedenen Perspektiven und Berufsbereiche integriert und damit Planung, Management und Pflege von urbanen sowie peri-urbanen Baumbeständen im Fokus hat. Es handelt sich also nicht einfach um Forstleute, die nun urban denken. Urban Forestry ist mehr als das. Verschiedene Weiterbildungsformen von Fachkursen bis hin zu einem interdisziplinären praxisnahen CAS bieten Ihnen die Möglichkeit in dieses Berufsfeld einzusteigen.

Der Studienbeginn ist im März 2023. Anmeldefrist für den CAS ist der 31.01.2023


Riskiers nicht teaser

Feriensouvenirs ohne Risiken

24.05.2022 – «Pack keine Risiken ein!» Mit diesem Aufruf fordert das BAFU Reisende auf, bei der Auswahl von Souvenirs vorsichtig zu sein. Sie sollen keine problematischen Pflanzen und Tiere einführen. Denn auch wenn viele Arten, die in der Vergangenheit in die Schweiz eingeführt wurden, sich ohne negative Auswirkungen ins Ökosystem eingegliedert haben – manche können eine Gefahr sein für die Biodiversität, die Gesundheit bei Menschen und Tieren beeinträchtigen oder wirtschaftlichen Schaden anrichten.


Personelles

Die Sektion Waldschutz und Waldgesundheit wird ab 1. August 2022 neu in einer Co-Leitung geführt. Stefan Beyeler und Aline Knoblauch teilen sich die Leitung und übernehmen die Nachfolge von Therese Plüss.

Stefan Beyeler hat ein Master der ETH Zürich im Bereich Umweltnaturwissenschaften. Seit 2014 arbeitet er am BAFU, zuerst im Bereich Pflanzenschutz als Zuständiger der ISPM 15 Kontrollen an der Grenze, dann im Bereich Waldbrand als Koordinator für die Bundesämter und die Kantone. Stefan Beyeler war von 2019 bis 2022 stellvertretender Chef der Sektion Waldschutz und Waldgesundheit. In der Co-Leitung verantwortet er den Bereich der abiotischen Risiken für den Wald. Stefan Beyeler lebt mit seiner Partnerin und ihren zwei Töchtern in Bern.

Aline Knoblauch ist Biologin und hat einen Master der Universität Bern im Bereich Ökologie und Evolution, insb. Synökologie und Insekten Migration. Seit April 2019 ist sie verantwortlich für das Risikomanagement von für den Wald gefährlichen Insekten und Nematoden (z.B. den asiatischen Laubholzbockkäfer) und war für die Rechtsgrundlagen im Bereich Waldschutz, die Thematik der umweltgefährdende Stoffe im Wald sowie das Programmziel Waldschutz der Programmvereinbarungen mit den Kantonen zuständig. In der Co-Leitung verantwortet sie den Bereich der biotischen Risiken für den Wald und übernimmt die Co-Leitung des Eidg. Pflanzenschutzdienstes EPSD in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Landwirtschaft. Aline Knoblauch lebt in Bern zusammen mit ihrem Partner.

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Letzte Änderung 23.09.2022

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