Immer noch zu viel Torf in Schweizer Gärten

23.03.2023 – In der Schweiz darf seit 1987 kein Torf mehr abgebaut werden. Dennoch verbrauchen wir hierzulande nach wie vor zu viel davon. Denn er wird in grossen Mengen importiert. Dies vorwiegend für die Gemüse- und Beerenproduktion, oder im Topf von Zier- und Zimmerpflanzen, Stauden und Zierhölzern. Dadurch tragen wir zur Zerstörung von Mooren im Ausland bei.

Frühlingszeit ist Gartenzeit.
© Pixabay

Die Annahme der Rothenthurm-Initiative führte 1987 zum Schutz der Moore und damit zum Verbot des Torfabbaus. Damit ist aber hierzulande dem Verbrauch der wertvollen Substanz keineswegs ein Riegel geschoben. Nach wie vor verbrauchen wir in der Schweiz erhebliche Mengen an Torf.


Handlungsbedarf in Europa

Jährlich importiert die Schweiz bis zu 500'000 m³ Torf. Eine Menge, mit der man zwei olympische Schwimmbecken füllen könnte. Der grösste Teil davon kommt aus Europa. 72 % der circa 10 Millionen Tonnen Torf die jährlich weltweit für die Produktion von Erden und Substraten abgebaut werden, stammen aus Europa.

Europa als zentraler Schauplatz

Torf im Topf

Das wichtigste Einsatzgebiet von Torf ist die Produktion von Erden und Substraten. Die stabile Struktur des Materials macht es für die Pflanzenzucht attraktiv. Zudem ist Torf weitgehend frei von Krankheitskeimen, speichert Luft und Wasser gut und gibt es dank zahlreicher Poren wieder ab.

In der Schweiz gärtnern die meisten Hobbygärtnerinnen und -gärtner seit dem Jahr 2000 ohne Torf. Torffreie Sackerden sind mit einem «torffrei»-Label gekennzeichnet. Damit fiel aber erst rund ein Fünftel des Torfs weg, der gesamthaft in die Schweiz importiert wurde.

Denn wer hierzulande Gemüse, Kräuter, Beeren oder auch Blumen im Topf einkauft, unterstützt – oft unwissentlich - den weltweiten Torfabbau. Gut 26 % des eingeführten Torfs wird im Profibereich verwendet (vor allem im Beeren- und Gartenbau). Allein das Substrat in den Töpfen der Zierpflanzen in Detailhandel und Gartencenter, enthält rund 11 % des gesamten in die Schweiz importierten Torfs. Geschätzte weitere 16 % entfallen auf Setzlinge, mehrheitlich im Gemüsebau.

Alle können zum Schutz der Moore beitragen

Konsumentinnen und Konsumenten können auf verschiedenen Wegen den Torfverbrauch reduzieren:

  • Beim Einkauf von Setzlingen und Topfpflanzen auf ein „torffrei“-Label achten oder nach dem Torfgehalt fragen.
  • Beim Gärtnern torffreie Erde und Substrate verwenden.
  • Auf dem Balkon und im Garten einheimischen Pflanzen den Vorzug geben. Diese sind gut an die hiesigen, eher kalkhaltigen, alkalischen Bodenverhältnisse angepasst und brauchen keine sauren Torfsubstrate.
  • Biosuisse-zertifiziertes Gemüse darf für die Anzucht höchstens 70 % Torf im Anzuchtsubstrat für Jungpflanzen aufweisen. Biosuisse-zertifizierte Beeren sind torffrei produziert.
  • Es gibt Gemüsearten, die nicht als Setzlinge ins Feld gepflanzt werden und somit toffrei produziert werden: Karotten, Rettich, Spinat und grösstenteils auch Randen, Zwiebeln und Radiesli werden ausgesät. Auch für die Produktion von Kartoffeln braucht es keinen Torf.
  • Liebhaberinnen und Liebhaber von Zierpflanzen können diese selber ziehen oder sich im Freundeskreis nach Ablegern erkundigen.

