Für die Schweizer Wälder war 2023 einmal mehr ein aussergewöhnlich warmes Jahr mit ortsweise extremen Windereignissen wie etwa dem Sturm in La Chaux-de-Fonds und einer bis in den Oktober anhaltenden Trockenperiode. Damit wird sicherlich auch dieses Jahr in die meteorologischen Annalen eingehen. Es war ein Jahr, in dem das Wetterphänomen El Niño zurückkehrte, das voraussichtlich bis April 2024 andauern und die Temperaturen wohl noch höher steigen lassen wird. Aber 2023 war auch von zahlreichen parlamentarischen Vorstössen auf Stufe Bund geprägt. Neben der Anpassung der Wälder an die Auswirkungen des Klimawandels und der Kaskadennutzung von Holz befasste sich der Ständerat mit der Frage des Gleichgewichts zwischen Wald und Wild in Bezug auf die Waldverjüngung. In diesem Zusammenhang nahm er ein Postulat an, in dem es um einen besseren Überblick über den Wildeinfluss auf die Wälder und die Festlegung von Massnahmen auf nationaler Ebene geht. Darüber hinaus beschäftigt die Verabschiedung der neuen europäischen Entwaldungsverordnung (European Deforestation Regulation, EUDR) durch die Europäische Union die Politikerinnen und Politiker von links bis rechts. Der Bundesrat wird noch in diesem Winter über das weitere Vorgehen entscheiden, wie er dies in seiner Stellungnahme zu einer Interpellation ankündigt hat.
Zum Abschluss des Jahres 2023 richtet das BAFU in seiner letzten Ausgabe des Magazins «die umwelt» den Fokus auf den Wald – mit einem wunderschönen Bild einer Winterlandschaft mit verschneiten Tannen und Fichten auf der Titelseite. Beleuchtet werden die Multifunktionalität, das Gleichgewicht zwischen dem Schutz eines Ökosystems und seiner Nutzung als Ressource sowie Beispiele im Bereich der Waldbewirtschaftung, durch die die Wälder an den Klimawandel angepasst werden sollen. Eingegangen wird aber auch auf Unsichtbares wie die Auswirkungen von Stickstoffeinträgen im Wald und Sichtbares wie die Bäume in Städten.
Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine schöne Weihnachtszeit und schon jetzt alles Gute für das Jahr 2024!
Michael Reinhard
Abteilungschef Wald, Bundesamt für Umwelt BAFU
Integrale Wald- und Holzstrategie 2050: Aktueller Stand der Arbeiten
Im Rahmen der letzten Projektausschusssitzung vom 20. Oktober 2023 wurde der gemeinsame vom BAFU und den Kantonen erarbeitete und mit den Foren Wald und Holz abgestimmte Vorschlag für den strategischen Überbau von Vision und Zielen sowie Handlungsschwerpunkten und Handlungsfelder zur Kenntnis genommen. Dies bildete die Grundlage für die erste Erarbeitung eines kompletten Berichtsentwurfs der zukünftigen Strategie. Diese Arbeit inklusive der notwendigen Abstimmungen innerhalb des BAFU und zwischen dem BAFU und der Konferenz der Kantonsförster (KOK) war die zentrale Arbeit in den Monaten November und Dezember. Der Berichtsentwurf soll anschliessend über den Projektausschuss und das Departement für die externe Abstimmung freigegeben werden. Um diesen wichtigen Abstimmungsarbeiten mehr Zeit und Raum zu geben wird die Zeitplanung leicht angepasst. Für die erste Hälfte des Jahres 2024 sind eine technische Konsultation der von der Strategie am meisten betroffenen Bundesämter und ein abschliessender Workshop mit Mitgliedern der Foren Wald und Holz sowie mit Vertretern der Kantone geplant.
Waldpolitik international
Im Jahr 2023 ist die Bedeutung des im Dezember 2022 angenommenen UNO-Rahmens für die biologische Vielfalt auf die Wälder in die Waldbewirtschaftungspolitik analysiert worden. In der ersten Jahreshälfte waren globale Waldthemen wie die Entwaldung und Anpassung der Wälder an den Klimawandel auf dem Waldforum der Vereinten Nationen in New York auf der Agenda. Die EU hat Mitte Jahr die Entwaldungsverordnung verabschiedet, um die weltweite Entwaldung zu bekämpfen. Die EUDR, die in Kraft tritt, hat auch Auswirkungen auf die Schweiz. Die Handlungs- und Reaktionsmöglichkeiten werden durch Bund und Wirtschaft zurzeit analysiert.
Die Schweiz hat im November 2023 den Vorsitz der Europäischen Waldkommission der FAO übernommen und wird damit die regionale Zusammenarbeit gestärkt. Im Rahmen der UNO-Klimarahmenkonvention (United Nations Framework Convention on Climate Change) trat die Schweiz der ENACT-Partnerschaft der IUCN für naturnahe Lösungen zum Klimawandel an der COP28 bei.
