Hochwasserereignis vom 16. bis 21. Juni 2016

01.07.2016 - Starkniederschläge haben Mitte Juni 2016 zahlreiche Flüsse und Seen der Schweiz rasch ansteigen lassen. Verbreitet wurden an den BAFU-Messstationen 2- bis 5-jährliche Hochwasser verzeichnet. Einige Flüsse führten aber auch Abflussmengen, die seltener beobachtet werden, so die Seez bei Mels oder der Rhein bei Diepoldsau. Der Bodensee erreichte den höchsten Wasserstand seit 1999.

Bodensee-Lindau
Der Bodensee bei Lindau am 18. Juni 2016
© Christian Schlup

Hydrologischer Spezialbericht des BAFU vom 1. Juli 2016.

Hinweis: Alle erwähnten Messdaten sind provisorisch.

Seit Mitte Mai 2016 waren in der Schweiz immer wieder intensive Niederschläge gefallen. Die Abflüsse und Wasserstände vieler Gewässer lagen deshalb schon seit Wochen auf hohem Niveau oder waren immer wieder kurzfristig angestiegen. So wurde beispielsweise die Regulierung des Bielersees schon seit Ende Mai so gesteuert, dass durch erhöhte Abflüsse Raum geschaffen werden konnte für weitere Niederschläge. Die Aare unterhalb des Bielersees führte dadurch seither Hochwasser.

Die Böden waren verbreitet gesättigt und Schauer und Gewitter führten mancherorts zu Überschwemmungen, da kleinere Flüsse über die Ufer traten oder das Regenwasser nicht genügend rasch über die Kanalisation abfliessen konnte.

Intensive Niederschläge in der Süd- und Ostschweiz

Radarniederschlagssummen
Grosse Niederschlagsmengen: 48-Stunden Radarniederschlagssummen (mit Messwerten kalibriert) bis 17. Juni 2016 (06UTC).
© Meteo Schweiz

Am 16. und 17. Juni gab es starke, teils anhaltende Niederschläge in der Südschweiz und in den zentralen und östlichen Voralpen und Alpen. Teilweise waren sie auch von Gewittern begleitet. Auch in anderen Gegenden der Schweiz regnete es. Gemäss Angaben der MeteoSchweiz fielen im Tessin lokal bis 200 mm Regen, im Bündnerland je nach Gebiet zwischen 50 und 120 mm. Detailliertere Angaben auch zur klimatischen Einordnung sind den Zusammenstellungen von MeteoSchweiz zu entnehmen (siehe Verlinkungen in der rechten Spalte).

Rasche Reaktion der Flüsse

Als Reaktion auf die gefallenen Niederschläge und aufgrund der bereits gesättigten Böden sind die Flüsse und Seen insbesondere in der Süd- und Ostschweiz rasch angestiegen. An vielen weiteren hydrometrischen Messstationen wurden 2- bis 5-jährliche und 5- bis 10-jährliche Hochwasser beobachtet. Bei den Stationen Ergolz-Liestal, Hinterrhein-Fürstenau, Lichtensteiner Binnenkanal-Ruggell, Rhein-Diepoldsau, Rhein-Domat/Ems, Rhein-Neuhausen, Seez-Mels sowie Werdenberger Binnenkanal-Salez wurden Hochwasser verzeichnet, die statistisch alle 10 bis 30 Jahre vorkommen. Mancherorts kam es auch zu Rutschungen.

Neue absolute Rekorde wurden bei den Messwerten keine verzeichnet. An einigen Messstationen wurden aber neue Juni-Maxima registriert. Detaillierte Angaben zu den höchsten Messwerten und den maximal erreichten Gefahrenstufen sind der untenstehenden Zusammenstellung zu entnehmen.

