Neues Risiko-Modell Erdbeben: Die Schweiz ist neu besser gewappnet

Auch wenn Erdbeben in der Schweiz selten sind, können sie verheerende Folgen haben. Ein neues Werkzeug hilft nun dabei, mögliche Schäden abzuschätzen, und verbessert die Erdbebenvorsorge.

Text: Caroline Briner

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In der Schweiz gibt es 1000 bis 1500 Erdbeben pro Jahr. Nur zehn bis zwanzig von ihnen sind für Menschen spürbar. Dennoch: Ein Erdbeben mit einer Stärke von 6 oder mehr auf der Richterskala kann auch hierzulande überall jederzeit auftreten. Deshalb hat der Bund ein digitales Werkzeug entwickeln lassen, das materielle Schäden und mögliche Todesfälle aufgrund eines Bebens prognostiziert, abhängig von dessen Epizentrum und Stärke. Das neue Modell zur Berechnung des Erdbebenrisikos ist seit März 2023 verfügbar. Damit können sich Behörden nicht nur besser auf solche Katastrophen vorbereiten, sondern auch rasch Bewältigungsmassnahmen einleiten, sobald sich ein grösseres Erdbeben ereignet hat. «Bei einem starken Erdbeben ist es schwierig, das Ausmass der Schäden abzuschätzen, weil die Informationen nicht schnell genug zu den zuständigen Stellen gelangen», erklärt Blaise Duvernay, Leiter der Koordinationsstelle des Bundes für Erdbebenvorsorge beim BAFU. «Das neue Modell gibt hier eine erste Orientierung. Beispielsweise können wir damit rasch erkennen, ob es nötig ist, internationale Hilfe zu aktivieren.»

Neu gibt der Schweizerische Erdbebendienst nach jedem Beben ab einer Stärke von 3 ein Informationsbulletin zum erwarteten Schaden heraus. Würde sich beispielswese in Sion (VS) in 8 Kilometern Tiefe ein Erdbeben der Stärke 6 ereignen, wären die Erschütterungen noch in Bern und Genf stark spürbar, und schwächer wohl auch bis in die restlichen Gebiete der Schweiz. Das Beben würde 50 bis 200 Menschen das Leben kosten. Es würde zudem rund 20 000 Menschen obdachlos machen und Gebäudeschäden in der Höhe von einer bis zehn Milliarden Franken verursachen. Nicht einberechnet sind dabei indirekte Folgeschäden. «Auf diese Weise gibt uns das Werkzeug eine Grössenordnung an», sagt Duvernay, «und hilft uns so, das Ausmass und die geografische Ausdehnung der Schäden eines Erdbebens zu ermitteln.»

Diese Faktoren beeinflussen das Erdbebenrisiko

Die Ermittlung des Erdbebenrisikos und der möglichen Schäden beruht auf vier verschiedenen Faktoren:

  • Erdbebengefährdung (Die Wahrscheinlichkeit, mit der an einem bestimmten Ort Erdbeben zu erwarten sind.)
  • Bodenbeschaffenheit (Je weicher der Untergrund, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit für Schäden.)
  • Bevölkerungs- und Siedlungsdichte
  • Erdbebensicherheit von Gebäuden

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Letzte Änderung 10.05.2023

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