Im Jahr 2024 stehen die Stärkung der Resilienz und der biologischen Vielfalt in der nachhaltigen Waldbewirtschaftung im Fokus verschiedener Prozesse und Konferenzen. Im Oktober 2024 wird eine von Forest Europe organisierte Ministerkonferenz über Wälder in der gesamteuropäischen Region stattfinden.
Das Magazin «die umwelt» - Unentbehrlich: der Wald
Biodiversität, Bauholz, Biketrails – alle wollen etwas vom Wald. In diesem Spannungsfeld muss das BAFU dafür sorgen, dass sich die vielfältige Nutzung des Waldes und sein Schutz nicht in die Quere kommen, sondern im Gleichgewicht bleiben.
Die Gesundheit und der Schutz der Wälder sorgten im vergangenen Jahr wiederholt für Schlagzeilen. Trockenheit und hohe Temperaturen bis spät im Oktober führten zu Trockenstress für die Bäume.
ALB – Befall in Zell
Die Bekämpfung des Asiatischen Laubholzbockkäfers (ALB) in Zell LU wurde fortgeführt. Beim intensiven Monitoring mit Baumkletterern und Spürhunden wurden weitere befallene Bäume gefunden, was zu einer Erweiterung des abgegrenzten Gebietes führte. Alle befallenen Bäume wurden gefällt, gehackt und thermisch verwertet. Nach der Flugzeit des ALB im Winter werden erneut in einem bestimmen Umkreis alle Wirtsbäume präventiv gefällt. Diese Bekämpfungsmassnahme dient dazu, dem Käfer die Lebensgrundlage zu entziehen und allfällige weitere Befälle zu entdecken. Die Massnahmen zeigen Wirkung: im aktuellen Jahr war der Befallsdruck deutlich kleiner als letztes Jahr.
Informationen zum aktuellen Stand des Befalles in Zell:
Gebietsüberwachung zur Früherkennung von besonders gefährlichen Schadorganismen
Die Gebietsüberwachung durch die Kantone zur Früherkennung von für den Wald besonders gefährlichen Schadorganismen wurde im Rahmen einer schrittweisen Umsetzung im 2023 um sechs neue Kantone erweitert. Diese Überwachung erfolgt mittels Fallen und durch Beobachtung von Symptomen an Bäumen. Gesucht werden gebietsfremde invasive Insekten (z.B. der ALB), Nematoden und Pilze, welche unsere Wälder erheblich gefährden können. Obwohl mehrere gebietsfremde Arten gefangen wurden, konnten erfreulicherweise keine für den Wald besonders gefährlichen Schadorganismen nachgewiesen werden.
Merkblatt für die Praxis über Neophyten im Tessin
Im Rahmen des vierjährigen Pilotprojektes «Umgang mit Neophyten zur langfristigen Erhaltung der Waldfunktionen im Tessiner Wald 2017-2021» wurde ein Merkblatt für die Praxis erarbeitet. Das Projekt wurde durch den Kanton Tessin und das BAFU, Abteilung Wald durchgeführt. Das vorliegende Merkblatt soll beim nachhaltigen Management von invasiven Neophyten helfen, damit die Funktionen des Waldes langfristig gewährleistet werden können. Das Merkblatt beinhaltet neben strategischen, organisatorischen und operativen Umgangsempfehlungen auch einen Überblick über die wirksamsten Bekämpfungsmethoden. Ein Folgeprojekt, das die Umsetzung dieser Massnahmen begleiten soll, ist in Planung.
Der Schweizer Wald wird nachhaltig und naturnah bewirtschaftet, damit er alle seine Funktionen erfüllen und seine Leistungen erbringen kann. Der flächendeckende Vollzug der Waldgesetzgebung ist durch die weitreichenden Kompetenzen der Vollzugsbehörden sichergestellt. Das Risiko einer illegalen Holznutzung in der Schweiz ist daher vernachlässigbar.Das Faktenblatt, welches in vier Sprachen verfügbar ist, liefert eine Übersicht der rechtlichen Anforderungen an die Waldbewirtschaftung und die Holznutzung und stellt die in der Schweiz verwendeten Holzlabels kurz vor.
Die Menge an nachhaltig verfügbarem Energie-Holz ist begrenzt und kann nur zu einem geringen Teil den Energiebedarf der Schweiz decken. Das BAFU hat deshalb verschiedene Projekte lanciert, um sich einen integralen Überblick über die Situation der Holzenergie zu verschaffen.
Thomas Nussbaumer hat die Ressourceneffizienz verschiedener Verwertungspfade zur Nutzung von Energieholz untereinander verglichen und Prioritäten zur Nutzung von Energieholz anhand des Substitutionsbedarfs für fossile Energien und dem Substitutionseffekt von Energieholz abgeleitet. Das Projekt Monitoring Holzenergie fasst einerseits den Stand zum aktuellen Verbrauch (Stand 2021), Potenzialen und zum zukünftigen Verbrauch von Energieholz zusammen. Anderseits erfolgt eine Erörterung der Rahmenbedingungen und Faktoren, welche den Verbrauch und die Potenziale von Energieholz in Zukunft beeinflussen. Econcept schliesslich, hat einen Vergleich gemacht zwischen der Förderung von stofflicher und energetischer Holznutzung.
