1. Newsletter Wald 2022 (31.03.2022)

Editorial von Michael Reinhard

Michael Reinhard

Liebe Leserinnen und Leser

Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) hat den Internationalen Tag des Waldes 2022, der jedes Jahr am 21. März stattfindet, den Ergebnissen der dritten Bevölkerungsumfrage «Waldmonitoring soziokulturell» (WaMos 3) gewidmet. Im Zentrum dieser Erhebung, die durchschnittlich alle zehn Jahre durchgeführt wird, steht die Frage, welchen Stellenwert der Wald für die Schweizer Bevölkerung einnimmt. Erfasst wird zudem, welche Erwartungen sie an dieses Ökosystem, seine Produkte und Funktionen hat. In diesem Zusammenhang stellte Katrin Schneeberger, Direktorin des Bundesamts für Umwelt (BAFU), die Resultate der Umfrage im Bois de Moncor im Kanton Freiburg vor, der Gastgeber dieses nationalen Anlasses war. Das Medienecho war sehr erfreulich. Nachfolgend werden die Ergebnisse präsentiert.

Eine Neuerung in diesem Jahr ist die Holzhandelsverordnung (HHV), die am 1. Januar in Kraft getreten ist und auf dem Umweltschutzgesetz (USG) beruht. Während sich die Vorschriften für einheimisches, nachhaltig produziertes und geschlagenes Holz nicht grundlegend geändert haben, muss künftig für den Import und Handel von Holzprodukten zwingend die Sorgfaltspflicht eingehalten werden. Dies erfordert Anpassungen in verschiedenen Segmenten der Holzhandelsbranche in der Schweiz. Ausserdem wird innerhalb der Abteilung Wald des BAFU eine Kontrollorganisation geschaffen.

Konkreter wird die Organisation auch in Bezug auf das Waldbrandmanagement, da der Bundesrat einen von Nationalrat Erich von Siebenthal geforderten Bericht verabschiedet hat. So wurde ein neues Warninstrument zwischen Bund und Kantonen entwickelt, das den zuständigen Behörden neue wissenschaftliche und technische Informationen liefern wird. Anfang des Jahres fanden entsprechende Schulungen statt. In den kommenden Jahren wird es nun darum gehen, die Waldbrandwarnungen auf nationaler Ebene zu vereinheitlichen.

Am Ende dieses Editorials komme ich schliesslich nicht umhin, auch noch kurz auf den derzeitigen geopolitischen Kontext einzugehen. Die Abteilung Wald verfolgt die Entwicklungen, insbesondere im Hinblick auf die Versorgung mit Rohstoffen und Energieressourcen, sehr aufmerksam. Unsere Wälder und die Ressource Holz werden schlagartig in den Vordergrund rücken, wenn der begrenzte Zugang zu Primär- und Energieressourcen oder gar das Schreckgespenst der Verknappung Realität werden sollte.

Michael Reinhard
Abteilungschef Wald, Bundesamt für Umwelt BAFU



Waldmonitoring soziokulturell WaMos 3

Am 21. März 2022, dem Internationalen Tag des Waldes, präsentierte das BAFU und der Kanton Freiburg im Wald bei Villars-sur-Glâne (FR) die Ergebnisse der dritten Bevölkerungsumfrage «Waldmonitoring soziokulturell» (WaMos). Ergänzt wurde die Umfrage mit wissenschaftlichen Zusatzstudien.

Die dritte nationale Bevölkerungsumfrage über den Wald (WaMos 3) erfolgte zu Beginn des Jahres 2020 und wurde das erste Mal online durchgeführt. Über 3000 Personen nahmen daran teil. Die Schlussfolgerungen aus den Umfrageergebnissen sind erfreulich: Die Bevölkerung schätzt den Wald und seine Funktionen und unterstützt mit ihrer Meinung eine integrale Waldbewirtschaftung, wie sie in der Schweiz praktiziert wird. Im Vergleich zu 1997 (WaMos 1) und 2010 (WaMos 2) gibt es nur in wenigen Bereichen grössere Abweichungen.

Der Wald aus Sicht der Schweizer Bevölkerung

Cover Die Schweizer Bevölkerung und der Wald

Ergebnisse der dritten Bevölkerungsumfrage Waldmonitoring soziokulturell (WaMos 3). 2022

Der Wald aus Sicht der Schweizer Bevölkerung (PDF, 980 kB, 21.03.2022)Interpretation der dritten Bevölkerungsumfrage Waldmonitoring soziokulturell (WaMos 3) | Infoblatt


Update Holzhandelsverordnung 

Das BAFU ist neben den Kantonen verantwortlich für den Vollzug und die Kontrollen der neuen Holzhandelsverordnung (HHV). Damit diese Vollzugsaufgaben in digitalisierter Form abgewickelt werden können, realisiert das BAFU mehrere Services via E-Government-Plattform UVEK.

