Die Folgen des Klimawandels sind nicht nur spürbar, sondern vermehrt auch sichtbar. Die Zwischenergebnisse des fünften Landesforstinventars (LFI 5 2018–2022) zeichnen ein klares Bild und zeigen die direkten und indirekten Auswirkungen des Klimawandels, die sich je nach Region stark unterscheiden. Die seit 2018 zu beobachtenden extremen, warmen und trockenen Wetterbedingungen haben im Schweizer Wald deutliche Spuren hinterlassen (siehe auch: Unter wachsendem Druck: Der Schweizer Wald soll sich dem Klimawandel anpassen - 4.5.2023). So gibt es mehr tote und geschädigte Bäume, wodurch sich regional die Baumartenzusammensetzung ändert. Die Trockenheit beeinflusst zudem das Wachstum der Bäume. Dies führt dazu, dass die jährlich nachwachsende Holzmenge tiefer ist als noch vor fünf Jahren. Ausserdem kommen nur wenig junge Bäume nach. Die Waldverjüngung ist jedoch von zentraler Bedeutung. Mit einem Postulat (Po. 23.3129 Reichmuth Zukunftsfähige Wälder sind nur mit gesetzeskonformem Wildverbiss möglich), das im Ständerat angenommen wurde, wurden die wildbedingten Verjüngungsprobleme auch auf die politische Agenda gesetzt. Im Hinblick auf die Massnahmen zur Förderung der Biodiversität und zur Anpassung an die Klimaerwärmung ist diese Entwicklung aber durchaus interessant. Diese Herausforderungen müssen im Einklang mit der integralen Wald- und Holzstrategie 2050 angegangen werden.
Wie die zahlreichen parlamentarischen Vorstösse zeigen, sind Wald und Holz äusserst aktuelle Themen. Der ökologische Fussabdruck der Schweiz in Bezug auf die weltweite Entwaldung beschäftigt Politikerinnen und Politiker von links bis rechts. Derweil wurde in der Europäischen Union eine Anti-Entwaldungs-Verordnung verabschiedet, die die Holzhandelsregulierung ablöst. Deren Auswirkungen auf die entsprechenden Schweizer Regelungen werden derzeit geprüft. In diesem Zusammenhang wurde vor Kurzem die Vollzugshilfe zur Holzhandelsverordnung veröffentlicht.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.
Michael Reinhard
Abteilungschef Wald, Bundesamt für Umwelt BAFU
Zwischenresultate des fünften Landesforstinventars LFI 5 (2018-2022)
Die lang anhaltenden trockenen und warmen Verhältnisse während der Vegetationszeit haben seit 2018 deutliche, messbare Veränderungen im Wald verursacht. Es gibt mehr tote und geschädigte Bäume. Die wirtschaftlich wichtigste und häufigste Baumart der Schweiz, die Fichte, ist im Jura, im Mittelland und in den Voralpen zurückgegangen. Ausserdem wachsen in einigen Regionen wenig junge Bäume nach, insbesondere in den Alpen und auf der Alpensüdseite. Dies ist nicht direkt mit Wetterextremen verbunden. Doch wenn die Verjüngung fehlt, erholen sich die Wälder nach Störungen wie Stürmen oder Borkenkäferbefall viel langsamer. Diese Entwicklungen werden dann problematisch, wenn die gesetzlich verankerten Waldfunktionen nicht mehr gewährleistet werden können.
Integrale Wald- und Holzstrategie 2050: aktueller Stand der Arbeiten
In den wenigen Monaten seit dem letzten Newsletter Wald wurde weiter intensiv an der neuen integralen Wald- und Holzstrategie 2050 gearbeitet. Auf der Grundlage der Ergebnisse aus dem Startwortworkshop mit Vertreterinnen und Vertretern von Behörden und Verbänden des Sektors Wald und Holz vom 22. Februar wurden die Handlungsschwerpunkte der zukünftigen Strategie in einzelnen Workshops bearbeitet und die dazugehörigen Inhalte konkretisiert. Dies in enger Zusammenarbeit mit den Kantonen, vertreten durch Mitglieder des KOK-Ausschuss. Die ersten Ergebnisse wurden Anfangs Juni dem Projektausschuss präsentiert und die wesentlichen Stossrichtungen für das weitere Vorgehen festgelegt.
