3. Newsletter Wald 2023 (26.09.2023)

Editorial von Michael Reinhard

Michael Reinhard

Liebe Waldfreunde und Holzliebhaberinnen

Die Bilder von brennenden und verkohlten Wäldern und Städten, die wir diesen Sommer wiederholt zu Gesicht bekamen, werden wir nicht so schnell vergessen, auch wenn die Brände in diesem Jahr in Europa weniger verheerend waren als 2022. Das Feuer oberhalb von Bitsch im Wallis führte uns vor Augen, dass auch hierzulande Wälder brennen können. Unzähligen Fachleuten und Freiwilligen gelang es schliesslich mit grossem Engagement, den Flammen Herr zu werden. Die Massnahmen, die auf der Grundlage des Postulats von Siebenthal definiert wurden, werden uns bei unserer Arbeit als Richtschnur dienen. Aus meteorologischer Sicht ist 2023 ein turbulentes Jahr mit ausserordentlichen Phänomenen: einer anhaltenden Trockenheit auf der einen Seite und lokal begrenzten Extremereignissen von kurzer Dauer auf der anderen Seite wie etwa der Sturm in La Chaux-de-Fonds, der auch im Wald Spuren hinterlassen hat. Bei der Anpassung der Wälder an die veränderten klimatischen Bedingungen müssen auch diese neuen Extremdimensionen berücksichtigt werden. Die «Kielwassertheorie» stösst hier an ihre Grenzen.

Das Parlament berät derzeit verschiedene Fragen rund um das Thema Wald und Holz. Ein Beispiel dafür ist die neue EU-Entwaldungsverordnung, welche die bisherige Holzhandelsverordnung ersetzt und auch die Produktion weiterer land- und waldwirtschaftlicher Rohstoffe wie Kaffee und Kakao betrifft. Der Bundesrat hat in seiner Stellungnahme zu einer Interpellation von Petra Gössi einige Antworten geliefert. Die Akteurinnen und Akteure der Wald- und Holzbranche und des Handels mit Holzprodukten unterstehen bereits heute einer Deklarations- und Sorgfaltspflicht. Neu werden sie zudem nachweisen müssen, dass sie entwaldungsfrei produzieren – auch in der Schweiz. Zu erwähnen ist ferner die Veröffentlichung des Berichts in Umsetzung des Postulats 23.3220 Fässler Daniel. Dieser zeigt auf, wie die zusätzlichen Mittel, die für die klimaangepasste Waldpflege gesprochen wurden, verteilt worden sind. Im Ständerat wurde im Zusammenhang mit einer Interpellation von Jakob Stark auch die Kaskadennutzung von Holz diskutiert. Aus der Debatte ging hervor, dass die Produktion, Verarbeitung und Verwendung von Holz in allen seinen Formen nur dank Innovation gesichert werden kann. Zur Förderung der Innovation unterstützt die WHFF-CH erfolgversprechende und auf die Branche übertragbare Projekte im Bereich der Waldbewirtschaftung. Projekte, die von Wissenschaft, Wirtschaft und Verbänden partnerschaftlich durchgeführt werden, sind besonders willkommen.

Michael Reinhard
Abteilungschef Wald, Bundesamt für Umwelt BAFU



Integrale Wald- und Holzstrategie 2050: Aktueller Stand der Arbeiten

Wie im letzten Newsletter Wald kommuniziert hat das Projektteam seitens Bund und Kantonen nun einen ersten Rohentwurf für eine zukünftige Wald- und Holzstrategie 2050 erarbeitet. Dabei wurden auch bewährte Elemente aus den bisherigen Strategien, der Waldpolitik und der Ressourcenpolitik, übernommen und wo nötig weiterentwickelt. Weiter wurden die Vision und Ziele um die in Workshops bearbeiteten Handlungsschwerpunkte ergänzt. Aktuell wird dieser Entwurf mit dem Projektteam unter der Leitung des Abteilungschefs Wald und des Präsidenten der Konferenz der Kantonsförster (KOK) geschärft und anschliessend in den beiden Organisationen BAFU und KOK abgestimmt.

Dem Bund und den Kantonen ist der Einbezug und der Input der wichtigsten Akteure aus dem Bereich Wald und Holz ein grosses Anliegen. So soll der erste Vorschlag von Vision, Zielen und Handlungsschwerpunkten auch bereits diesen Herbst mit den Foren Wald und Holz besprochen werden. Mit diesem Vorgehen ist es möglich, wichtige konstruktive Inputs zeitnah in den Entwurf einfliessen zu lassen, bevor der Strategiebericht dann mit immer grösseren Kreisen diskutiert wird. Vorgesehen ist dazu voraussichtlich im 1. Quartal 2024 nochmals ein Workshop mit den Teilnehmenden aus dem Startworkshop bestehend aus den Foren Wald und Holz sowie dem KOK-Ausschuss. Anschliessend soll dann auch eine breite Konsultation bei den betroffenen Interessenkreise erfolgen.


