Allgemein versteht man unter Risiko die Möglichkeit, dass ein bestimmtes Ereignis einen Schaden verursacht. Risiken können mit systematischen und wissenschaftlichen Methoden ermittelt und bewertet werden und dienen somit der Messung von Sicherheit und der Priorisierung von Schutzmassnahmen.
Was bedeutet Risiko bei Naturgefahren?
Das Risiko ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein gefährliches Ereignis (z. B. Hochwasser) eintritt und zu Schäden führt. Das Ausmass des Schadens hängt von den folgenden Faktoren ab:
- der Anzahl der Personen und Sachwerte, die der Gefahr potenziell ausgesetzt sind,
- dem Expositionsgrad der Personen und Sachwerte,
- der Vulnerabilität (Verletzlichkeit) der betroffenen Personen und Güter.
Dabei können die gefährdeten Güter sehr unterschiedlicher Art sein, wie zum Beispiel Menschen, Tiere, Gebäude, Infrastrukturen, Objekte von erheblicher volkswirtschaftlicher Bedeutung oder Tragweite, natürliche Ressourcen oder Kulturgüter. Neben einer ökonomischen können sie auch eine ökologische und soziale Komponente aufweisen. Beim Ausfall dieser Güter entstehen oft schwerwiegende Folgeschäden.
Risiko = Wahrscheinlichkeit x möglicher Schaden (Schadensausmass) wobei:
- Wahrscheinlichkeit = Eintretenswahrscheinlichkeit des Ereignisses
- Möglicher Schaden = potenziell betroffene Personen und Werte x Expositionen x Verletzlichkeit
Wie drückt sich das Risiko aus?
Risiken infolge von Naturgefahren werden oft in Form jährlicher Schadenerwartungswerte mit der Einheit «Anzahl Todesopfer pro Jahr» bzw. «Franken pro Jahr» ausgedrückt. Risiko lässt sich aber auch in anderer Form beschreiben, beispielsweise als Anzahl der potenziell betroffenen Personen oder Werte (s. Grafik «Von Naturgefahren betroffene Wohnbevölkerung»).
Wie werden Risiken erfasst und bewertet?
Das integrale Risikomanagement setzt voraus, dass Massnahmen auf Grund umfassender Kenntnis der bestehenden Risiken geplant und umgesetzt werden. Erst wenn die Risiken systematisch erfasst und bewertet werden, können bestehende Risiken auf ein akzeptables Mass reduziert, künftige Risiken im Rahmen gehalten und Schutzmassnahmen priorisiert werden.
Die Ermittlung der Risiken erfolgt mittels Risikoanalysen, welche auf systematischen und wissenschaftlich abgestützten Verfahren beruhen. Mit der Risikoanalyse werden Risiken möglichst objektiv charakterisiert und quantifiziert.
Im Gegensatz dazu wird mit der Risikobewertung entschieden, welche Risiken als akzeptabel respektive inakzeptabel betrachtet werden. Akzeptabel ist ein Risiko, das aus guten Gründen als tragbar beurteilt wird. Risikobewertungen beantworten die Frage: «Was darf passieren?» Damit dient die Risikobewertung dem Erkennen eines allfälligen Handlungsbedarfs und der Festlegung der Prioritäten. Grundsätzlich entscheidet die Gesellschaft als Ganzes darüber, welches Mass an verbleibendem Risiko akzeptiert werden soll. Daneben hängt Risikoakzeptanz aber auch vom Verhalten und von der Verantwortung des Einzelnen ab.
Wie hoch ist die Risikoexposition in der Schweiz?
Schweizweite Auswertungen zeigen, dass rund ein Fünftel des Siedlungsgebietes Naturgefahren, insbesondere Hochwasser, ausgesetzt ist. In diesen Gebieten leben rund 1,8 Millionen Menschen, die potenziell durch Hochwasser betroffen sein können.
In der Schweiz nimmt die Konzentration wertvoller Güter in gefährdeten Gebieten stetig zu. Damit steigen auch die potenziellen Schäden durch Naturgefahren und mithin die Risiken (Zunahme der Anzahl gefährdeter Objekte, des Wertes der gefährdeten Güter und ihrer Vulnerabilität gegenüber Schäden). Folglich könnten die Risiken in erster Linie durch Raumnutzung und Raumplanung bewältigt werden. Eine gründliche Kenntnis der Risiken ist für wirksame Massnahmen unerlässlich, doch eine Risikoübersicht auf nationaler Ebene fehlt noch weitgehend. Aus diesem Grund wird die Erarbeitung von Risikoanalysen in den nächsten Jahren einen hohen Stellungswert einnehmen.
Weiterführende Informationen
Letzte Änderung 29.11.2023