24.06.2019 - Starke Niederschläge kombiniert mit Schneeschmelze haben Mitte Juni 2019 in zahlreichen Flüssen und Seen der Ost-, Zentral- und Südschweiz zu Hochwasser geführt. Am Hinterrhein und an der Moesa wurden neue Höchstwerte der Abflüsse verzeichnet. Der Bodensee stieg aufgrund der grossen Zuflüsse stark an und befindet sich aktuell immer noch in der Gefahrenstufe 3.

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Hinweis: Alle erwähnten Messdaten sind provisorisch
Vom 10. bis 14. Juni 2019 fielen in der Schweiz starke Niederschläge. Am meisten Regen verzeichneten das Tessin sowie die Zentral- und Ostschweiz (siehe Auswertungen von MeteoSchweiz unter «Links»). In der ganzen Schweiz stiegen die Wasserstände in der Folge stark an und befinden sich mancherorts immer noch auf überdurchschnittlichem Niveau, insbesondere in Regionen mit starker Schnee- und Gletscherschmelze.
Im Tessin und den Einzugsgebieten der Rhone, des Alpenrheins, der Urner Reuss und des Inns stiegen die Wasserstände vieler Flüsse im Laufe des Pfingstmontags und insbesondere in der Nacht auf Dienstag, 11. Juni, wegen sehr intensiver Niederschläge innerhalb kurzer Zeit deutlich an und überschritten die Grenze zu Gefahrenstufe 2. An der Urner Reuss, kleineren Flüssen im Tessin sowie den Einzugsgebieten der oberen Rhone und des Alpenrheins wurde die Gefahrenstufe 3 erreicht.
Nach einer kurzen Beruhigung führten erneute, regional intensive Niederschläge und eine verbreitet starke Schneeschmelze zu weiteren Abflussanstiegen an Flüssen in Graubünden, im Tessin und im Einzugsgebiet des Alpenrheins. Sie erreichten in mehreren Regionen teilweise die Gefahrenstufen 3 und 4, insbesondere im Einzugsgebiet des Hinterrheins, am Unterlauf des Inns und an der Moesa.
Die hohen Abflüsse machten sich an den Unterläufen dieser Flüsse und Seen verzögert bemerkbar. So erreichten der Vierwaldstättersee und der Walensee am 13. Juni und der Bodensee (siehe Grafik) erst am 17. Juni den Höchststand dieses Hochwasserereignisses. Entsprechend führten auch die Seeausflüsse von Reuss, Linth und Rhein Hochwasser.
In den nachfolgenden Tagen gab es lokal immer wieder heftige Gewitter, die teilweise zu Überschwemmungen führten, wie z.B. im Val-de-Ruz im Neuenburger Jura am Freitag, 21. Juni.
Neue Höchstwerte am Hinterrhein und Moesa
Ein Vergleich mit den langjährigen Messreihen des BAFU zeigt, dass an mehreren Messstationen neue absolute Höchstwerte verzeichnet wurden. So u.a. am Hinterrhein bei Fürstenau (Messungen seit 1981), an der Moesa bei Lumino und am Landwasser bei Davos . Einige weitere Stationen registrierten neue Juni-Maxima, z.B. die Maggia bei Locarno, die Rhone bei Brig, die Reuss bei Seedorf oder der Rhein bei Domat/Ems. Reiht man die Messwerte in die Hochwasserstatistik ein, ergibt dies für einzelne Stationen Wiederkehrperioden von 50 bis 100 Jahren (Landwasser-Davos und Moesa-Lumino) und für viele weitere Gewässer Jährlichkeiten von 30 bis 50 oder 10 bis 30 Jahren.
Detaillierte Angaben zu den höchsten Messwerten, den Wiederkehrperioden und den maximal erreichten Gefahrenstufen sind folgender Zusammenstellung zu entnehmen:

Gefahrenstufe 3 am Bodensee
Auch der Pegel des Bodensees stieg in Folge der starken Niederschläge und der intensivierten Schneeschmelze deutlich an. Der Pegel erreichte am 14. Juni die Gefahrenstufe 3, stieg bis am 17. Juni auf 396.98 m ü.M. an und sank bisher nur unbedeutend. Insbesondere in höheren Lagen des Einzugsgebiets des Alpenrheins liegen die Schneemengen immer noch über den langjährigen Mittelwerten. Die bevorstehenden Hitzetage werden daher weiterhin viel Schmelzwasser in den See bringen, und die Pegel werden auch bei trockener Witterung nur langsam sinken. Entsprechend bleibt der Seeausfluss am Rhein stark erhöht.
Informationen zur aktuellen Hochwassergefahr:
Es ist nicht ganz ungewöhnlich, dass der Bodensee auf dieses Niveau ansteigt. In den letzten Jahren erreichte er bei der Messstation Romanshorn mehrmals höhere Pegelstände, so im Juni 2016 (397.35 m ü.M.) und im Juni 2013 (397.04 m ü.M.). Ganz anders sah es im vergangenen Jahr aus: Der Seepegel lag Ende Juni 2018 noch bei 395.10 m ü.M. und sank infolge der langen Trockenperiode bis Oktober auf 394.92 m ü.M.

Letzte Änderung 29.07.2019