Bei Per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) handelt es sich um eine Gruppe von mehreren tausend synthetischen Industriechemikalien. Seit den 1970er-Jahren werden sie in grossem Umfang eingesetzt. Viele PFAS sind fett-, schmutz- und wasserabweisend und thermisch und chemisch äusserst stabil. Diese Stoffeigenschaften sind vorteilhaft und nützlich in einer Vielzahl an Produkten und Prozessen, aber PFAS sind problematisch in der Umwelt und für die Gesundheit.
PFAS sind in der Umwelt nahezu nicht abbaubar und werden daher auch als «Ewigkeitschemikalien» bezeichnet. Sie stellen ein Risiko für die Gesundheit und die Umwelt dar. PFAS reichern sich im menschlichen Körper, in Organismen, Tieren und Sedimenten sowie in Pflanzen an. Für einige PFAS (z.B. für die Perfluoroctansulfonsäure PFOS und die Perfluoroctansäure PFOA) sind ausserdem gesundheitsschädliche Wirkungen bekannt.
Wegen ihrer speziellen Stoffeigenschaften werden PFAS in zahlreichen Anwendungen und Produkten eingesetzt: beispielsweise in Feuerlöschschäumen (AFFF), Antihaftbeschichtungen von Küchenutensilien, fett- und wasserabweisenden Textilien, beschichteten Papieren und Kartons, Kunststoffen, Medizinprodukten und vielen weiteren Anwendungen.
Viele PFAS werden von Organismen leicht aufgenommen. Sie befinden sich praktisch überall in der Umwelt. PFAS können bereits während ihrer Herstellung in die Umwelt gelangen, oder bei der Herstellung von PFAS-haltigen Produkten. Sie können aber auch beim Gebrauch und der Entsorgung dieser Produkte freigesetzt werden. Vor allem der Einsatz von fluorhaltigen Feuerlöschschäumen führt zu erhöhten Konzentrationen von PFAS in der Umwelt.
Aufgrund der problematischen Eigenschaften von PFAS ist die Forschung, die Politik und Verwaltung bei Bund, Kantonen und Gemeinden aktiv geworden. Auch in der breiten Öffentlichkeit ist das Thema angekommen.
Einige PFAS wurden in der Schweiz und international inzwischen verboten oder als besonders besorgniserregende Stoffe identifiziert, für andere sind die Auswirkungen auf den Menschen und die Umwelt weniger gut bekannt. Im Sinne des Vorsorgeprinzips sollte sich der Einsatz von PFAS auf Verwendungen beschränken, die für die Gesellschaft unverzichtbar sind. Deren Freisetzung in die Umwelt muss so weit wie möglich minimiert werden.
Chemikalienrecht: Bestimmungen und Verfahren zu PFAS
PFAS: Belastung und Auswirkung
PFAS werden auch in der Nahrungskette gefunden. Der Mensch nimmt PFAS unter anderem über die Nahrung und das Trinkwasser auf. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA hat 2020 einen neuen Schwellenwert für die wichtigsten perfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) festgelegt, die sich im menschlichen Körper anreichern.
Unter dem Namen «Schweizer Gesundheitsstudie – Pilotphase» hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) ein Pilotprojekt für eine nationale Gesundheitsstudie mit Human Biomonitoring (HBM) durchgeführt.PFAS werden auch in der Nahrungskette gefunden. Der Mensch nimmt PFAS unter anderem über die Nahrung und das Trinkwasser auf. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA hat einen neuen Schwellenwert für die wichtigsten perfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) festgelegt, die sich im menschlichen Körper anreichern.
Unter dem Namen «Schweizer Gesundheitsstudie – Pilotphase» hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) ein Pilotprojekt für eine nationale Gesundheitsstudie mit Human Biomonitoring (HBM) durchgeführt.
PFAS werden vielerorts im Grundwasser und in Fliessgewässern nachgewiesen, ebenso in Fischen und Sedimenten. Und auch in verschiedenen Trinkwasser-Proben findet man Rückstände dieser Chemikalien.
