4. Newsletter Wald 2024 (17.12.2024)

Editorial von Michael Reinhard

Michael Reinhard

Wieder geht ein Jahr mit zahlreichen Ereignissen in den Bereichen Wald und Holz zu Ende. Auf internationaler Ebene setzt sich die Schweiz weiterhin für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung sowie für die Bekämpfung von Entwaldung und Degradierung ein. In Bonn sprach sich unser Land dafür aus, die Kräfte für die Einrichtung eines Kompetenzzentrums für Gefahren aus dem Wald zu bündeln. In Brüssel plädierte die Schweiz für mehr Koordination und Zusammenarbeit im Hinblick auf eine abgestimmte und effiziente Holzpolitik in Europa und betonte die Notwendigkeit, die Innovation und den Austausch bewährter Praktiken zu fördern.

Im Inland schreiten die Arbeiten zur integralen Wald- und Holzstrategie 2050 gut voran. Die Strategie soll 2025 dem Bundesrat vorgelegt werden. Auch unter der Bundeshauskuppel herrschte emsiges Treiben: Die Zahl der parlamentarischen Vorstösse war 2024 aussergewöhnlich hoch, wobei auch neue Themen wie etwa die Walderhaltung Einzug in die politischen Debatten hielten. Zwar steigen die Erwartungen von Gesellschaft und Politik an die Leistungen, die Wald und Holz erbringen sollten, doch die finanzielle Realität zwingt uns, Prioritäten zu setzen: Am 20. September hat der Bundesrat die Eckwerte eines Pakets zur Entlastung des Bundeshaushalts verabschiedet. Darin aufgeführt sind auch Massnahmen, die die Finanzhilfen des Bundes im Bereich Wald und Holz betreffen. Die Auswirkungen des Entlastungspakets, welches 2025 in die Vernehmlassung geschickt werden soll, werden derzeit von der Bundesverwaltung geprüft.

Liebe Leserinnen und Leser, ich danke Ihnen allen für Ihre Treue und wünsche Ihnen bereits jetzt frohe Festtage!

Michael Reinhard
Abteilungschef Wald, Bundesamt für Umwelt BAFU



Integrale Wald- und Holzstrategie 2050: Update

Nach der Einladung zur Stellungnahme sind die Arbeiten am Strategiebericht und am Indikatorenbericht weit fortgeschritten. Gleichzeitig konnten die letzten relevanten Entscheide zum Verpflichtungskredit Wald im Zusammenhang mit der Motion 23.4155 Fässler «Wald. Rasche Anpassung an den Klimawandel ist dringend» sowie zur Aufgaben- und Subventionsüberprüfung des Bundes in diese Arbeiten integriert werden. Die beiden Berichte sind nun weitgehend bereit für den Beginn der Genehmigungsphase. Seitens des Bundes soll dieser Prozess in enger Zusammenarbeit mit den Kantonen in Abstimmung mit den Terminen der zuständigen Konferenzen erfolgen. Nach Erwartung der Zustimmung der Kantone voraussichtlich bis Juni 2025 soll die Genehmigung durch den Bundesrat voraussichtlich im Herbst 2025 erfolgen. Parallel zu diesem Prozess sind die ersten Arbeiten zum Massnahmenplan für die Jahre 2025-2032 im Frühjahr 2025 geplant. Der Massnahmenplan soll dann im Laufe des Jahres 2026 durch das Departement UVEK genehmigt werden.


Programmvereinbarungen Wald 2025-2028

Die laufende Programmvereinbarung (PV) Wald läuft nach fünf Jahren Ende 2024 ordentlich aus. Die Arbeiten für die nächste Programmperiode 2025-2028 konnten dieses Jahr fristgerecht umgesetzt werden: Die Verhandlungen mit den Kantonen sind abgeschlossen, die Bereinigung der definitiven Vereinbarungen läuft. Insgesamt wurden mit den Kantonen für die Jahre 2025-2028 Leistungen in der Höhe von CHF 440 Mio. vereinbart.
Im Rahmen der angenommenen Motion 23.4155 Fässler «Wald. Rasche Anpassung an den Klimawandel ist dringend» mit einer Aufstockung der PV Wald um 70 Mio. CHF in den Jahren 2025-2028 und der gleichzeitigen Kürzung im Rahmen der Aufgaben- und Subventionsüberprüfung des Bundes sind jedoch bereits im Jahr 2025 erste Anpassungen der Vereinbarungen der PV Wald 2025-2028 notwendig.


Waldschutz – Rückblick 2024

Zu den abiotischen Schäden kann noch keine abschliessende Aussage für das zu Ende gehende Jahr gemacht werden. Im Vergleich zum Vorjahr verlief jedoch der Sommer ruhiger; starke Regenfälle verhinderten in den meisten Teilen der Schweiz eine Trockenheitsperiode. Seitens der biotischen Gefahren bekämpft die Schweiz neu zwei aktive Befälle durch den Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB).

