Verpackungen von Magazinen im Vergleich: «die umwelt» erscheint neu im Biokleid

1.9.2021 - Sind Versandfolien für Magazine und Zeitschriften nicht eine unnötige Materialverschwendung? Eine im Auftrag des BAFU durchgeführte Ökobilanz-Studie kommt zum Schluss, dass Versandhüllen die Umwelt nur wenig belasten. Ab sofort erscheint auch das BAFU-Magazin noch umweltfreundlicher verpackt.

Text: Peter Bader

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Bevor man eine Zeitschrift lesen kann, muss man oft zuerst die Folie wegreissen oder ein Couvert öffnen – welch unnötige Materialverschwendung! Viele Kommunikationsabteilungen der Bundesverwaltung erhalten kritische Fragen zur Verpackung ihrer Publikationen. Insbesondere die für Umweltanliegen überdurchschnittlich sensibilisierten Leserinnen und Leser des Magazins «die umwelt» ärgern sich über diese aus ihrer Sicht unnötige Umweltverschmutzung. «Es gibt immer wieder negative Reaktionen aus der Leserschaft», bestätigt Jean-Luc Brülhart, Redaktionsleiter des BAFU-Magazins. Auch das eidgenössische Parlament interessierte sich für solche Verpackungen: In einer Interpellation wollte FDP-Nationalrat Christoph Eymann vom Bundesrat wissen, inwiefern sie die Umwelt belasten und welche Alternativen bestehen.

Aus diesem Grund gab das BAFU beim Basler Umweltberatungsunternehmen Carbotech eine Studie in Auftrag. Dabei wurden mit der Methode der Lebenszyklusanalyse (LCA) die Umweltauswirkungen verschiedener Schutzhüllen bestimmt. Untersucht haben die Ökobilanz-Fachleute eine Polyethylen-Folie aus fossilen Rohstoffen, eine Schutzhülle aus biologisch abbaubarem Mais-Kunststoff, eine Kunststofffolie aus Kartoffelstärke, ein in der Schweiz hergestelltes Recyclingpapier-Couvert, eine ganzseitige Papierbanderole sowie einen Papierumschlag aus neuen Papierfasern. Carbotech analysierte die Umweltauswirkungen anhand von drei Zeitschriftentypen der Kategorien einfach (etwa «Migros-Magazin» oder «Coopzeitung»), durchschnittlich (zum Beispiel «K-Tipp» oder «die umwelt») und hochqualitativ (wie «DU» oder «Reportagen»).

Wie 300 Meter Autofahren

Die Studie kommt zum Schluss, dass die Umweltbelastung aller untersuchten Schutzhüllen sehr gering ist und maximal 10 Prozent der Gesamtbelastung eines Druckprodukts beträgt (siehe Infografik). «Schutzhüllen können die Umweltbilanz sogar verbessern, weil sie vor Beschädigungen schützen und so aufwendige Mehr- oder Nachdrucke verhindern», sagt Peter Gerber von der BAFU-Sektion Konsum und Produkte, der die Studie begleitet hat. Dies gelte allerdings bloss für hochqualitative Zeitschriften, weil es nur dort diesbezügliche Reklamationen gebe. Zur Veranschaulichung hält die Studie fest, dass die Umweltauswirkungen von Versandhüllen einer Monatszeitschrift pro Jahr und Exemplar derjenigen einer Autofahrt von 300 bis 1100 Metern entsprechen.

Die beste Umweltbilanz weist die biogene Folie aus Kartoffelstärke von Kartoffelschalenabfällen aus, gefolgt von der aus fossilen Rohstoffen hergestellten Folie. Auf dem dritten Platz liegt das Recyclingpapier-Couvert. «Die Umweltauswirkungen dieser drei Verpackungsarten bewegen sich innerhalb desselben Unsicherheitsbereichs und unterscheiden sich daher kaum», hält Peter Gerber fest. Gemäss der Studie schaden Kunststoffverpackungen aufgrund ihres geringeren Gewichts der Umwelt weniger als diejenigen aus neuem Papier. Dies liege vor allem daran, dass die Kunststofffolien wesentlich dünner sind und entsprechend einen geringeren Rohstoffaufwand erfordern.

Unverpackt kostet viel mehr

Bei den biobasierten Folien wird die Umweltbelastung durch die Gewinnung der Rohstoffe bestimmt. Um die Maisstärke zu verwenden, muss der Mais erst angepflanzt werden. Die Folie aus Kartoffelschalen schadet der Umwelt weniger, weil es sich beim Hauptrohstoff um ein Abfallprodukt handelt.

Doch weshalb verzichtet «die umwelt» nicht ganz auf eine Verpackung? Aufgrund des grösseren Sortier- und Bearbeitungsaufwands verrechnet die Post für den Versand unverpackter Zeitschriften einen höheren Preis. «Dies würde für uns Mehrkosten von knapp 12 000 Franken pro Ausgabe bedeuten», rechnet Redaktionsleiter Brülhart vor. Aufgrund der Studie ist das BAFU-Magazin ab dieser Ausgabe nun aber neu mit einer Biofolie aus Lebensmittelabfällen umhüllt. Ihre Ökobilanz ist vergleichbar mit der untersuchten Kartoffel-Folie. «Bio» bezieht sich jedoch nur auf die Herkunft des Verpackungsmaterials. Weil es sehr stark zusammengepresst ist, darf es nicht eigenhändig kompostiert, sondern muss im Hauskehricht entsorgt oder in einer industriellen Kompostanlage verwertet werden.

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Letzte Änderung 01.09.2021

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