02.03.2023 - In diesem Winter liegt in der Schweiz aussergewöhnlich wenig Schnee. Und in den letzten Wochen hat es zudem kaum geregnet. Wie wirkt sich das auf die Gewässer und die Waldbrandgefahr aus?
Sehr wenig Regen …
In weiten Teilen der Schweiz ist es seit längerer Zeit sehr trocken. Wenn es Niederschlag gab, dann nur für kurze Zeit und in geringen Mengen. Dies hat zur Folge, dass einzelne Gewässer weniger Wasser führen, als sonst im Winter üblich.
… und sehr wenig Schnee
In allen Höhen liegt in der ganzen Schweiz derzeit deutlich weniger Schnee als für die Jahreszeit gemäss langährigem Mittelwert üblich.. Auch in der nächsten Zeit ist nicht mit grösseren Schneefällen zu rechnen. Die aktuell geringe Schneemenge hat Folgen für die Pegel von Seen und Flüssen und des Grundwassers: Die Schneeschmelze dürfte diesen Frühling möglicherweise deutlich geringer ausfallen als gewöhnlich.
Leichte Niedrigwassersituation bei Flüssen und Seen
Die Abflüsse in der Schweiz sind derzeit besonders im Mittelland und im Südtessin mancherorts tiefer als für die Jahreszeit üblich. Insbesondere die grösseren Flüsse wie Aare, Reuss, Limmat und Hochrhein weisen unterdurchschnittliche Wasserstände auf. An einigen Stationen werden Niedrigwasser beobachtet, wie sie statistisch gesehen alle zwei bis zehn Jahre auftreten.
Die Wasserstände der grösseren Seen liegen gegenwärtig im normalen Bereich. Ausnahmen bilden der Zugersee, der Lago Maggiore und der Lago di Lugano mit Pegeln unter dem Durchschnitt sowie der Genfersee mit etwas erhöhtem Pegelstand.
Es ist normal, dass im Winter länger tiefe Wasserstände vorherrschen, wenn ein grosser Teil der Niederschläge in den Bergen in Form von Schnee gebunden bleibt. Die Vegetation ruht noch, auch die Landwirtschaft braucht noch wenig Wasser, daher wird dem Niedrigwasser im Winter meist auch kaum besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Grundwasser grösstenteils auf normalem Niveau
Grundsätzlich zeigt sich beim Grundwasser ein für die Jahreszeit übliches Bild. Aktuell befinden sich die Grundwasserstände und Quellabflüsse auf dem für die Jahreszeit erwarteten Niveau. In oberflächennahen und kleinen Grundwasservorkommen liegen sie mancherorts als Folge der trockenen letzten Wochen etwas darunter. Tiefere Grundwasservorkommen in Lockergesteinen (in über 40 Meter Tiefe) reagieren stark verzögert auf Veränderungen des Wetters. Deshalb liegen dort nach der ausgeprägten Trockenheit von letztem Jahr teilweise immer noch tiefe Grundwasserstände vor.
Grundwasser bildet sich vor allem im Winter und Frühling durch örtliche Niederschläge sowie Schneeschmelzwasser neu. Wenn es wenig Schnee hat und wenn es wenig regnet, wird den Grundwasservorkommen auch weniger Wasser zugeführt.
Wird 2023 wieder ein trockenes Jahr?
Das Jahr 2022 war sehr trocken. Die Wasserstände der Flüsse, Seen und des Grundwassers in der Schweiz hatten sich aber seit dem trockenen Sommer 2022 bis Ende des Jahres grösstenteils erholt. Die aktuelle leichte Niedrigwassersituation ist eine Folge der niederschlagsarmen Wintermonate.
In den Flüssen und Seen steigt der Wasserstand im durchschnittlichen Jahresverlauf im Frühling aufgrund des Schmelzwassers aus den Bergen deutlich an. Liegt im Winter wenig Schnee, ist während der Schmelzperiode entsprechend auch weniger Wasser vorhanden, welches in die Flüsse und Seen und in das Grundwasser fliessen kann.
Ob der aktuelle Schnee- und Regenmangel aber im Frühling oder Sommer 2023 zu einer grösseren Niedrigwassersituation in den Gewässern führt, kann noch nicht vorhergesagt werden. Dies hängt stark von den Niederschlägen in den kommenden Wochen und Monaten ab. Alleine um das Schneedefizit auszugleichen, bräuchte es statistisch gesehen schweizweit über 100 mm Niederschlag. In den Bergregionen sind die Defizite am grössten. Hier fehlen lokal mehr als 200 mm Wasser, welches sonst in dieser Jahreszeit im Schnee gebunden ist. Grössere und längere Regenfälle im Frühling könnten die Situation aber immer noch normalisieren oder zumindest entschärfen.
Ist die jetzige Situation eine Folge des Klimawandels?
Die geringe Schneehöhe in den Bergen kann zum Teil mit dem Klimawandel erklärt werden, da infolge des bereits erfolgten Anstieges der Lufttemperatur mehr Niederschlag in Form von Regen und nicht als Schnee gefallen ist, als dies in früheren Jahren der Fall gewesen wäre (siehe Hydrologische Szenarien Hydro-CH2018). Auch steigt die Verdunstung infolge höherer Lufttemperaturen, dieses Wasser fehlt dann ebenfalls in der Schneedecke und den Gewässern. Die geringen Niederschlagsmengen in diesem Winter sind jedoch nicht direkt Folge des Klimawandels, sondern witterungsgedingt (Häufung von Hochdrucklagen).
Gemäss Klimaszenarien CH2018 sollen die Winterniederschläge in Zukunft sogar zunehmen. Dies wird durch die langjährige Entwicklung in den Niederschlagsmessungen bestätigt, die ebenfalls eine signifikante Zunahme der Winterniederschläge zeigen. Diese Auswirkungen des Klimawandels auf die Gewässer wurden im NCCS-Themenschwerpunkt "Hydro-CH2018" untersucht.
Wie steht es um die Waldbrandgefahr?
Die Trockenheit wirkt sich auch auf die Waldbrandgefahr aus, wie die nationale Übersichtskarte des BAFU zeigt: www.waldbrandgefahr.ch. Seit Wochen herrscht in Teilen der Schweiz eine mässige bis erhebliche Waldbrandgefahr. Darum gilt seit einiger Zeit im Kanton Tessin und in den Südtälern des Kantons Graubünden ein absolutes Feuerverbot im Freien. Den Anweisungen der lokalen Behörden ist unbedingt Folge zu leisten, um Waldbrände zu vermeiden. Bedeutende Niederschläge sind noch keine in Sicht.
Das Bundesamt für Umwelt BAFU und die Kantone beobachten die Situation weiterhin. Das BAFU warnt auf Stufe Bund vor Waldbrandgefahr in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein. Auf der aktuellen Karte www.waldbrandgefahr.ch finden sich ausser den Informationen zur aktuellen Waldbrandgefahr und den geltenden Massnahmen aller Kantone und im Fürstentum Liechtenstein auch Verhaltensempfehlungen. Generell ist beim Umgang mit Feuer im Freien immer Vorsicht geboten.
Letzte Änderung 02.03.2023