BAFU-Fachbericht zur Umsetzung des Postulats Fässler «Unterstützung der Pflege und Nutzung des Waldes in der Periode 2020-2024»

Am 13. Juni 2023 hat der Ständerat das Postulat 23.3220 Fässler «Unterstützung der Pflege und Nutzung des Waldes in der Periode 2020-2024» angenommen. Im Rahmen dieses Postulats wird der Bundesrat beauftragt, zur Umsetzung der Motion 20.3745 Fässler «Sicherstellung der nachhaltigen Pflege und Nutzung des Waldes» bis zur Herbstsession 2023 Bericht zu erstatten.
Der in Umsetzung des Postulats 23.3220 vom BAFU verfasste Fachbericht wurde Anfang September 2023 fristgerecht publiziert. Darin werden die im Postulatstext formulierten Fragestellungen zum Vorgehen, zur inhaltlichen Umsetzung, zur Mittelverteilung und -verwendung sowie zum zukünftigen Handlungsbedarf im Bereich der Waldpflege und -nutzung beantwortet. Der Fachbericht stützt sich dabei auf die Ergebnisse der Umsetzung der Motion 20.3745 Fässler im Rahmen der Programmvereinbarung Wald 2020-2024 sowie die Erkenntnisse aus dem Bericht des Bundesrates «Anpassung des Waldes an den Klimawandel». Der Fachbericht des BAFU wurde mit den Kantonen abgestimmt und die Kantone wurden vom BAFU eingeladen, ergänzend ihre Sicht der Dinge einzubringen.

Umsetzung der Motion 20.3745 «Sicherstellung der nachhaltigen Pflege und Nutzung des Waldes» in der Programmvereinbarung Wald 2020-2024 (PDF, 433 kB, 04.09.2023)Ergebnis der Umsetzung und zukünftige Herausforderungen.
Fachbericht des Bundesamtes für Umwelt BAFU in Umsetzung des Postulats 23.3220 Fässler Daniel.


Waldschutz

Update zu ALB-Befall in Zell (LU)

Das intensive Monitoring führte seit dem Frühling 2023 zu weiteren Funden des Asiatischen Laubholzbockkäfers (ALB). Die befallenen Bäume wurden gefällt, gehackt und thermisch verwertet. Durch die Neuentdeckungen musste das abgegrenzte Gebiet angepasst werden. Dies hat zur Folge, dass nach der Flugzeit des ALB in den Wintermonaten erneut Präventivfällungen durchgeführt werden. Bei dieser Bekämpfungsmassnahme werden in einem bestimmen Umkreis alle Wirtsbäume entfernt, um dem Käfer die Lebensgrundlage zu entziehen und allfällige weitere Befälle zu entdecken. Im Vergleich zum Jahr 2022 war der Befallsdruck deutlich geringer, die ergriffenen Massnahmen zeigen ihre Wirkung.

Informationen zum aktuellen Stand des Befalles in Zell:

Kanton Luzern: Fund des Asiatischen Laubholzbockkäfers (ALB) in Zell

Mehr Informationen zum asiatischen Laubholzbockkäfer:

Japankäfer Befall in Kloten und Fund am Simplon

Der Japankäfer ist gefährlich: Über 300 Pflanzenarten schmecken ihm, darunter auch Waldbäume. In der Landwirtschaft kann er ganze Ernten zerstören. Das aus Japan stammende Insekt mit den kupferfarbenen Flügeldecken wurde erstmals 2017 im Tessin gefunden. Im Juli 2023 wurde in den Oberwalliser Gemeinden Zwischbergen und Simplon sowie in Kloten (ZH) Befälle entdeckt. Beim Befall in Kloten handelt es sich um die erste Population, welche nördlich der Alpen gefunden wurde. Der Japankäfer ist als Quarantäneorganismus geregelt und somit Melde- und Bekämpfungspflichtig.

Informationen zum aktuellen Stand der Befälle in Kloten und Simplon sind auf den Webseiten der Kantone erhältlich:

Kanton Zürich: Japankäferfund in Kloten

Kanton Wallis: Japankäfer

Eschentriebsterben

Das Eschentriebsterben ist eine Baumkrankheit, die durch einen aus Ostasien stammenden Pilz Hymenoscyphus fraxineus verursacht wird. In der Schweiz wurde der Pilz erstmals 2008 an Eschen festgestellt und seit 2015 ist er in der gesamten Schweiz nachgewiesen. Obwohl heute 90-95% der Eschen vom Eschentriebsterben betroffen sind, gibt es für die dritthäufigste Laubbaumart der Schweiz Hoffnung. Diese befindet sich unter anderem in der Forschung von Resistenz sowohl gegen den Pilz wie auch gegen den Eschenprachtkäfer, ein besonders gefährlicher Schadorganismus für die Esche. Letztlich wurden von der WSL neue Handlungsempfehlungen zum Umgang mit erkrankten Eschen erarbeitet.

