In den Medien ist derzeit häufig von der rekordtiefen Leerwohnungsziffer in der Schweiz, der damit einhergehenden Wohnungsknappheit sowie dem steigenden Raumbedarf die Rede. Lösungsansätze lassen sich möglicherweise auch im Wald- und Holzsektor finden. Auf der einen Seite eröffnet die für zusätzliche Wohnflächen nötige Verdichtung Chancen für den Holzbau, da bestehende Gebäude mit leichten Holzstrukturen aufgestockt werden können. Doch das ist nicht alles: Mit den modernen Holzbautechniken lassen sich inzwischen auch immer höhere Gebäude errichten, sodass Holz heute als wettbewerbsfähige Alternative zu Beton gilt. Bäume nehmen überdies Kohlenstoff aus der Atmosphäre auf und binden ihn. Wird das Holz dieser Bäume verbaut, bleibt der Kohlenstoff über dessen gesamte Nutzungsdauer gespeichert. Dieser Newsletter enthält aktuelle Informationen zu den Klimawirkungen von Wald und Holz in der Schweiz.
Auf der anderen Seite nimmt der Raumbedarf in der Schweiz zu, wodurch der Druck auf den Erhalt der Wälder wächst. Sowohl die Zahl als auch die Komplexität der von den Behörden bearbeiteten Rodungsdossiers haben in den letzten Jahren stetig zugenommen. Auch auf politischer Ebene steht die Walderhaltung im Fokus: In verschiedenen parlamentarischen Vorstössen wird der Schutz des Waldes, wie er seit 149 Jahren ausgeübt wird, infrage gestellt. Zudem hat das Parlament den Bund beauftragt, mehr Flexibilität bei der Pflicht zum Rodungsersatz vorzusehen (Motion Würth). Im kommenden Herbst und Winter wird ausserdem das Entlastungspaket des Bundes diskutiert, zu dem auch der Wald- und Holzsektor einen Beitrag leisten soll.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und ein gutes Eintauchen in den Herbst.
Michael Reinhard
Abteilungschef Wald, Bundesamt für Umwelt BAFU
Die Integrale Wald- und Holzstrategie 2050 liegt seitens BAFU und Kantone bereinigt vor. Nach der erfolgten Freigabe des Departements UVEK befindet sich die IWHS 2050 nun in der Ämterkonsultation innerhalb der Bundesverwaltung. Nach der darauffolgenden Bereinigung der Berichte ist das Geschäft dann bereit für die abschliessende Genehmigung durch den Bundesrat.
Klimaleistungen von Wald und Holz sichern und stärken
Eine neue Studie «Die Klimaleistungen von Wald und Holz in der Schweiz» zeigt, wie die Akteure der Wald- und Holzwirtschaft gezielt zur Erreichung der Klimaziele beitragen können. Sie liefert konkrete Erkenntnisse darüber, wie die CO₂-Sequestrierung im Wald, die C-Speicherung in langlebigen Holzprodukten sowie die materielle und energetische Substitution gestärkt werden können. Von besonderer Bedeutung sind dabei eine integrale Betrachtung der 3S-Klimaleistungen, eine gezielte, naturnahe und adaptive Waldbewirtschaftung, die Förderung der stofflichen Holznutzung sowie Innovationen in der Holzverarbeitung. Die Studie bietet eine Grundlage für strategische Entscheidungen darüber, wie die Klimaleistungen von Wald und Holz zukünftig gesichert und gestärkt werden können.
Waldbildungsprojekte sollen die grösstmögliche Wirkung erzielen; denn nur so können Ressourcen optimal eingesetzt werden. Mit dem Wirkungsmodell IOOI (Impact-Outcome-Output-Input) werden die längerfristigen Auswirkungen auf die Gesellschaft (Impact), beispielsweise der Erhalt der Wälder und ihrer Leistungen, sowie die angestrebten Auswirkungen auf die Zielgruppe (Outcome), beispielsweise der Kompetenzaufbau im klimaadaptiven Waldbau bei Forstfachleuten, in den Vordergrund gestellt. Anschliessend werden die Leistungen (Outputs) definiert, die für das Erreichen der Wirkungsziele nötig sind, beispielsweise die Entwicklung von Weiterbildungskursen. Diese Leistungen führen im letzten Planungsschritt schliesslich zu den benötigten Ressourcen (Input). Ein zentraler Aspekt einer wirkungsorientierten Herangehensweise ist zudem die Überprüfung der angestrebten Wirkungen mittels Evaluationen.
