Lebensraum Kulturland: Produzieren mit Biodiversität

«Seit 30 Jahren produziere ich mithilfe der Natur. Die Biodiversität stabilisiert mein Agrarsystem. Ich profitiere von so vielen Gratisleistungen, dass meine Betriebsrechnung aufgeht. Es ist gut zu wissen, dass ich nicht von internationalen Grosskonzernen abhängig bin. Wenn wir ehrlich und vernünftig über Nachhaltigkeit reden, geht die Produktion in diese Richtung: mit der statt gegen die Natur. Ökologisch und ökonomisch ist das die beste Lösung.»

Bruno Martin | Winzer aus Ligerz (BE)
© Miriam Kuenzli | Ex-Press | BAFU

Der ganze Rebbaubetrieb von Bruno Martin nimmt Rücksicht auf die Biodiversität. Das gilt sowohl für die 8 Hektaren Produktionsfläche als auch für die 52 Aren Ökofläche mit vielfältigen ökologischen Elementen wie Hecken, Felsensteppen und Hochstamm-Obstbäumen. Für den Winzer ist eine hohe Biodiversität die Grundlage einer modernen Landwirtschaft, die mithilfe stabiler Ökosysteme nachhaltig produziert.

Weil Bruno Martin auf die Leistungen der Natur baut, kann er auf Kunstdünger und synthetische Pestizide verzichten. Dank pilzwiderstandsfähiger Traubensorten erübrigt sich auf der Hälfte der Rebfläche sogar der Einsatz kupferhaltiger Präparate. Durch die natürliche und artenreiche Begrünung des Bodens sickert das Regenwasser optimal zu den Wurzeln hinunter. Zudem wird der über viele Jahre aktiv aufgebaute humose Boden vor Bodenerosion geschützt. Die grosse Vielfalt an Bodenorganismen sorgt für die Bereitstellung der Nährstoffe und liefert wertvolle Mineralien. Beim internationalen Bioweinpreis erhalten die Weine von Bruno Martin regelmässig Bestnoten.

Typische Arten im Sinkflug

Die Grafik zeigt den «Swiss Bird Index» für 29 Vogelarten, die auf der landwirtschaftlich genutzten Fläche leben, national bedroht sind und für welche die Schweiz eine internationale Verantwortung hat. Die Bestände dieser Arten haben sich trotz neuer Agrarpolitik seit 1990 mehr als halbiert. Viele dieser Vogelarten ernähren sich ausschliesslich von Insekten oder sind zur Jungenaufzucht auf sie angewiesen. Verschiedene Studien zeigen, dass sich die Vielfalt und mit grosser Wahrscheinlichkeit auch die Masse an Insekten in den vergangenen Jahrzehnten deutlich reduziert haben. Eintöniger ist auch die Lebensgrundlage der Insekten geworden: So sind seit 1950 über 90 Prozent der artenreichen Wiesen zerstört worden. In den verbliebenen Blumenwiesen geht die Artenvielfalt weiter zurück. Ursache für diese Veränderungen ist die Intensität der landwirtschaftlichen Produktion in der Schweiz, die über der Tragfähigkeit der Ökosysteme liegt.

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Letzte Änderung 06.03.2019

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