Der Zustand der Biodiversität hat sich in den letzten Jahrzehnten weltweit und in der Schweiz deutlich verschlechtert. Hauptverantwortlich für den globalen Verlust der biologischen Vielfalt sind der Lebensraumverlust, die übermässige Nutzung der natürlichen Ressourcen, der Klimawandel, die Verschmutzung der Umwelt sowie eingewanderte, gebietsfremde Arten. Der schlechte Zustand der Biodiversität ist auf allen drei Ebenen Ökosysteme, Arten und Gene sichtbar.
Ökosysteme
Weltweitexistiert eine Vielzahl an unterschiedlichen Ökosystemen und Lebensräumentypen. Diese ermöglichen in den verschiedensten Regionen unseres Planeten die Existenz der Lebewesen, die in ihnen vorkommen und sich an die spezifischen
Lebensbedingungen angepasst haben - auf dem Land wie beispielsweise der TaigaOstsibiriens, in Süsswasserregionen wie dem Baikalsee oder in Küsten- und Meeresregionen wie dem Great-Barrier-Riff
Die Ökosysteme erbringen in ihrer Gesamtheit aber auch unverzichtbare Leistungen für den Menschen – sogenannte Ökosystemleistungen - und stellen damit die Grundlage für menschliches Wirtschaften und Wohlergehen dar. Schätzungen gehen davon aus, dass die Ökosystemleistungen einen Nutzen von 125-140 Billionen US Dollar pro Jahr erbringen, d.h. mehr als das 1.5 Fache des globalen Bruttoinlandsprodukts (OECD, Biodiversity: Finance and the Economic and Business Case for Action, 2019).
Diese Leistungen sind gefährdet. Der globale Bericht des Weltbiodiversitätsrates IPBES hält fest, dass die Mehrzahl der Ökosystemleistungen seit 1970 rasch abgenommen haben.
Arten
Gegenwärtig kennt die Wissenschaft rund 1.74 Millionen Arten von Tieren, Pflanzen, Pilzen und Mikroorganismen, wobei die tatsächliche Zahl nach Schätzungen um ein Vielfaches höher liegen könnte.
Untersuchungen von Fossilien zeigen, dass eine Art nach ihrer Entstehung zwischen 1 bis 10 Millionen Jahre existiert, bevor sie natürlicherweise wieder ausstirbt. Die natürliche jährliche Rate von aussterbenden Arten liegt bei 0.1 Arten pro eine Million Arten. Gemäss dem globalen Bericht des Weltbiodiversitätsrates IPBES liegt die aktuelle Aussterberate bereits 10 bis 100-mal höher als im Durchschnitt der vergangenen 10 Millionen Jahre und beschleunigt sich fortwährend.
Das Aussterben ist nur der Schlusspunkt eines Rückgangs, der sich bereits viel früher abzuzeichnen beginnt, wenn die Bestände einer Art zurückgehen. Der Living Planet Index, der Trends in Wirbeltierpopulationen zusammenfasst, zeigt, dass die Arten seit 1970 rapide zurückgegangen sind, mit einem Rückgang von 40% bei den Landarten, 84% bei den Süsswasserarten und 35% bei den Meeresarten.
Auch die Roten Listen sind Beleg für den schlechten Zustand der Biodiversität: Von 115'000 untersuchten Arten müssen weltweit 27% als bedroht eingestuft werden (Kategorien «vom Aussterben bedroht», «stark gefährdet» und «gefährdet» der Weltnaturschutzunion IUCN).
Genetische Vielfalt
Angaben zur genetischen Vielfalt basieren fast ausschliesslich auf Kenntnissen über Kultursorten und Zuchtrassen. Bei den Nutztieren müssen von 8‘200 Züchtungen 16% als gefährdet eingestuft werden (Global Biodiversity Outlook 4). Bei den Kulturpflanzen wird befürchtet, dass seit Beginn des 20. Jahrhunderts sogar 75% der genetischen Vielfalt verloren gegangen sind.
Internationale Verantwortung
Die Schweiz und ihre Tätigkeiten haben nicht nur Auswirkungen auf die einheimische, sondern auch auf die globale Biodiversität, sei es über die Mitverantwortung für den Klimawandel, den Verbrauch von Rohstoffen oder den Konsum weltweit gehandelter Güter und Dienstleistungen.
Die Erhaltung der Biodiversität ist darum eine Herausforderung, die sowohl lokales, regionales als auch globales Handeln erfordert. Das umfassendste internationale Instrument ist das Übereinkommen über die biologische Vielfalt CBD (vgl. Internationale Abkommen).
Weiterführende Informationen
Letzte Änderung 07.03.2023