Weitere Informationen und Anleitungen finden Sie auf Seite 8 in unserer Anleitung: Anleitung: Umweltbildungsprojekte mit Wirkung sowie im Online-Leitfaden der Stiftung Mercator für wirkungsorientierte Projekte: Schritt für Schritt zu mehr Wirkung:
Am 27. August führten die Mitarbeitende des Eidgenössischen Pflanzenschutzdienstes der Abteilung Wald gemeinsam mit den kantonalen Waldschutzdiensten und einer Expertin der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in Ostermundigen (BE) eine Simulationsübung zum Pechkrebs der Föhre (Fusarium circinatum) durch. Dieser Pilz ist als Quarantäneorganismus eingestuft und unterliegt der Überwachungs-, Melde- und Bekämpfungspflicht. Bei der Übung wurde ein Befall simuliert, den die Teilnehmenden bewältigen mussten. Simulationsübungen verbessern die Bewältigung von Befällen mit Quarantäneorganismen, da eine schnelle und koordinierte Umsetzung der Bekämpfungsmassnahmen entscheidend für eine erfolgreiche Tilgung ist. Mittels des Moduls zum Pechkrebs der Föhre der Vollzugshilfe Waldschutz (Links siehe unten) konnten die Teilnehmenden den Fall erfolgreich bewältigen.
Forstmesse 2025 – Vielseitige Einblicke in die Faszination des Arbeitsplatzes Wald
Von beeindruckenden Forstmaschinen über modernste Ausrüstung bis hin zur inspirierenden Sonderschau «Treffpunkt Forst, Forêt, Foresta» - an der 27. Internationalen Forstmesse wurde den über 20'000 Besuchenden die ganze Palette aus der forstlichen Arbeitswelt eindrucksvoll präsentiert.
Die von Codoc, Fachstelle des BAFU, mit 11 Partnern organisierte Sonderschau «Der Wald – mein Arbeitsplatz» war zugleich Treffpunkt, Ruhepol und Zentrum für spannende Aktivitäten. Ob angeregte Diskussionen an der Bar, eine Rast am wunderschönen Mammutbaum-Tisch, spannende Informationen zu Fachthemen rund um den Wald oder Muskeleinsatz beim Duell am Sägevelo; es war für Alle etwas dabei. Aktiv in die Arbeitswelt Wald eintauchen konnte man am Forstmaschinensimulator und bei Baumbeurteilungen mit VR-Brillen. Die engagierten Forstfachleute vor Ort haben mit viel Wissen und Herzblut gezeigt: Im Wald arbeiten ist kein Beruf, sondern eine Berufung!
Kurzbericht zur Austauschplattform HHV mit den Verbänden und Unternehmen aus den betroffenen Branchen
Am 8. Juli 2025 fand die erste Austauschplattform zur HHV statt. Ziel war es, gemeinsam mit Verbänden und Unternehmen ein besseres Verständnis der Vorgaben zu schaffen und auf Basis der bisherigen Erfahrungen praxisnahe Lösungen für die Umsetzung zu entwickeln. Das BAFU stellte die wichtigsten Inhalte der Verordnung vor, erläuterte sie anhand von Beispielen und beantwortete zuvor eingereichte Fragen. Aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen wird das BAFU diesen Austausch fortsetzen.
