Ernährung und Umwelt: Hebel und Ansätze

Die Ernährung ist einer der drei Konsum- und Produktionsbereiche mit den grössten Auswirkungen auf die Umwelt - nach Wohnen und vor Mobilität. Durch verschiedene Hebel und Handlungsansätze ist es aber möglich, die Ernährung gesünder und ressourcenschonender zu gestalten. Grosses Potenzial liegt darin, Lebensmittel ressourcenschonender zu produzieren und auf nachhaltigere, mehr pflanzenbasierte Produkte zu setzen. Dies kommt auch der Gesundheit zugute. Weitere Möglichkeiten liegen darin, finanzielle Anreize richtig zu setzen, das Angebot in Gastronomie und Detailhandel entsprechend zu gestalten und weniger Lebensmittel wegzuwerfen.

Das BAFU hat den gesetzlichen Auftrag, die Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Umwelt zu untersuchen, darüber zu berichten und Lösungen vorzuschlagen. 

Das BAFU befasst sich mit Umweltaspekten der Ernährung und der Landwirtschaft; mit Landwirtschaftsfragen befasst sich das Bundesamt für Landwirtschaft BLW, mit Gesundheitsfragen das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV.



Nahrungsmittel umweltschonend produzieren

Zur Einhaltung der Umweltziele in der Landwirtschaft sind noch grosse Fortschritte nötig, um die Tragfähigkeit der Ökosysteme nicht zu überschreiten. Insbesondere die Stickstoffüberschüsse, welche Gewässer, Böden, Luft, Klima und Biodiversität belasten, sind nach wie vor zu hoch und stagnieren seit den späten 1990er-Jahren. Dabei ist rund ein Viertel der Überschüsse auf importierte Futtermittel für die Schweizer Tierproduktion zurückzuführen.

Hierzulande wächst zwar auf etwa 60 % der Ackerfläche Futter für Tiere, aber von den rund 15 Millionen Nutztieren im Land sind insbesondere Geflügel, Schweine und Milchkühe auf Kraftfutter angewiesen. Dieses stammt zur Hälfte aus dem Ausland. Dazu zählen Getreidearten wie Weizen, Mais, Reis, Hafer und Gerste, vor allem aber Soja. Diese Futtermittel und die Ackerfläche, die für den Anbau gebraucht wird, konkurrieren unmittelbar mit Nahrungsmitteln für die Menschen. Mit nur inländischem Futter könnte die Schweizer Landwirtschaft noch gut die Hälfe der heutigen Fleischmenge produzieren und würde 40 % ihrer Treibhausgas-Emissionen einsparen.

Ganz allgemein lassen sich Ressourcen in der landwirtschaftlichen Produktion auch durch weniger Einsatz von Mineraldüngern und Pflanzenschutzmitteln schonen.

Finanzielle Anreize richtig setzen und Kostenwahrheit

Eine wichtige Rolle im Schweizer Ernährungssystem spielt die Agrarpolitik beziehungsweise die damit verbundene Agrarstützung, bestehend aus dem Grenzschutz und den Direktzahlungen sowie weiteren Subventionen.

Dabei können Fehlanreize entstehen, die eine intensive landwirtschaftliche Bewirtschaftung und hohe Tierbestände fördern. Zudem wirken einige Subventionen direkt stark biodiversitätsschädigend.

Wie auch in der Bundesverfassung festgeschrieben, sind bei der Überprüfung des Direktzahlungssystems die Rahmenbedingungen noch gezielter auf alle Nachhaltigkeitsziele auszurichten, um eine standortangepasste Nahrungsmittelproduktion im Rahmen der Tragfähigkeit der Ökosysteme zu er halten. Für ein nachhaltiges Ernährungssystem sollte die pflanzliche Produktion für Lebensmittel gestärkt werden.

Die externen Kosten – die Umwelt-, Klima- und Gesundheitsschäden verursachen – müssen vermehrt miteinbezogen werden, damit der Lebensmittelpreis die wahren Kosten widerspiegelt.

Synergien gesunde und nachhaltige Ernährung nutzen

Das Marketing beeinflusst den Konsumentscheid, indem es vorwiegend Produkte aus der «Spitze» der Lebensmittelpyramide, beispielsweise Süssspeisen, bewirbt. Es ist wichtig, das Wissen zu einer Ernährung, die gleichzeitig die Gesundheit und die ökologische Nachhaltigkeit verbessert, zu stärken.

Voraussetzung ist dafür aber auch ein entsprechendes Angebot im Handel und Produkttransparenz, womit massgeblich auch die Unternehmen, welche die Lebensmittel produzieren, in der Verantwortung stehen.

Die negativen Umweltauswirkungen liessen sich mit einer ressourcenschonenden Ernährung um über 50 % senken, wobei gleichzeitig auch der Selbstversorgungsgrad ansteigen würde. Beides unter der Annahme, dass die landwirtschaftlich genutzte Fläche in der Schweiz sowie die Exporte unverändert blieben.  Auf den Teller kämen dann mehr Getreide, Kartoffeln, Hülsenfrüchte sowie pflanzliche Öle und Nüsse, dafür weniger Fleisch. Dieser umweltfreundliche Speiseplan deckt sich mit den Ernährungsempfehlungen des Bundes sowie internationalen Empfehlungen, wobei einzig der Konsum von Milch und Gemüse gemäss der Schweizer Lebensmittelpyramide etwas höher wäre.

Ressourcenschonende Angebote im Detailhandel und in der Gastronomie fördern  

Das Angebot und die Produktanordnung in Lebensmittelläden spielt für den Konsumenten eine grosse Rolle bei der Produktwahl, ebenso die verfügbare Zeit für Einkaufen, Kochen und Essen.

Der Verbrauch von hochverarbeiteten und damit ressourcen- und energieintensiven Lebensmitteln nimmt seit Jahren stetig zu. Gleiches gilt für Produkte, die aus Südamerika, Afrika oder anderen Kontinenten importiert werden, zum Beispiel tropische und subtropische Früchte oder Nüsse.

Schweizer Haushalte geben im Schnitt rund 5 % des Einkommens für die Verpflegung in Restaurants, Cafés, Bars, Kantinen und Take-aways aus. Gross ist auch der Einfluss der Gemeinschafts-Gastronomie, also beispielsweise in Schulen, Heimen oder Unternehmen, auf eine gesunde und ressourcenschonende Menügestaltung.

Verluste zwischen Feld und Teller vermeiden

Grosses Potenzial zur Senkung der Umweltbelastung durch die Ernährung besteht auch darin, weniger Nahrungsmittel wegzuwerfen.  Würden diese Verluste bis 2030 halbiert, reduzierte sich die Umweltbelastung der Ernährung um 10 bis 15%. Dies obwohl heute ein grosser Teil dieser Abfälle als Futtermittel oder zur Energiegewinnung genutzt wird.

Hoch ist das Einsparpotenzial aus Umweltsicht vor allem bei tierischen Produkten und Abfällen am Ende der Wertschöpfungskette, also im Einzelhandel, in der Gastronomie oder in den Haushalten, da sich die negativen Wirkungen entlang der Kette akkumulieren.

Mit dem Aktionsplan gegen die Lebensmittelverschwendung verfolgt der Bundesrat das Ziel, die vermeidbaren Lebensmittelverluste in der Schweiz bis 2030 gegenüber 2017 zu halbieren und durch die entsprechende Ausgestaltung und Priorisierung von Massnahmen die grösstmögliche Reduktion der Umweltbelastung der vermeidbaren Lebensmittelverluste zu erzielen.

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Letzte Änderung 16.12.2022

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