Neuer ALB-Befall in Marly

In Marly im Kanton Freiburg wurde im Oktober 2024 der Asiatische Laubholzbockkäfer entdeckt. Bisher wurden ein Käfer und ein befallener Baum mit Eiablagen gefunden. Die kantonalen Behörden haben am 25.10.2024 eine Medienmitteilung veröffentlicht und suchen in der Umgebung der Fundstelle mit Spürhunden und Baumpflegespezialistinnen und -spezialisten weiter nach weiteren befallenen Bäumen.
Die Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) führt zurzeit eine genetische Analyse durch, um bestimmen zu können, ob der aktuelle Befall zurückzuführen ist auf den Befall von 2014-2019, oder ob es sich um eine neue Einschleppung des Käfers handelt.

Weitere Informationen: Webseite FR zum Befall in Marly

ALB-Befall in Zell

Seit August 2022 wird der Asiatische Laubholzbockkäfer in der Gemeinde Zell (LU) bekämpft. Mit einer Medienmitteilung hat der Kanton am 12.11.2024 über den aktuellen Stand informiert. Beim intensiven Monitoring mit Baumpflegespezialistinnen und -spezialisten und Spürhunden wurden dieses Jahr drei befallene Bäume entdeckt. Die Bäume wurden sofort gefällt, gehäckselt und thermisch verwertet.

Weitere Informationen: Webseite LU zum Befall in Zell

Der ALB gilt gemäss Pflanzengesundheitsverordnung zu den prioritären Quarantäneorganismen und untersteht der Melde- und Bekämpfungspflicht.


Rückblick auf die Praxistagung 2024 der AG Waldbiodiversität

Am 23./24. Oktober fand im Kanton Tessin die jährliche Praxistagung der Arbeitsgruppe Waldbiodiversität des Schweizerischen Forstvereins statt. Im Zentrum der Tagung zum Thema «Wald im Wandel – Biodiversität im Wandel?!» stand der Erfahrungs- und Wissensaustausch unter den über 50 Teilnehmenden.
Dazu wurden konkrete Beispiele aus dem Kanton Tessin besichtigt und diskutiert, an denen sich die fortschreitenden Veränderungen durch Klimawandel, Neophyten und Schadorganismen sowie deren Auswirkungen auf die Biodiversität zeigen.
An der Tagung wurde erstmals das neue erstellte Argumentarium der AG Waldbiodiversität für eine natürliche Walddynamik vorgestellt, das die grosse Bedeutung natürlicher und naturnaher Prozesse für den Wald (im Wandel) aufzeigt.

Mehr erfahren: Porträt Arbeitsgruppe Waldbiodiversität

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Foto: Florian Walter, SFV

Rückblick Forest Europe Ministerkonferenz

«Unsere Zukunft mit resilienten Wäldern gestalten» lautete das Motto der neunten Forest Europe Ministerkonferenz. Sie fand am 1./2. Oktober in Bonn statt. Forest Europe ist ein freiwilliger gesamteuropäischer Politikprozess für Dialog, sektorübergreifende Zusammenarbeit und grenzüberschreitende Kooperation im Bereich Wald und Forstwirtschaft. Mit 34 weiteren Ländern hat sich die Schweiz für die Weiterführung des politischen Dialogs zur Stärkung der nachhaltigen Waldbewirtschaftung ausgesprochen und unterzeichnete dazu die Bonner Ministererklärung (s. Bild). An der Konferenz wurde ausserdem eine neue Einrichtung des Europäischen Forstinstituts initiiert, die sich mit Fragen der Waldschäden befassen wird.

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Michael Reinhard (rechts), Abteilungschef Wald, Bundesamt für Umwelt BAFU, bei der Unterzeichnung der Ministerdokumente für die Schweiz (links Peter Kullgren, schwedischer Minister for Rural Affairs, Foto ZVG)

Update von der European Wood Policy Platform

Die Schweiz beteiligt sich aktiv an der European Wood Policy Platform (WoodPoP). Die innovative Plattform für den politischen Dialog bringt alle relevanten Akteure zusammen, um die nachhaltige Nutzung von Holz voranzutreiben. Anfang November wurde an einem hochrangigen Treffen in Brüssel das WoodPoP Policy Paper zur biobasierten zirkulären Kreislaufwirtschaft verabschiedet und der EU-Kommission überreicht. Schon Anfang 2025 wird die von der Schweiz geleitete technische Arbeitsgruppe «Innovation und Forschung» einen Bericht über die bisher geleistete Arbeit vorlegen, in dem unter anderem eine Innovationslandkarte sowie öffentliche und private Finanzierungsquellen für Innovationen vorgestellt werden.


Weitere Informationen & Anlässe

Aktionsplan Holz (APH)

Der Aktionsplan Holz 2021-2026 fördert Projekte, welche die Verwendung von Schweizer Holz stärken und weiterentwickeln. Bis zum Eingabetermin am 30. Juni 2024 sind insgesamt 39 Beitragsgesuche eingegangen. Aufgrund der Entlastungsmassnahmen für den Bundeshaushalt stehen für die Beitragsgesuche jedoch nur noch finanzielle Mittel im Jahr 2025 zur Verfügung. Mit den deutlich reduzierten Fördermitteln können noch 15 Beitragsgesuche unterstützt werden. Bis zum Ende der Programmperiode 2026 wird es aus heutiger Sicht keinen weiteren Eingabetermin geben.