Das Jahr 2025 begann mit einem milden und niederschlagsarmen Winter und Frühling, was die Waldbrandgefahr insbesondere südlich der Alpen erhöhte und die Behörden zur Einführung präventiver Massnahmen zwang. Mit einem aussergewöhnlich heissen Juni verschärfte sich die Waldbrandgefahr auf nationaler Ebene weiter, was nur teilweise durch die Niederschläge im Juli gemildert wurde. Im Wallis hielten anhaltende Trockenheit und Hitzewellen die kritischen Werte hingegen aufrecht, sodass ein absolutes Feuerverbot erforderlich wurde. Im Vergleich zur europäischen Lage erlebte die Schweiz ein Jahr 2025, das hinsichtlich Waldbrände ruhig verlief, obwohl es punktuell kritische Wetterbedingungen gab, die glücklicherweise keine nennenswerten Schäden verursachten.
Im Rahmen von Massnahme 15 des Postulats von Siebenthal 19.3715 «Zeitgemässe, effiziente Waldbrandprävention und -bekämpfung» hat das BAFU gemeinsam mit einem externen Auftragnehmer die derzeit geltenden rechtlichen Grundlagen im Bereich der Prävention, Bewältigung und Wiederherstellung im Zusammenhang mit Waldbränden geprüft. Das Gutachten wurde von der Abteilung Recht, GeP und Wald konsolidiert. Das BABS ist mit dem Gutachten einverstanden. Der externe Auftragnehmer kommt zu dem Schluss, dass in den rechtlichen Grundlagen heute keine Lücken gibt. Optimierungen sind jedoch möglich und sind auf der Seite 100 aufgelistet.
Drei Wege zur Höhe – Neue Vegetationshöhenmodelle im Landesforstinventar
Seit Kurzem stellt das Landesforstinventar (LFI) drei unterschiedliche Vegetationshöhenmodelle zur Verfügung – ein echter Mehrwert für die Waldbeobachtung und -bewirtschaftung:
Stereo-Modell: Das bewährte Modell aus stereokorrelierten Luftbildern, seit 2007 im 6-Jahres-Turnus aktualisiert.
LiDAR-Modell: Hochauflösende Laserscanning-Daten, seit 2017 alternierend im 6-Jahres-Turnus erhoben.
Sentinel2-Modell: Satellitengestützte, jährlich aktualisierte Daten mit grober Auflösung – ideal für zeitnahe Analysen.
Alle Modelle sind als Zeitreise über lfi.ch sowie map.geo.admin.ch abrufbar. Sie eignen sich sowohl für die Erstellung von Bestandeskarten und Betriebsplänen als auch für die direkte Anwendung im Feld – etwa zur Beantwortung spezifischer forstlicher Fragestellungen.
Die Wald- und Holzforschungsförderung Schweiz (WHFF-CH) unterstützt praxisnahe Forschungsprojekte, die sich mit einer nachhaltigen Nutzung von Wald und Holz befassen. Bis zum Eingabetermin am 31. Juli 2025 sind fünf Beitragsgesuche eingegangen. Diese befinden sich aktuell in der fachlichen Beurteilung durch das Expertengremium. Die Förderentscheide werden Ende Oktober bekannt gegeben. Der nächste Eingabetermin für Gesuche ist der 31. Januar 2026.
Interaktive Holzenergiekarte – Abstimmung von Angebot und Nachfrage
Der Dachverband der Holzenergiewirtschaft Holzenergie Schweiz bietet auf seiner Website neu eine interaktive Holzenergiekarte an. Die Karte zeigt Planern, Bauherren sowie Projektentwicklern, welche Mengen pro Energieholzsortiment schweizweit und kantonal verfügbar sind. Die Karte hilft dabei, Angebot und Nachfrage von Energieholzsortimenten möglichst gut aufeinander abzustimmen. Über einen Link können neue Energieholzprojekte und -ideen gemeldet werden. So soll die Karte aktuell gehalten werden. Das Projekt wurde durch den Aktionsplan Holz unterstützt.