In einem nächsten Schritt sollen nun die Vision und die Ziele der zukünftigen Strategie formuliert werden. Dabei bilden die bestehenden Ziele der «Waldpolitik. Ziele und Massnahmen 2021-2024» sowie der «Ressourcenpolitik 2030» bestätigt durch die jeweiligen Evaluationen eine gute Grundlage, auf welcher aufgebaut und weiterentwickelt werden kann. Geplant ist, dass mit diesen Inhalten dann bis im Herbst ein erster Entwurf der Strategie erarbeitet werden kann.
Die Flugsaison des asiatischen Laubholzbockkäfers steht vor der Türe
Ende August 2022 wurde in Zell, Kanton Luzern, ein grösserer Befall durch den asiatischen Laubholzbockkäfer (ALB) entdeckt. Während der Wintersaison fanden Präventivfällungen statt, wobei Wirtsbaumarten in einem bestimmten Umkreis rund um den Befallsherd entfernt wurden. Seit dem Frühling 2023 finden intensive Überwachungsarbeiten statt, welche dank dem Einsatz von Baumkletterern und Spürhundeführerinnen bereits zur Entdeckung von neuen befallenen Pflanzen geführt haben. In den wärmeren Tagen fängt die Flugsaison des asiatischen Laubholzbockkäfers wieder an. Alle können dazu beitragen, ihn frühzeitig zu entdecken. Bei Verdacht, muss man sich bei der zuständigen kantonalen Stelle melden.
Informationen zum aktuellen Stand des Befalles in Zell sind auf der Webseite des Kantons erhältlich:
Informationen über den Vollzug der Holzhandelsverordnung (HHV)
Am 20. Juni 2023 hat das BAFU die Vollzugshilfe für den Vollzug der Holzhandelsverordnung in den Kantonen sowie die Vollzugsmitteilung für Marktakteure und Inspektionsstellen publiziert.
Diese beiden Dokumente liefern detaillierte Informationen für die erfolgreiche Umsetzung der HHV.
Bei einer Kontrolle zur Holzhandelsverordnung müssen die Unternehmen dem BAFU ihre Unterlagen via dem eGovernment Portal UVEK einreichen. Das kürzlich publizierte Tutorialvideo zeigt den Vorgang zur Einreichung und erklärt welche Informationen und Dokumente vom BAFU bei einer Kontrolle verlangt werden.
Merkblatt zum Umgang mit dem forstlichen Vermehrungsgut gebietsfremder Baumarten im Wald
Das BAFU hat ein Merkblatt zum Umgang mit dem forstlichen Vermehrungsgut gebietsfremder Baumarten im Wald erstellt. Das Merkblatt erläutert die aktuell geltenden Rechtsgrundlagen und zeigt das Verhältnis zwischen Wald- und Umweltschutzgesetzgebung auf. Es erklärt, unter welchen Bedingungen gebietsfremde Baumarten im Wald angepflanzt werden können und richtet sich an Akteure der Praxis, der Kantone und der Forschung.
S-WIN hat im Auftrag des BAFU eine grafische Übersicht in Form eines Baumes erstellt, welche die zahlreichen Akteure und Informationsportale aus dem Wald- und Holzbereich nach Themenfeld ordnet und auf diese verlinkt.
Als Planungshilfe wurde zudem eine Matrix erstellt, die für die Erarbeitung eines Beitrags zum Transfer von Wissen dient. Sie zeigt die verschiedenen Aspekte auf, die es bei der Planung zu berücksichtigen gilt.
Im Auftrag des BAFU ist Holzenergie Schweiz daran ein Monitoring Holzenergie aufzubauen. Dies, weil die Holzenergie und somit der Bedarf an Energieholz stark zugenommen haben. Viele Projekte sind in Planung oder wurden gerade gebaut. Das Monitoring soll die notwendige Datengrundlage bieten, damit Anbietende und Nachfragende einen Überblick über gewünschte und noch vorhandene Energieholzmengen erhalten. Für den Bund ist es wichtig, dass das Kaskadenprinzip eingehalten wird.
Neuer Weiterbildungskurs zur Gestaltung von Erholungswäldern
Mit dem Weiterbildungskurs «Gestaltung von Erholungswäldern» erwerben Sie Kompetenzen in den Bereichen Erholung im Wald und der damit zusammenhängenden Waldbewirtschaftung. Die Schaffung dieses interdisziplinären Kurses wurde vom BAFU unterstützt und legt den Schwerpunkt auf folgende Aspekte: Waldästhetik, Umweltpsychologie, Freizeitinfrastruktur, Besucherlenkung und -orientierung, Freiraum- und Freizeitplanung, Bedürfnisse und Prozesse, Synergien und Konflikte mit anderen Waldnutzungen sowie rechtliche und wirtschaftliche Aspekte des Erholungswaldes.