Diese und weitere Informationen zur nationalen Strategie zum Erhalt der Esche sind auf der aktualisierten Webseite des BAFU erhältlich:


Waldkampagne und Schweizer Holz 

Im Frühling 2023 lancierte WaldSchweiz im Auftrag von Marketing Schweizer Holz eine Waldkampagne. Diese bietet Erholungsuchenden Antworten zu kritischen Fragen über die Holzernte, Erntespuren und Wald generell sowie Informationen zum Schweizer Holz. 1'000 Schweizer Forstbetriebe und Forstunternehmen wurden mit einem Starterkit bedient. Dieses enthält fünf Produkte, welche die Forstprofis für die Kommunikation vor Ort im Wald nutzen können. Mit Beginn der Holzerntesaison ist der Zeitpunkt gekommen, dass die Forstbetriebe und Forstunternehmen den Einsatz des Kampagnenmaterials planen.

www.waldschweiz.ch/waldkampagne

www.holz-bois-legno.ch/kampagnen


Update Vegetationshöhenmodell LFI

Das LFI bietet kontinuierlich nachgeführte Daten zum Vegetationshöhenmodell und zum Oberflächenmodell. Dies ist dank etablierten Auswertungsprozessen möglich. Das Vegetationshöhenmodell basiert auf Luftbildauswertungen. Updates werden periodisch geliefert, wenn neue Luftaufnahmen im belaubten Zustand ausgewertet sind. Somit erhält jedes Gebiet rund alle 6 Jahre ein Update.

Diese Daten stehen zur Verfügung für die Erstellung von abgeleiteten Produkten wie Bestandeskarten, Betriebsplänen, etc. oder die direkte feldtaugliche Anwendung zu spezifischen Fragestellungen.


Update Holzflussmodell Schweiz

Das jährlich nachgeführte Holzflussmodell der Schweiz bietet eine interaktive Übersicht zu den Verarbeitungsprozessen von Holz seit 2010. Studierende der Universität Bern haben dazu beigetragen, eine vereinfachte und intuitiv lesbare Darstellungsform zu entwickeln.

Holzflussmodell der Schweiz


Forschungsprojekte – Gesuche WHFF-CH

Die Wald- und Holzforschungsförderung Schweiz (WHFF-CH) unterstützt Projekte, welche die Wettbewerbsfähigkeit der schweizerischen Wald- und Holzwirtschaft verbessern. Die Beitragshilfen sind als Starthilfe gedacht und sollen die Selbsthilfe und die finanzielle Beteiligung Dritter auslösen. Bund und Kantone ist es ein Anliegen, dass Projektideen aus der ganzen Schweiz eintreffen.

Die Gesuche können an den zwei Eingabeterminen 31. Januar und 31. Juli eingereicht werden.


Weitere Informationen

ITW Thema 2024

Der internationale Tag des Waldes am 21. März 2024 wird das Thema Innovation in den Fokus rücken.


Personelles

Mit grosser Bestürzung und Trauer müssen wir mitteilen, dass Michael Sautter, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Sektion Waldschutz und Waldgesundheit (Abteilung Wald), am 4. August 2023, unerwartet verstorben ist. Als «stiller Schaffer» hat er mit seinem Spezialwissen über Waldbrände und Stürme das BAFU in Sachen Waldbrandverhütung unterstützt und bei der internationalen Zusammenarbeit – namentlich mit Kanada – wichtige Impulse gesetzt. Unsere Gedanken sind bei seinen beiden Kindern und seiner Ehefrau.

Gina Retschnig ist die neue Fachspezialistin Waldbildung. Sie wird ihre Arbeit am 1. November 2023 in der Sektion Umweltbildung im BAFU beginnen. Frau Retschnig verfügt über einen Master in Ernährungswissenschaften und hat an der Agroscope und am Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern promoviert. Die letzten knapp 10 Jahre war sie als Assistentin/Oberassistentin am Institut für Bienengesundheit der Universität Bern tätig mit Schwerpunkten in den Bereichen Lehre, Öffentlichkeitsarbeit und Forschung.

Meike Seele ist neue wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Vollzug der Holzhandelsverordnung (HHV). Sie arbeitet seit dem 15. September 2023 in der Sektion Holz- und Waldwirtschaft. Sie verfügt über ein Diplomstudium in Holzwirtschaft sowie einen CAS Abschluss in Urban Forestry und Eco Economics. Sie bringt Berufserfahrungen aus der Wirtschaft und Verwaltung mit und verstärkt damit das HHV-Vollzugsteam bei den Kontrollarbeiten.

Wir heissen Gina Retschnig und Meike Seele herzlich willkommen!

Kontakt
Letzte Änderung 26.09.2023

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