Die Umwelt in Europa – Zustand und Ausblick 2020

04.12.2019 – Europa steht trotz deutlicher Fortschritte weiterhin vor grossen ökologischen Herausforderungen. Zu dieser Schlussfolgerung kommt der neue Umweltbericht der Europäischen Umweltagentur (EUA). Im Vergleich mit ihren Nachbarländern erhält die Schweiz je nach Umweltbereich sowohl gute als auch schlechte Noten.

© Simon Hadleigh-Sparks, My City/EEA

Seit 2006 ist die Schweiz Vollmitglied der Europäischen Umweltagentur (EUA) und des Europäischen Umweltinformations- und Umweltbeobachtungsnetzes (Eionet). Die EUA erfasst und analysiert Daten zum Zustand der Umwelt in Europa. Sie sorgt dafür, dass diese Daten gemeinsame Kriterien erfüllen und dadurch vergleichbar sind.

Alle fünf Jahre publiziert die EUA einen Zustandsbericht der Umwelt in Europa (Die Umwelt in Europa – Zustand und Ausblick, SOER). Der Bericht beschreibt zudem die anstehenden Herausforderungen in der europäischen Umwelt- und Klimapolitik.


Kommende Herausforderungen

Der SOER-Bericht 2020 beurteilt Daten aus 39 Ländern zu wichtigen Umweltbereichen wie Klima, Biodiversität, Luft, Wasser oder Boden. Zudem sind Belastungen durch menschliche Aktivitäten nach Sektoren wie Energieverbrauch, Mobilität, Wohnen, Produktion, Landwirtschaft und Konsum erfasst.

EUA-Direktor Hans Bruyninckx unterstreicht die Dringlichkeit: «Wir stehen vor dringenden Herausforderungen im Nachhaltigkeitsbereich, die resolute systemische Lösungen erfordern. Dies ist die unmissverständliche Botschaft an die politischen Entscheidungsträger in Europa und weltweit.»

Die übergreifende Herausforderung der kommenden Jahrzehnte besteht darin, weltweit eine Entwicklung zu erreichen, die gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Aspekte in Einklang bringt. Europa steht vor anhaltenden Problemen wie dem Verlust der biologischen Vielfalt, der Ressourcennutzung, den Auswirkungen des Klimawandels und den Umweltrisiken für Gesundheit und Wohlbefinden.

Neben der aktuellen Situation werden auch Umwelttrends analysiert. Länderübergreifende Vergleiche zeigen unter anderem auf, wie die Schweiz im Verhältnis zu anderen Staaten abschneidet.

Der BAFU-Direktor Marc Chardonnens mit dem Umweltbericht 2020 der Europäischen Umwelagentur (EUA).

Unterschiedliches Abschneiden der Schweiz

Insgesamt ist die Umweltbelastung der Schweiz in den letzten 20 Jahren gesunken. Die Schweiz zeichnet sich durch eine hohe Ressourcenproduktivität aus, das heisst einen geringen Verbrauch landeseigener Ressourcen im Verhältnis zu einem hohen Bruttoinlandprodukt. Ihr Treibhausgasausstoss pro Kopf ist europaweit einer der niedrigsten. Dies wurde aber teilweise wieder aufgewogen durch zusätzliche Emissionen im Ausland.

Dank gesetzlicher Vorgaben und technologischer Fortschritte im Inland sind Luft und Wasser sauberer geworden. Die meisten Wälder sind heute gesund. Standorte mit Altlasten gibt es dank umfassender Sanierungsmassnahmen immer weniger. Zudem ist es der Schweiz gelungen, den Energieverbrauch und den Ausstoss von Treibhausgasen vom Wirtschaftswachstum zu entkoppeln (vgl. Umwelt Schweiz 2018).

Trotz dieser Fortschritte stehen die natürlichen Ressourcen nach wie vor unter Druck. Das schlechteste Ergebnis erzielt die Schweiz bei der Biodiversität: Sie hat von allen europäischen Ländern den niedrigsten Anteil an Schutzgebieten im Verhältnis zur Landesfläche. Pflanzenschutzmittel in Böden und Gewässern führen zudem zu einem Verlust der Biodiversität. Ebenso verzeichnet die Schweiz ein hohes Siedlungsabfallaufkommen.

 

Mit ihrem Konsum- und Produktionsverhalten überschreitet das Land das für die Umwelt verträgliche Mass um mehr als das Dreifache. Drei Viertel der gesamten Umweltbelastung der Schweiz entstehen inzwischen im Ausland und beeinträchtigen dort das Klima, die Biodiversität und die Verfügbarkeit von Wasser. Diese Belastungen wirken sich negativ auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der dort ansässigen Bevölkerung sowie auf ihre natürlichen Lebensräume und die Artenvielfalt aus.

BAFU-Direktor Marc Chardonnens stellt klar: «Der Schwerpunkt muss nun auf der Ausweitung, Beschleunigung und Umsetzung der vielen bereits bestehenden Lösungen und Innovationen liegen. Gleichzeitig braucht es zusätzliche Forschung und Entwicklung im Umweltbereich und angepasste Konsum- sowie Produktionsweisen. Bürger und Bürgerinnen müssen angesprochen und gehört werden, damit sie diese Transformationen mittragen können.»

 

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Letzte Änderung 04.12.2019

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