Neuer Umgang mit der Ressource Wasser

Editorial von Karine Siegwart, Vizedirektorin BAFU

Karin Siegwart | Vizedirektorin BAFU
© BAFU

Der heisse und trockene Sommer 2018 ist vielen von uns noch in Erinnerung: ausgetrocknete Bäche, rekordwarme Gewässer, Fischsterben, die eingestellte Rheinschifffahrt und Probleme bei der Bewässerung in der Landwirtschaft. Müssen wir uns künftig auf solche Sommer einstellen? Wird in unserem Land demnächst das Wasser knapp? Droht die Schweiz zu versteppen? 

Nein, ganz so düster sind die Aussichten nicht. Wie Sie bei der Lektüre des Themendossiers «Wasser und Klimawandel» erfahren werden, müssen die Folgen des Klimawandelsmit Blick auf das Wasserangebot in der Schweiz von morgen sehr differenziert beleuchtet werden: Ja, es wird künftig häufiger zu gewissen Zeiten und an bestimmten Orten Wasserknappheit geben. Aber: Die Schweiz wird im Gegensatz zum Beispiel zu Ländern Südeuropas auch künftig nicht generell unter Wasserarmut leiden.

Zu diesen Schlüssen kommt das Projekt Hydro-CH2018, dessen Resultate in dieses Magazin eingeflossen sind. Der ausführliche Abschlussbericht wird im Frühling 2021 publiziert werden. Entstanden ist diese Studie im Rahmen des Themenschwerpunkts «Hydrologische Grundlagen zum Klimawandel» des National Centre for Climate Services (NCCS). Das NCCS ist ein Netzwerk des Bundes, das Wissensgrundlagen für die Anpassung an den Klimawandel bereitstellt. 

Der Bund befasst sich schon länger mit Risiken und Chancen des sich wandelnden Klimas. Seit 2012 kennt die Schweiz eine Strategie zur Anpassung an den Klimawandel, die mit einem ersten Aktionsplan für die Jahre 2014 bis 2019 umgesetzt wurde. Im August hat der Bundesrat nun auch den zweiten Aktionsplan 2020 bis 2025 verabschiedet. Doch Anpassung allein reicht bei Weitem nicht. Im Zentrum der Schweizer Klimapolitik steht denn auch der Kampf gegen den Klimawandel. Denn eines ist sicher: Treibhausgas­emissionen heute zu vermeiden, ist langfristig wesentlich günstiger, als später für die Schäden des Klimawandels zu bezahlen. 

Wir müssen uns heute auch Gedanken darüber machen, wie wir in Zukunft mit Engpässen und Konflikten um die Ressource Wasser umgehen. Denn dass solche Szenarien immer realistischer werden, haben die trockenen und rekordheissen Sommer der vergangenen Jahre zur Genüge gezeigt. Deshalb muss zum Beispiel die Landwirtschaft künftig Wasser effizienter nutzen und trockenheitsangepasste Sorten anbauen sowie die stoffliche Belastung reduzieren. Oder die Wasserkraft muss sich auf veränderte Abflussregimes einstellen. Und unter Umständen müssen auch weitere Gewässerschutzmassnahmen angepasst werden. Schliesslich aber gilt es, im Zeitalter der Digitalisierung und Fernerkundung die hydro-logischen Messungen und Vorhersagen so zu nutzen und weiterzuentwickeln, dass, gestützt auf unsere Daten, robuste Informationen und Klimadienstleistungen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zur Verfügung stehen in der Schweiz und grenzüberschreitend.

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Letzte Änderung 25.11.2020

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