Dabei wird das BAFU mit risikobasierten Stichprobenkontrollen Unternehmen überprüfen, ob diese die Pflichten gemäss der Verordnung HHV beim Import und Handel von Holz eingehalten haben. Der gesamte Kontrollprozess soll dabei über die Plattform abgewickelt werden. Die von den Unternehmen eingereichten Daten sollen dabei künftig automatisiert ausgewertet werden können.

Zusätzlich soll auch das Einholen von Expertisen zu ausgewählten Daten von den Unternehmen, das Zulassungsverfahren für Inspektionsstellen sowie die jährliche Berichterstattung der Kantone zu im Inland geschlagenem Holz mit der Plattform umgesetzt werden. Das Go-Live der Services ist für Herbst 2022 vorgesehen.

Zusammen mit den Kantonen (GS KWL) hat das BAFU auch eine Vollzugshilfe für die Holzhandelsverordnung erarbeitet. Bis im Sommer soll eine fertige Version vorliegen.


Neues Informationssystem ­«IGNIS» für die Waldbrandgefahrenwarnung

Mit «IGNIS» stehen dem BAFU und den Kantonen neu schweizweit Informationen zur aktuellen und prognostizierten Waldbrandgefahr zur Verfügung. Dank dem kanadischen «Forest-Fire-Weather-Index»-System werden verschiedene Indizes berechnet, die z.B. über die Trockenheit der verschiedenen Bodenschichten Auskunft geben. In diese Berechnungen fliessen Wetterinformationen und Geobasisdaten ein. Anschliessend wird aus den Indizes jeden Tag eine Warnstufe pro Warnregion vorgeschlagen, die entsprechend den regionalen und kantonalen Bedürfnissen angepasst werden kann. Der Webauftritt wurde optimiert: Gefahrstufen und Massnahmen werden neu getrennt dargestellt.


Pflanzenschutzmittel im Wald: zwei Wirkstoffe werden gestrichen

Die Pflanzenschutzmittelverordnung (PSMV; SR 916.161) wurde auf dem 1.1.2022 revidiert. Die Liste der Wirkstoffe, die in der Schweiz als Pflanzenschutzmittel verwendet werden dürfen wurde dabei angepasst (Anhang 1, PSMV) und einige Wirkstoffe wurden gestrichen. Betroffen ist davon auch die Waldwirtschaft. So dürfen Produkte mit den Wirkstoffen Zeta-Cypermethrin und Alpha-Cypermethrin im Laufe des Jahres 2022 nicht mehr verkauft und nicht mehr verwendet werden.
Die Verkauf- und Verwendungsfristen können auf folgender Webseite aufgerufen werden:


Borkenkäfer: Entspannung der Lage im 2021

Erfreulicherweise hat sich die Borkenkäfer-Situation in der Schweiz beruhigt. Dank dem relativ kalten und feuchten Wetter im Frühling 2021 sowie dem darauffolgenden niederschlagsreichen Sommer hat sich die Lage 2021 insgesamt entspannt. Auch die Fichte konnte sich nach dem wiederholten Trockenstress der letzten Jahre einigermassen erholen und sich somit besser gegen den Borkenkäfer verteidigen. Dies hatte zur Folge, dass sich die Sommerzwangsnutzungen halbierten und die Anzahl Befallsherde und gefangener Käfer deutlich abnahmen.

Weitere Informationen finden Sie in der Publikation der WSL: 

Buchdrucker - eine Beruhigung der Situation
Waldschutz Aktuell, 1/2022

Informationen über die aktuelle Käferentwicklung sowie Prognosen:


Wissenstransfer Wald

Im Rahmen des Projektes „Wissenstransfer im Waldbereich“ der Abteilung Wald werden aktuelle Themen für Forstpraktikerinnen und –praktiker aufbereitet und präsentiert. Die ersten zwei Wissenstransfer-Angebote wurden vor kurzem veröffentlicht.

Das Erklärvideo „Digitale Seillinienplanung“ erläutert in prägnanter Form die praxisrelevanten Erkenntnisse aus einem WSL-Forschungsprojekt, das durch die Wald- und Holzforschungsförderung Schweiz (WHFF-CH) und die ETH Zürich unterstützt wurde. Es stellt Fachleuten die neu entwickelte Berechnungsmethode vor und soll zukünftig auch in der Lehre eingesetzt werden. Technisch ist auch das zweite Wissenstransfer-Angebot. Der Artikel „Es regnet Samen“ behandelt das Aussäen von Baumsamen mit Drohnen. Diese Methode wird bislang in der Schweiz kaum getestet, könnte aber in kleinem Rahmen auch hierzulande von Interesse sein.

