Jungwaldpflege: den Wald der Zukunft gestalten

Für die Zusammensetzung von Baumbeständen sind die ersten Jahre entscheidend. Deshalb ist die gezielte Pflege des Jungwaldes im Hinblick auf die Anpassung an die künftigen klimatischen Bedingungen besonders wichtig. Dabei gilt es insbesondere, zukunftsfähige Baumarten zu bevorzugen, auch wenn diese zunächst konkurrenzschwächer sind. Das Hauptziel der Jungwaldpflege ist es, Wälder zu schaffen, die widerstandsfähig oder zumindest resilient gegenüber Witterungseinflüssen wie Trockenheit und Stürmen sind, denen sie während ihres Lebenszyklus unweigerlich ausgesetzt sind.

Die grösste Herausforderung für die Wälder ist deren Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel, der im Vergleich zum Lebenszyklus der Bäume sehr rasch voranschreitet. Ziel ist es, dass die Wälder weiterhin in der Lage sind, die verschiedenen auf ihren Funktionen beruhenden Leistungen zu erbringen. Angesichts der sich verändernden klimatischen Bedingungen muss die Zusammensetzung der Wälder angepasst werden. So sollten diese aus hitze- und trockenheitsresistenten Baumarten bestehen. Die derzeitigen Klimaveränderungen sind gemessen am Lebenszyklus eines Baumes bzw. eines Baumbestandes sehr einschneidend, und diese Anpassung kann nicht von heute auf morgen erfolgen. Durch die Förderung des Verjüngungsprozesses kann in den Beständen die Sukzession der Baumarten eingeleitet werden. Diese Entwicklung muss jedoch begleitet werden, um die gewünschten Ergebnisse zu erreichen.

Beim ersten Adaptationsprinzip im Zusammenhang mit der Anpassung der Wälder an den Klimawandel geht es um die «Erhöhung der Baumartenvielfalt». Die meisten regenerierten Flächen in der Schweiz sind aus einer natürlichen Verjüngung hervorgegangen. Diese Flächen können sehr homogen sein und im Extremfall nur aus einer einzigen Baumart bestehen. Glücklicherweise gibt es aber auch heterogene Bestände mit einer Mischung aus mehreren Baumarten. Im Flachland ist es nicht ungewöhnlich, dass in einem jungen Bestand mehr als zehn verschiedene Baumarten vorkommen. Die Aufgabe der Forstfachleute wird es daher sein, die für das Klima der Zukunft am besten geeigneten Baumarten auszuwählen. Als Entscheidungshilfe kann dabei beispielsweise die Tree-App dienen. Anschliessend werden die Stämme, die über ein gutes Entwicklungspotenzial verfügen, freigelegt, indem ein oder zwei Konkurrenten entfernt werden. Bisweilen sind diese zukunftsfähigen Baumarten selten. In solchen Fällen ist die Pflege noch wichtiger, um sie für die nächsten Entwicklungsstadien zu erhalten.

Natürliche Verjüngung und ergänzende Pflanzungen

Häufig reicht die Verjüngungsdichte aus und die Artenzusammensetzung ist zufriedenstellend. Ist jedoch eines dieser beiden Kriterien nicht erfüllt, können Ergänzungspflanzungen in Betracht gezogen werden. In diesem Fall ist darauf zu achten, dass standortgerechte Baumarten und geeignete Herkünfte ausgewählt werden, wobei deren voraussichtliche Entwicklung im Zuge des Klimawandels mitberücksichtigt wird. Einheimische Baumarten werden bevorzugt, doch können auch bestimmte bekannte gebietsfremde Baumarten wie die Douglasie oder die Roteiche gewählt werden. Derzeit laufen verschiedene Tests mit gebietsfremden Baumarten, die in unserem Land weniger bekannt sind. Dazu gehören auch die vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) unterstützten Testpflanzungen zukunftsfähiger Baumarten. Allerdings gilt es, zunächst die Ergebnisse dieser Versuche abzuwarten, bevor diese Baumarten verbreitet gepflanzt werden.

Die Anpassung an den Klimawandel ist eine grosse Herausforderung für die Waldeigentümerinnen und -eigentümer, oft auch finanziell. Darum gewährt der Bund Finanzhilfen für Massnahmen, die den Wald als naturnahen Lebensraum schützen und helfen, dass der Wald seine Funktionen (Schutz-, Nutz- und Wohlfahrtsfunktion) auch unter veränderten Klimabedingungen erfüllen kann. Speziell unterstützt werden von Bund und Kantonen die Jungwaldpflege und die Gewinnung von Waldsämlingen (gesundes und standortgerechtes Saat- und Pflanzgut). Zudem werden die Artenvielfalt und die genetische Vielfalt im Wald gefördert, beispielsweise durch Naturverjüngung oder wenn nötig durch Pflanzungen. Heute leistet der Bund einen Beitrag zur Bestandesbegründung von standortgerechten und klimaangepassten Baumarten, welche die künftigen wärmeren und trockeneren Bedingungen besser ertragen.

Weiterführende Informationen

Handbuch Programmvereinbarungen im Umweltbereich 2025–2028

UV-2315-D

Mitteilung des BAFU als Vollzugsbehörde an Gesuchsteller. 2023

Kontakt
Letzte Änderung 24.10.2023

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