Konkrete Impulse für eine klimaangepasste Schweiz

12.05.2023 – Viele Auswirkungen des Klimawandels sind bereits spürbar. Unser Land muss sich aber auf weit stärkere Veränderungen einstellen. Das Pilotprogramm «Anpassung an den Klimawandel» des Bundes liefert wertvolle Erkenntnisse und konkrete Lösungen, wie die Schweiz die negativen Folgen der globalen Erwärmung abfedern kann.

Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung bei Hochwasser.
© Alamy

In den vergangenen vier Jahren setzten sich 50 Projekte intensiv mit den Risiken des Klimawandels auseinander. Insgesamt mehr als 500 Personen aus staatlichen und privaten Organisationen und aus allen Landesteilen, arbeiteten an Anpassungsmassnahmen. Die Ergebnisse ihrer Anstrengungen dienen nun als Grundlage, wie wir unser Land auf die fortschreitenden Veränderungen der Umwelt vorbereiten können.


Der Klimawandel verursacht schleichende Veränderungen, die langsam spürbar werden. Er kann aber auch plötzliche Extremereignisse wie Bergrutsche oder Überschwemmungen auslösen.

Das Pilotprogramm deckt diese ganze Bandbreite ab. Es befasste sich mit fünf zentralen Herausforderungen (A-E), vor denen unser Land steht, sowie einer Querschnittsaufgabe (F):

Grössere Hitzebelastung (A)

Der Klimawandel sorgt dafür, dass die Thermometer auf immer neue Höchstwerte klettern. Im Sommer bedrohen Hitzewellen unsere Gesundheit. Zur Bekämpfung der zunehmenden Wärmebelastungen entwickelten 15 Pilotprojekte vielfältige Methoden. Dabei ging es um die Schaffung von Grün- und Freiräumen, über klimaoptimierte Bauweisen, bis hin zu gezielten Gesundheitsmassnahmen.

Zum Beispiel testete ein Projekt Strassenbeläge, die sich in der Sonne weniger stark aufheizen. Ein anderes Forschungsteam untersuchte, wie sich verschiedene Faktoren auf das hitzebedingte Gesundheitsrisiko auswirken. Ihre Erkenntnisse bilden die Grundlage zur Einführung eines neuen Hitzewarnsystems.

Zunehmende Sommertrockenheit (B)

Der Sommer 2022 hat gezeigt: Auch im Wasserschloss Schweiz kann das Wasser phasenweise regional ausgehen. Sechs Pilotprojekte halfen, dass sich zuspitzende Problem der Sommertrockenheit besser zu verstehen und angepasste Methoden zur Verringerung zu entwickeln. Dazu fanden sie Möglichkeiten um Wasser intelligent zu speichern, oder zusätzliche Wasserquellen zu nutzen.

Fachleute im Kanton Schaffhausen fanden beispielsweise heraus, wie Landwirte ihre Kulturen zukünftig aus dem Grundwasser bewässern können und erstellten eine langfristige Strategie dazu. Ein anderes Projekt konzipierte einen Speichersee oberhalb von Laax im Kanton Graubünden. Das künstliche Gewässer könnte dereinst nicht bloss Schmelzwasser und Niederschläge speichern, sondern auch Solarstrom.

Steigendes Hochwasserrisiko, abnehmende Hangstabilität und häufigere Massenbewegungen (C)

Der Klimawandel verursacht häufigere und stärkere Hochwasser. Weil Gletscher und Permafrost-Böden auftauen, wird der Untergrund instabiler. Es kommt zu Überschwemmungen, Erdrutschen und Steinschlägen. Sechs Pilotprojekte widmeten sich dem Umgang mit solchen Naturgefahren. Sie verbessern die Grundlagen bei der Früherkennung und Beurteilung der Bedrohungen. Ausserdem entwickelten die Fachleute praxisgerechte Strategien zur Eindämmung der Risiken.

So drehte beispielsweise ein Team drei anschauliche Filme. Die Videos zeigen auf, wie Gebäudebesitzende ihre Liegenschaften mit einfachen Massnahmen gegen Hochwasser schützen können (siehe Link unten). Fachleute eines anderen Projektes arbeiteten mit Organisationen des Schweizer Bevölkerungsschutzes zusammen, um sich auf die veränderten und zunehmenden Gefährdungen vorzubereiten.