Planfor - Digitale Seillinienplanung: Erkenntnisse aus dem WSL-Forschungsprojekt zu neuen Grundlagen

Planfor - Es regnet Samen – Artikel zur Drohnensaat


Art. 32 WaG – Ausschreibung für die Periode 2023/24

Im Hinblick auf die nächste Periode (2023/2024) zur Unterstützung von Aufgaben, die im Interesse der Walderhaltung liegen (Artikel 32 WaG), wurden der Leitfaden und das Gesuchsformular angepasst. Damit wird sichergestellt, dass die knapperen finanziellen Mittel effizient und im Sinne der Gesetzgebung optimal eingesetzt werden. Auch die inhaltliche Koordination der unterstützten Aufgaben der einzelnen Vereinigungen soll vereinfacht und sichergestellt werden. Die Vereinigungen werden über die nächste Eingabemöglichkeit der Gesuche und die angepassten Rahmenbedingungen informiert.

Hinweis: Gesuche für Projekte im Bildungsbereich werden nicht mehr über Art. 32 WaG finanziert. Diese können künftig direkt über die entsprechenden Fachpersonen der Abteilung Wald BAFU eingereicht werden.

Weitere Informationen:


Weitere Informationen

Workshop - Integrierte Bewertung von Waldleistungen, Werten und Trade-Offs

Die ETHZ und die Abteilung Wald des BAFU organisieren in Zusammenarbeit mit der Ecosystem Services Partnership (ESP) am 5. und 6. Mai 2022 an der ETHZ einen Workshop zu Waldleistungen. Die Veranstaltung richtet sich an Waldfachleute und an alle, die sich mit Waldthemen befassen, sowie an Forschende und Studierende. Ziel des Workshops ist es, den Teilnehmenden ein besseres Verständnis der Waldleistungen und deren Bewertungen zu vermitteln und die Bewertungsinstrumente in Fallstudien anzuwenden.

Die Anmeldung ist kostenlos. Weitere Informationen finden Sie unter:
form.ethz.ch/news-and-events/IA-FES.html

Anmeldeschluss ist der 6. April 2022 (begrenzte Anzahl Teilnehmende)

Aktivitäten im internationalen Waldbereich

Nach zwei Jahren meist ohne physische Sitzungen haben die internationalen waldrelevanten Verhandlungen wieder begonnen. Im März 2022 werden in Genf die Entscheide für den globalen Biodiversitätsrahmen vorbereitet, weil die vor 10 Jahren beschlossenen «Aichi»-Ziele abgelaufen sind. Im Mai finden das United Nations Forum on Forests in New York und der FAO World Forestry Congress der FAO in Seoul statt, bei dem das BAFU Erfahrungen zu Klimawandel und Nachhaltigkeit aus der Schweiz präsentiert. Das Komitee «Wald und Holz» der UNECE in Genf wird im Juni über die Resultate der Arbeitsgruppen zu nachhaltiger Bewirtschaftung und Holzprodukte, Berichterstattung und Kommunikation berichten und Empfehlungen abgeben. Am 2. Juni 2022 wird das BAFU erneut in Bern einen Erfahrungsaustausch über die internationale Waldpolitik organisieren - teilnehmen werden die interessierten Bundesämter, NGOs und die Wissenschaft.

Die Plattform «Freizeit Wald» ist neu auch auf Italienisch online

www.boscosvago.ch


Publikationen

Jahrbuch Wald und Holz 2023

UZ-2324_D

Waldressourcen, Holznutzung, Leistungen und Produkte des Waldes. 2023


Personelles

Frau Gerda Jimmy hatte am 28. Februar 2022 ihren letzten Arbeitstag als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim BAFU. Sie verlässt das BAFU nach 7 Jahren, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen. Wir danken Frau Gerda Jimmy herzlich für ihre hervorragende Arbeit und sehr freundliche Mitarbeit im Bereich der Wald(weiter)bildung und Wissenstransfer, die für die Waldfachleute in der Schweiz von grosser Bedeutung ist.

Herr Sylvan Pavonet wird ab 1. Juni 2022 als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abt. Wald den Vollzug der Holzhandelsverordnung (HHV) mitaufbauen und umsetzen. Er ist ausgebildeter Holzingenieur, hat als Prozessingenieur Erfahrungen in der Industrie gesammelt, spricht 4 Sprachen und ist belgischer Staatsbürger. Wir begrüssen Herr Sylvan Pavonet herzlich im BAFU.

Kontakt
Letzte Änderung 31.03.2022

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