Wald- und Holzforschungsförderung Schweiz (WHFF-CH)

Mit der Wald- und Holzforschungsförderung Schweiz (WHFF-CH) unterstützen Bund und Kantone Projekte zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wald- und Holzwirtschaft. Bis zum Eingabetermin am 31. Juli 2024 sind bei der WHFF-CH insgesamt neun Beitragsgesuche eingereicht worden. Davon haben die Gremien fünf Beitragsgesuche, teilweise mit Auflagen, gutgeheissen. Zurzeit werden die Beitragsverfügungen ausgestellt, damit die Projekte im Januar 2025 starten können.

Wälder und Ernährung

Thema des Internationalen Tag des Waldes 2025 ist «Wälder und Ernährung». Damit soll die bedeutende Rolle von Wäldern für Ernährungssicherheit, Ernährung und Lebensgrundlagen aufgezeigt werden.
Die UN-Generalversammlung hat den 21. März 2012 zum Internationalen Tag der Wälder (ITW) erklärt. An diesem Tag wird die Bedeutung aller Arten von Wäldern gefeiert und das Bewusstsein dafür geschärft. An jedem ITW werden alle Akteure aus dem Bereich Wald ermutigt, lokale, nationale und internationale Anstrengungen zu unternehmen, um Aktivitäten im Zusammenhang mit Wäldern und Bäumen zu organisieren, wie z.B. Baumpflanzaktionen.
Link zur offiziellen ITW-Seite 2025 

Publikationen

Neuer Waldbericht erscheint im März 2025

Cover Waldbericht

Die nächste Ausgabe der alle zehn Jahre erscheinenden Fachpublikation vom BAFU und der WSL wird Mitte März veröffentlicht. Als Referenzpublikation bietet der Waldbericht auch in seiner dritten Ausgabe eine Interpretation der wald- und holzbezogenen Daten zu den Entwicklungen, dem Zustand und zur Nutzung des Schweizer Waldes. Der Waldbericht erscheint am 18. März 2025 sowohl online als auch in gedruckter Version.

«die umwelt»: Good bye Print – Hello Web

Cover «die umwelt» 4-2024

Das BAFU schreibt ein neues (digitales) Kapitel: Ab kommendem Jahr erscheint das Publikumsmagazin «die umwelt» nur noch online. Damit will das BAFU aktueller sein und vermehrt multimediale Inhalte anbieten.

Schon jetzt ist die Seite dieumwelt.ch aktiv - werfen Sie eine Blick hinein oder melden Sie sich gleich hier an für das kostenlose Digitalabo.

Das gedruckte Magazin «die umwelt» wird somit eingestellt. Die letzte Printausgabe ist dem Food Waste gewidmet: Magazin lesen / herunterladen

Neues Lehrmittel Forstliche Seilkrantechnik

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Das neue Lehrmittel Forstliche Seilkrantechnik bietet gesammeltes Fachwissen und Innovation. Zusammen mit Experten erstellt, bietet es praxisorientierte Lösungen für die technischen und organisatorischen Herausforderungen beim Einsatz von Seilkrananlagen. Das Lehrmittel kann gedruckt oder in digitaler Form (System Edubase) bei Codoc bezogen werden: Zum Codoc-Shop

Stimmungsbild Schweizer Holzwirtschaft

Cover_Stimmungsbild Schweizer Holzwirtschaft

Ergänzend zur Holzendverbrauchsstudie Schweiz im Auftrag des BAFU realisiert die Berner Fachhochschule, Architektur, Holz und Bau, ein Stimmungsbild der Schweizer Holzwirtschaft, welche das Geschäftsklima bei den wichtigsten Holzendverbrauchern Holzbau, Schreinereigewerbe und Verpackungs- und Palettenindustrie abbildet. Die Studie zeigt den bisherigen Geschäftsverlauf der Branche und wirft einen Blick auf zukünftige Entwicklungen.
Link zur Publikation

Forst- und Holzwirtschaft in Europa

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Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Wald- und Holzwirtschaft in der Schweiz ist höher als bisher angenommen. Das zeigt eine Stude des Österreichischen Waldfonds und der Kooperationsplattform Forst-Holz-Papier zu 30 europäischen Ländern.
Sämtliche Ergebnisse gibt es online in der Kurzversion auf Deutsch und die vollständige Grundlagenstudie auf Englisch.

Vorbestellungen Jahrbuch Wald + Holz 2024

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Die Ausgabe 2024 des Jahrbuchs Wald + Holz erscheint in wenigen Wochen sowohl online als auch in gedruckter Form. Möchten Sie das Jahrbuch Wald + Holz 2024 gerne in gedruckter Form erhalten, dann schicken Sie uns bis am 10. Januar 2025 eine E-Mail mit der genauen Postadresse und der gewünschten Anzahl Exemplare pro Sprache (D/F) an: wald@bafu.admin.ch.

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Letzte Änderung 17.12.2024

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