Torffreie Labels

Nach diesen Labels können Konsumentinnen und Konsumenten beim Einkauf von Setzlingen oder Topfpflanzen Ausschau halten.

Vielfältige und ökologischere Alternativen

Mittlerweile gibt es zahlreiche alternative Ersatzstoffe zu Torf (beispielsweise Holzfasern, Rindenkompost oder Torfmoos), welche sogar die Bodenqualität verbessern können. Sämtliche lokalen Alternativen weisen zudem eine bessere CO₂-Bilanz auf als Torf: Je nach Kombination können die Treibhausgase um 62 bis 97 % sinken.

Anstrengungen des Bundes

Im vergangenen Jahr konnten in zwei weiteren Anwendungsbereichen von Torf, nämlich im Bereich Gemüse- und Kräuterbau und Garten- und Landschaftsbau, Absichtserklärungen für die Reduktion des Torfverbrauchs mit vielen relevanten Branchenvertretern, entlang der gesamten Lieferkette vereinbart werden.

Das ist ein weiterer Meilenstein im Rahmen des Torfausstiegskonzepts, das der Bund seit 2012 umsetzt. Das BAFU unterstützt die engagierten Akteure in der Umsetzung der in den Absichtserklärungen festgelegten Reduktionsziele mittels Forschungs- und Beratungsprojekten sowie Bildung, Sensibilisierung und internationaler Zusammenarbeit.

Die Bundesämter BBL, armasuisse, ASTRA sowie die Agroscope, der ETH-Bereich und die KBOB verpflichten sich zudem, ihre Grünflächen naturnah anzulegen, zu gestalten und zu pflegen. Insbesondere verzichten sie dabei auf die Verwendung von torfhaltigen Erdsubstraten und Pflanzen mit Torf. Auch die Vereinigung Schweizerischer Stadtgärtnereien und Gartenbauämter (VSSG) hat sich der Verpflichtungserklärung angeschlossen. Die öffentliche Hand schafft dadurch die wichtige Nachfrage nach torffreien Produkten.

Unbedingt schützenswert

Moore gilt es unbedingt zu schützen und wo möglich wieder zu vernässen – erfüllen sie doch wichtige Funktionen. Sie bieten einer Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten wertvolle Lebensräume und helfen Überschwemmungen zu mindern: Ein Hektar Feuchtgebiet vermag bis zu 5,6 Millionen Liter Hochwasser zurückzuhalten. Dabei dienen Moore auch als Filter: Schwebeteile setzen sich ab und das so gefilterte Wasser dient der Grundwasserneubildung oder kann über größere Gewässer abfließen.

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Hochmoor in Tourbière des Ponts-de-Martel (Kanton NE).
© BAFU

Feuchtgebiete sind mächtige Kohlenstoffspeicher. Werden sie zerstört, heizt dies das Klima zusätzlich auf. Zwar bedecken Moore nur etwa 3 % der terrestrischen Erdoberfläche. Sie enthalten aber mit 600 Milliarden Tonnen Kohlenstoff doppelt so viel davon wie alle Wälder der Erde. Diese machen insgesamt immerhin 27 % der Landfläche aus. Werden Moore entwässert, setzt dies CO₂ und Lachgas frei.

Obwohl trockengelegte Moore weniger als ein halbes Prozent der weltweiten Landfläche ausmachen, stossen sie rund vier Prozent aller durch den Menschen verursachten Treibhausgase aus.

Mooratlas
Zustand der Moore weltweit.
© Mooratlas 2023, Eimermacher/STOCKMAR+WALTER Kommunikationsdesign. cc-ba-sa-4.0

Der Torfverzicht ist ein wichtiger Hebel zu mehr Klimaschutz: Der geschätzte jährliche Torfimport in die Schweiz von rund 500'000 m3 entspricht 200'000 Tonnen CO₂-Äquivalenten. Das ist so viel, wie 40'000 Einwohner in der Schweiz jährlich ausstossen.

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Letzte Änderung 23.03.2023

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