Über 25 Jahre Fortbildung Wald und Landschaft FoWaLa
Francois Godi und Andreas Bernasconi waren über 25 Jahre die treibende Kraft im Aufbau und der Weiterentwicklung der Fortbildung Wald und Landschaft.
Aus einer nicht professionellen Organisation, die ursprünglich auf dem Wissensaustausch zwischen interessierten Fachleuten basierte, haben sie eine in der Branche anerkannte und mit dem EDUQUA-Label ausgezeichnete Ausbildungsorganisation aufgebaut und jedes Jahr ein spannendes Weiterbildungsangebot entwickelt.
Wir danken François und Andreas für ihre langjährige, engagierte Arbeit in der Fortbildung Wald und Landschaft.
Zukünftig wird die Firma ECOENG mit Mark Bertogliati das Kurssekretariat FoWaLa leiten.
Ein neuer Jahrgang für ein CAS in Urban Forestry wird im März 2024 an der Fachhochschule Graubünden beginnen. Das CAS besteht aus fünf thematischen Fachkursen (Basismodul) und einem transdisziplinären Praxismodul. In diesen beiden Modulen lernen Sie verschiedene Elemente kennen: Baum und Wald, Umwelt und Ökologie, urbane Landschaft, Stadt, Gesellschaft sowie die erforderlichen partizipativen Kommunikationsstrategien, die zu einer städtischen Gesamtheit beitragen. Sie werden ausserdem interdisziplinär an Fallbeispielen in Schweizer Städten arbeiten und ein konkretes Projekt im Praxismodul umsetzen. Interessierte können sich auf dieser Seite anmelden
Sabine Augustin wird per 31.12.2023 nach 15 Jahren beim BAFU pensioniert. Sabine Augustin hat von 2009 bis 2018 das Forschungsprogramm Wald und Klimawandel geleitet, zusammen mit Peter Brang (WSL). Daraus wurde für die Praxis und die Politik wesentliche Grundlagen für den Umgang mit Wäldern im Klimawandel erarbeitet. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit war der Nährstoffhaushalt von Wäldern. Projekte der Initiative «Optionen zur Verbesserung des Nährstoffhaushalts von Wäldern» wurden von ihr begleitet und weiterentwickelt. Die Betreuung des Waldmonitoring in Zusammenarbeit mit verschiedenen externen Akteuren lag ihr am Herzen, denn ohne ein umfassendes Umweltmonitoring im Wald gibt es keine Kenntnisse über den Waldzustand. Über viele Jahre vertrat sie die Schweiz im Internationalen Kooperativprogramm zur Bewertung der Wirkungen von Luftverunreinigungen auf Wälder (ICP Forests) und in der Working Group on Effects der UNECE Luftreinhaltekonvention.
Wir danken Sabine herzlich für Ihre jahrelange engagierte Arbeit. Wir wünschen ihr alles Gute und eine schöne und wohlverdiente Pension.
Verena Liedschulte beginnt am 1. Januar ihre Arbeit in der Sektion Waldschutz und Waldgesundheit. Sie wird schwerpunktmässig die Thematik Klima- und Schadstoffwirkungen auf den Wald und den Waldboden betreuen. Verena Liedschulte ist promovierte Pflanzenbiologin (Master in Strasbourg und Doktorat in Heidelberg) mit mehr als zehn Jahre Erfahrung in diesem Bereich und spricht fliessend Deutsch, Französisch und Englisch.
Wir heissen Verena Liedschulte herzlich willkommen!
Adrian Schmutz hat den Stab der Abteilung Wald per 1.12.2023 verlassen, und in der Sektion Walderhaltung und Waldpolitik eine neue berufliche Herausforderung als Fachspezialist Walderhaltung angetreten. Adrian Schmutz hat die Kommunikation Wald mit sehr viel persönlichem Engagement aufgebaut, betreut und weiterentwickelt, inklusive den Internetauftritt der Abteilung Wald. Speziell zu erwähnen ist, wie Adrian die Auftritte der Abteilung Wald an der Forstmesse mit verschiedenen Akteuren Jahre lang koordiniert und begleitet hat, unzählige Events anlässlich des Internationalen Tag des Waldes zeigten seine Handschrift. Die Kampagne «Wald Vielfalt» hat Adrian während zwei Jahren mit grossem Einsatz und vielen kreativen Ideen massgeblich mitgestaltet, begleitet und einen wesentlichen Beitrag an die erfolgreiche Umsetzung geleistet. Als Projektleiter für die Erarbeitung des Jahrbuch Wald und Holz hat Adrian alle Jahre mit grosser Beharrlichkeit dafür gesorgt, dass die Publikation fristgerecht herausgegeben werden konnte und 2023 die Nachfolgerin des langjährigen externen Projektleiters in die Prozesse zur Erarbeitung des Jahrbuchs eingearbeitet.
Wir wünschen Adrian für seine neue berufliche Herausforderung alles Gute und einen guten Start!