Punktkarte Gefahrenstufen
Vergleich der maximalen Abflüsse und Wasserstände mit den Gefahrenstufen
Abfluss / Wasserstand Hinterrhein-Fürstenau
Abfluss und Wasserstand der BAFU-Messstation Hinterrhein-Fürstenau vom 14. bis 20. Juni 2016
Abfluss / Wasserstand Rhein-Diepoldsau, Rietbrücke
Abfluss und Wasserstand der BAFU-Messstation Rhein-Diepoldsau, Rietbrücke vom 14. bis 20. Juni 2016

Besonderheit Bodensee

Bodensee - Romanshorn, Tageswerte 1881-2015
Station Bodensee-Romanshorn: Vergleich der gemessenen Wasserstände 2016 (Tagesmittel) mit den langjährigen Mess- und Mittelwerten.

Auch die Seen sind in der ganzen Schweiz stark angestiegen, entsprechend waren auch die Seeausflüsse sehr hoch. Genfersee, Lago di Lugano, Lago Maggiore, Vierwaldstättersee, Walensee, Zugersee und Zürichsee erreichten die Gefahrenstufe 2. Der Bodensee ist gar in die Gefahrenstufe 4 angestiegen und überschritt damit die Hochwassergrenze bei Romanshorn von 397.15 m ü.M. Im Gegensatz zu den meisten Schweizer Seen ist der Bodensee nicht regulierbar. Der Seepegel wird daher alleine von den Zuflüssen und dem Abfluss des Untersees in den Rhein beeinflusst und lässt sich nicht vorsorglich absenken.

Der Bodensee hat seinen Höchststand (397.35 m ü.M. am Obersee bei Romanshorn und 397.03 m ü.M. am Untersee bei Berlingen) am Dienstag, 21. Juni erreicht und sinkt seither langsam. Er hat damit den höchsten Stand seit Mai 1999 erreicht. Damals lag der Seepegel noch mehr als 50 cm höher. Letztmals war der Bodensee im Juni 2013 über die Ufer getreten. Der Seepegel erreichte dann ein Maximum von 397.04 m ü.M. bei Romanshorn und 396.83 m ü.M. bei Berlingen und lag somit deutlich tiefer als jetzt. Das Hochwasser von Juni 2016 entspricht einem Ereignis, das am Bodensee statistisch etwa alle zehn Jahre eintritt.

Attraktion Rheinfall

Das Hochwasser hat auch schöne Seiten: So wurde der Rheinfall bei Neuhausen zu einem Publikumsmagnet. Der Rhein führt im Juni an dieser Stelle normalerweise einen Abfluss von 560 m3/s. Zurzeit fliessen aber gegen 900 m3 Wasser pro Sekunde über den Rheinfall (absolutes Maximum von Mai 1999: 1173 m3/s). Ein spektakuläres Schauspiel, welches gemäss BAFU-Statistiken nur etwa alle zehn Jahre zu beobachten ist. 

Situation noch nicht ganz entspannt

Wie die Gewitter vom 24. und 25. Juni zeigten, können weitere Niederschläge die Gewässer derzeit rasch wieder ansteigen lassen. So erreichte am 24. Juni die Minster bei Euthal ein 10- bis 30-jährliches Hochwasser. Auch die Seepegel befinden sich verbreitet noch auf hohem Niveau. Beim Bodensee wird es - je nach Witterungsverlauf den Sommer über - mehrere Wochen dauern, bis er sich wieder auf einem für die Jahreszeit normalen Stand befinden wird. Entsprechend wird auch der Rhein unterhalb des Bodensees noch einige Zeit Hochwasser führen.

Achtung Sommer!

Es scheint nun, als ob das ersehnte Sommerwetter nun doch noch kommt. Da gibt es Folgendes zu beachten: Die grossen Abflussmengen der Flüsse bringen auch hohe Strömungsgeschwindigkeiten mit sich. Hochwasser führende Flüsse können ausserdem trüb sein, Gefahrenstellen sind daher weniger gut sichtbar. Ausserdem sind die Gewässer zurzeit für die Jahreszeit relativ kalt. Beim Baden ist daher grosse Vorsicht geboten.

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Letzte Änderung 18.07.2016

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