IUCN-Anlass November
Wiederherstellung von Wäldern - Potenziale und Handlungsbedarf
Das Schweizer IUCN-Komitee und der Schweizerische Forstverein laden am Donnerstag, dem 20. November, zu einer gemeinsamen Tagung über die Wiederherstellung von Wäldern nach Ittigen ein. Renommierte Waldexpert:innen aus dem In- und Ausland werden fachliche und politische Entwicklungen, Studien und Projekte zum Erhalt, zur Weiterentwicklung und zur Wiederaufforstung von Wäldern in Europa und in der Schweiz präsentieren. Hier geht es zum Programm
Erkenntnisse aus einem Forschungsprojekt des Aktionsplans Strategie Biodiversität Schweiz: Ein interdisziplinäres Team hat im Forschungsprojekt «ValPar.CH» die Werte und Leistungen dieses Netzes aus ökologischer, gesellschaftlicher und ökonomischer Perspektive untersucht. Als Untersuchungsregionen dienten Pärke von nationaler Bedeutung. Die vorliegende Publikation präsentiert die zentralen Erkenntnisse und Empfehlungen. Link zur Publikation
25 Jahre wilder Wald vor den Toren Zürichs
Der Naturerlebnispark Wildnispark Zürich - Sihlwald wird seit 25 Jahren nicht mehr wirtschaftlich genutzt. Ein Besuch im grössten Naturwaldreservat im Mittelland, wo Arten gedeihen, die totes Holz brauchen und wo Menschen Erholung und Inspiration finden.
Austritt Achim Schafer per 30.9.2025
Achim Schafer verlässt das BAFU Ende September. In den vergangenen fast zehn Jahren hat er das Monitoring im Holzbereich sowie die Holzhandelsverordnung (HHV) massgeblich geprägt und gestaltet. Mit seinem Weggang verliert das BAFU einen profunden Kenner der Schweizer Holzwirtschaft. Seine Stelle wird so bald wie möglich nachbesetzt.
Austritt Daniela Jost per 31.10.2025
Daniela Jost tritt Ende Oktober 2025 in den wohlverdienten Ruhestand. Seit dem 1. Juni 2018 war sie als Stabchefin eine tragende Säule der Abteilung Wald. Mit ihrem Weit- und Überblick und ihrer langjährigen Erfahrung hat sie die entscheidend mitgeprägt und war für alle Mitarbeitenden – insbesondere aber für die Leitung – eine unverzichtbare Unterstützung. Zuletzt leitete Daniela Jost ein vielseitiges Team in den Bereichen Administration, Beschaffungswesen, Finanzen und Kommunikation. Ihr Engagement ging dabei weit über die berufliche Pflicht hinaus. Bereits vor ihrer Zeit als Stabchefin war sie in der Eidgenössischen Forstdirektion sowie beim BAFU im Bereich Umweltbildung tätig. Insgesamt hat sie sich über 33 Jahre mit grosser Leidenschaft für den Umweltbereich eingesetzt – insbesondere für die Anliegen des Waldes, die ihr stets ein persönliches Herzensthema war.Als begeisterte Jägerin darf sie sich nun auf eine neue Lebensphase freuen, in der sie die Jagdzeit in vollen Zügen geniessen kann. Wir danken Daniela Jost von Herzen für ihr ausserordentliches Engagement, ihre Loyalität und ihre wertvolle Arbeit – und wünschen ihr für die Zukunft alles erdenklich Gute!
Willkommen Christelle Ganne-Chédeville
Frau Dr. Christelle Ganne-Chédeville tritt am 1.Oktober in der Sektion Holz- und Waldwirtschaft der Abteilung Wald die Nachfolge von Claire-Lise Suter Thalmann an. Sie ist ausgebildete Holzingenieurin und Holzwissenschaftlerin mit den Vertiefungen in Ökobilanzierung und Nachhaltigkeitsmanagement. Sie verfügt über langjährige Berufserfahrung in Forschungsprojekten zur Holzanwendung an der Berner Fachhochschule AHB in Biel. Den strategischen Bereich «Nachhaltige Entwicklung» verantwortete sie zunächst an der Berner Fachhochschule (Co-Leitung) und zuletzt an der Eidgenössischen Hochschule für Sport in Magglingen, wo sie auch für den Bereich Forschung und Innovation verantwortlich war. Christelle Ganne-Chédeville wird sich im BAFU mit Grundlagen zur Holzanwendung in den vielfältigen Themenbereichen befassen, beispielsweise Kreislaufwirtschaft, Netto-Null, Ökobilanzierung, Altholzthematiken und Datenmanagement.