Veränderung von Lebensräumen und Artenzusammensetzung (D)

Die Temperatur- und Niederschlagsveränderungen beeinflussen auch die Lebensräume von Tier- und Pflanzenarten. Vier Projekte untersuchten land- und forstwirtschaftliche Fragen sowie die Auswirkungen des Klimawandels auf Schutzgebiete und Gebirgslandschaften. So nahm beispielsweise ein Projekt im Kanton Neuenburg den Weinbau unter die Lupe.

Die Fachleute zeigten Perspektiven auf, wie Winzerinnen und Winzer auf die klimatischen Veränderungen reagieren können. Im Kanton Wallis untersuchte ein Projekt, wie der Schutzwald am Lötschberg langfristig ohne Bewässerung bewirtschaftet werden kann.

Ausbreitung von Schadorganismen, Krankheiten und gebietsfremden Arten (E)

Die steigenden Temperaturen begünstigen die Ausbreitung von Schadorganismen und invasiven gebietsfremden Arten. Diese können in der Land- und Forstwirtschaft grosse Schäden anrichten. Fünf Pilotprojekte verfolgten, wie sich invasive Arten, Krankheitserreger und Schadorganismen in der Schweiz verbreiten. Mittels innovativer Karten und anderer Methoden, legten sie den Grundstein zur Überwachung und Bekämpfung solcher Bedrohungen.

Ein Projekt beleuchtete beispielsweise, wie sich die berüchtigte Tigermücke nördlich der Alpen ausbreitet. Im Tessin untersuchte ein Team, wie eine Palmenart die Wälder unterwandert und testete Ansätze zu deren Bekämpfung in sensiblen Gebieten.

Sensibilisierung, Information und Koordination (F)

14 Pilotprojekte befassten sich nicht direkt mit einer bestimmten klimabedingten Herausforderung. Stattdessen nahmen sie übergeordnete Aspekte der Kommunikation und Zusammenarbeit unter die Lupe mit dem Ziel, das Umsetzen von Anpassungsmassnahmen zu erleichtern.

In der Westschweiz beispielsweise organisierte ein Projekt eine Freiluft-Wanderausstellung. Dieser Klimapfad zeigte Tausenden von Besucherinnen und Besuchern auf, was sie gegen die Erderwärmung tun- und wie sie sich anpassen können. Fachleute eines anderen Teams wiederum entwickelten ein Handbuch für die Verantwortlichen der Schweizer Wanderwege. Dank dieser Arbeitshilfe können diese trotz zunehmender Naturgefahren weiterhin sichere Infrastrukturen gewährleisten.

Fachtagung: «Anpassung an den Klimawandel – wie kann sie gelingen?»

Das Bundesamt für Umwelt hat am 16. Mai 2023 an seiner Fachtagung Ergebnisse der Pilotprojekte zur Diskussion gestellt und  den Blick in die Zukunft gerichtet. Dabei standen zwei Fragen im Zentrum: «Wie können wir die dringende Anpassung an den Klimawandel erfolgreich gestalten?» und «Wie können die Erkenntnisse des Pilotprogramms in die breite Anwendung gelangen?»

Publikationen

Impulse für eine klimaangepasste Schweiz

UI-2307-D

Erkenntnisse aus 50 Pilotprojekten zur Anpassung an den Klimawandel. 2023

Magazin «die umwelt» 2/2023 - Klimawandel: Wie gehen wir damit um?

cover-umwelt-23-2-de

Die Folgen der Klimaerwärmung bedrohen unsere Sicherheit, unsere Wohlfahrt und unsere Art zu leben. Wo kann man ansetzen? In einem Pilotprogramm hat der Bund Antworten auf diese Fragen gesucht. 2023

Weiterführende Informationen

Kontakt
Letzte Änderung 12.05.2023

Zum Seitenanfang

https://www.bafu.admin.ch/content/bafu/de/home/themen/klima/dossiers/konkrete-impulse-fuer-eine-klimaangepasste-schweiz.html