Eine Studie des BAFU hat gezeigt: 2015 fielen drei Viertel der durch den Schweizer Konsum verursachten Umweltbelastungen im Ausland an. Deshalb ist ein nachhaltiges Beschaffungswesen wichtig. Das gilt insbesondere für die öffentliche Hand: Bund, Kantone und Gemeinden kaufen jährlich Waren und Dienstleistungen im Wert von rund 40 Milliarden Franken ein. Mit der Revision des Bundesgesetzes über das öffentliche Beschaffungswesen (BöB) wird die nachhaltige Beschaffung gestärkt. Im neuen Gesetz, das voraussichtlich Anfang 2021 in Kraft tritt, ist die Nachhaltigkeit im Zweckartikel verankert.
Der Bund arbeitet derzeit gemeinsam mit den Kantonen und den Gemeinden an einer Wissensplattform für nachhaltige öffentliche Beschaffung, die auch privaten Einkäufern zur Verfügung stehen wird. Die Plattform soll im zweiten Halbjahr 2020 aufgeschaltet werden. Schon heute unterstützt der Bund den «Kompass Nachhaltigkeit» mit zahlreichen Hilfsmitteln für Gemeinden und Kantone.
Bei der Ersatzbeschaffung von Druckern ermittelte das Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) in einem sogenannten Dialogverfahren die innovativsten Lösungen und konnte damit Stromverbrauch sowie Ozon- und Feinstaubemissionen nachweislich reduzieren. Das Bundesamt für Rüstung armasuisse beschaffte in den vergangenen Jahren sämtliche für die Bekleidung von Zivildienstleistenden erforderlichen Baumwollprodukte unter Beachtung des «Global Organic Textile Standard» (GOTS). Dieses Label definiert umwelttechnische Anforderungen entlang der gesamten textilen Produktionskette und legt soziale Mindeststandards fest. Nach interner Risikoanalyse lässt armasuisse bei jeder Beschaffung die Einhaltung des Standards gegebenenfalls durch Audits prüfen.
Im Kanton Waadt werden Umwelt- und Sozialkriterien nicht nur in die Ausschreibungen integriert. Um sicherzustellen, dass Auftragnehmer sie auch tatsächlich einhalten, werden sie bei ausgewählten Produkten während der Auftragsausführung überwacht. Dazu nutzt der Kanton etwa das FairTrace-Traceability-Tool (fairtrace.ch). Die entsprechende Software wird von der FairTrace SA verwaltet, die 2013 mit Unterstützung des Bundes gegründet wurde.