Im Grundwasser wurden PFAS im Rahmen einer Pilotstudie der Nationalen Grundwasserbeobachtung NAQUA analysiert. Das Bundesamt für Umwelt hat gemeinsam mit den kantonalen Fachstellen knapp 550 NAQUA-Messstellen auf insgesamt 26 verschiedene PFAS untersucht. Parallel wurden auch Proben aus grossen und mittelgrossen Fliessgewässern entnommen.
Da PFAS auch über das Abwasser in die Fliessgewässer und ins Grundwasser gelangen, zielt ein aktuelles Forschungsprojekt der Eawag im Auftrag des BAFU auf die Untersuchung von PFAS in Abwasser und Klärschlamm. Das Projekt soll helfen besser zu verstehen, wie sich PFAS in den Kläranlagen verhalten und gleichzeitig ermöglichen, wichtige Quellen von PFAS zu identifizieren.
Proben aus dem Trinkwassernetz wurden im Rahmen einer Kampagne des Verbands der Kantonschemikerinnen und Kantonschemiker analysiert. Für Trinkwasser gelten die Höchstwerte der Trink-, Bade- und Duschwasserverordnung (TBDV). Diese werden vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV erarbeitet.
Studien zeigen auf, dass PFAS in Böden verbreitet vorkommen. Die jüngste umfassende Messkampagne bestätigt, dass sie auch in Schweizer Böden omnipräsent sind. Dazu wurden rund 150 Proben vom nationalen Referenznetz zur Beobachtung von Bodenbelastungen (NABO), dem Biodiversitätsmonitoring Schweiz (BDM) und einer Messkampagne im Kanton Wallis analysiert.
Die Qualität unserer Böden hat einen direkten Einfluss auf die Qualität unserer Lebensmittel. Um herauszufinden, wie PFAS aus dem Boden in die Lebensmittel übertragen werden, werden aktuell Forschungsarbeiten durchgeführt.
Messdaten im Umfeld von Standorten, auf denen ein Einsatz von PFAS vermutet wurde, bestätigen, dass PFAS auch in der Schweiz in relevantem Masse auftreten. Insbesondere bei Löschübungsplätzen mit regelmässigem Einsatz von Löschschäumen, Standorten der Galvanik und Deponien, können erhöhte PFAS-Belastungen auftreten. Erste umfassende Sanierungen fanden etwa bereits in den Kantonen Wallis oder St. Gallen statt.
Der Expertenbericht «Entscheidungsgrundlagen für den Vollzug bei PFAS-belasteten Standorten in der Schweiz» stellt das momentane Wissen im Bereich der per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) im Zusammenhang mit der Altlastenbearbeitung von PFAS-Belastungen zusammen. Der Bericht stellt technische Grundlagen für weiterführende Arbeiten zu diesem Thema bereit.
Für die Entsorgung von PFAS-belastetem Boden- und mineralischem Aushubmaterial aus Sanierungsvorhaben, sind ausreichende geeignete Behandlungskapazitäten zu evaluieren respektive erst noch zu schaffen. Boden-/Aushubwaschanlagen haben das Potenzial zur Vorbehandlung von solchem PFAS-belastetem Material. Dabei können gereinigte, gröbere Fraktionen von der mit PFAS-belasteten Feinfraktion abgetrennt werden.
Die PFAS werden erst bei Temperaturen über 1100 °C zerstört, was also einer thermisch anspruchsvollen Behandlung bedarf.
Involvierte Branchen und Behörden sind daran, die bestehenden Lösungen zu erweitern.
Grundlagen erarbeiten und Lösungswege aufzeigen
Die Fragen und Herausforderungen rund um das Thema PFAS sind mannigfaltig. Es braucht in vielen Bereichen noch mehr Forschung und Daten. Das BAFU hat verschiedene Studien in Auftrag gegeben.
Zudem ist das BAFU aktuell beauftragt, zwei politische Vorstösse zum Thema PFAS zu bearbeiten. Dabei soll es
- die Situation in der Schweiz und die Risiken von PFAS für Mensch und Umwelt beschreiben.
- Grenzwerte für die Beurteilung der Risiken und der notwendigen Massnahmen, inklusive Sanierungsmassnahmen, ausarbeiten.
Weiterführende Informationen
Links
PFAS: Gewässerbelastung und regulatorische Entwicklung in der Schweiz und der EU
Letzte Änderung 16.08.2024