Boden und seine Funktionen

Boden ist eine limitierte, ökologisch und ökonomisch wertvolle, nicht erneuerbare Ressource. Zusammen mit Wasser und Luft stellt er eine zentrale Grundlage für das Leben dar.

© Agroscope (Gabriela Brändle, Urs Zihlmann), LANAT (Andreas Chervet)

Boden ist die oberste Verwitterungsschicht der Erdkruste. Er besteht aus mineralischen Bestandteilen, Humus, Wasser, Luft und Lebewesen. Der gesunde Boden ist klar strukturiert. Die Bodenteilchen sind so angeordnet, dass sich zwischen ihnen ausreichend grosse Zwischenräume - so genannte Poren - bilden, die Wasser speichern und in denen Luft zirkuliert. Die Poren können bis zu 50 Prozent des Gesamtvolumens ausmachen.

Der Boden regelt die natürlichen Kreisläufe des Wassers, der Luft, der organischen und mineralischen Stoffe. Er filtert und reinigt Wasser, er speichert Stoffe und wandelt diese um und er ist deshalb ein entscheidendes Glied im ständigen Fluss der Energie und Stoffe im gesamten Ökosystem Erde.

Ein wesentlicher Teil der wertvollen Arbeit wird von den Milliarden Lebewesen geleistet, die im Boden leben. Es sind in ihrer Vielzahl unscheinbare Pflanzen und Tiere, die eher verachtet als beachtet werden. Zu ihnen gehören Bakterien, Algen, Pilze, viele Würmer, Springschwänze, Asseln u.v.m. Der wohl prominenteste Vertreter ist der Regenwurm. Die Bodenlebewesen sind für die Neubildung des Bodens verantwortlich.

Mit seiner Fläche und als Lebensraum dient der Boden auch der Produktion von Nahrungsmitteln und Futter, als Energie- und Rohstoffquelle, als Basis für Schutzwälder und als Standort für Siedlungen, Verkehrsinfrastrukturen und Anlagen der Ver- und Entsorgung. Im Weiteren erfüllt er als Element der Natur und der Landschaft, als kultur- und erdgeschichtliches Archiv, als religiöse Stätte und als Forschungsobjekt auch ideelle Funktionen.

Der Begriff Bodenfunktionen umschreibt die Fähigkeiten des Bodens, Leistungen für Mensch und Umwelt zu erbringen.
Im Einklang mit den international gebräuchlichen Definitionen werden folgende Bodenfunktionen unterschieden:

  • Lebensraumfunktion: Fähigkeit des Bodens, Organismen als Lebensgrundlage zu dienen und zur Erhaltung der Vielfalt von Ökosystemen, Arten und deren genetischer Vielfalt beizutragen.
  • Regulierungsfunktion: Fähigkeit des Bodens, Stoff- und Energiekreisläufe zu regulieren, eine Filter-, Puffer- oder Speicherfunktion wahrzunehmen sowie Stoffe umzuwandeln.
  • Produktionsfunktion: Fähigkeit des Bodens, Biomasse zu produzieren, d. h. Nahrungs- und Futtermittel sowie Holz und Fasern.
  • Trägerfunktion: Fähigkeit des Bodens, als Baugrund zu dienen.
  • Rohstofffunktion: Fähigkeit des Bodens, Rohstoffe, Wasser und geothermische Energie zu speichern.
  • Archivfunktion: Fähigkeit des Bodens, Informationen der Natur- und Kulturgeschichte zu bewahren.

Während die ersten drei Bodenfunktionen ökologische Funktionen darstellen, beziehen sich die letzten drei Funktionen eher auf menschliche Aktivitäten. Die meisten seiner ökologischen Funktionen kann der Boden allerdings nur erfüllen, wenn sein Wasserhaushalt und seine Durchlüftung nicht gestört sind, die Pflanzen geeigneten Raum für ihre Wurzeln finden, seine Nährstoffe und die Art und Menge der Bodenorganismen im Gleichgewicht sind und sein Schadstoffgehalt sich in einem für die Pflanzen und Bodenlebewesen erträglichen Mass hält.

Bei allen Bodenaktivitäten des Menschen gilt es stets zu beachten, dass der Boden kaum vermehrbar ist, da seine Neubildung äusserst langsam verläuft. Der Boden ist ein träges Medium, das auf äussere Einflüsse stark verzögert reagiert, sodass Probleme erst später, oft zu spät erkannt werden. Er bildet die Endstation für Schadstoffe; chemische Belastungen sind deshalb oft endgültig weshalb nur eine intakte Struktur das «Funktionieren» des Bodens gewährleistet.

Eckpunkte für den Bodenschutz der nächsten Jahrzehnte

  • Voraussetzung für einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem Boden ist das Wissen um seine zentrale Stellung im Naturhaushalt und seine Verletzlichkeit.
  • Der fruchtbare Boden muss - unabhängig seiner Nutzung - vorsorglich gegen physikalische, chemische und biologische Belastungen geschützt werden.
  • Ein wirkungsvoller Bodenschutz bedarf einer koordinierten, teilweise langfristig angelegten Bodenbeobachtung und -überwachung. Dazu werden einheitliche, zuverlässige und flächendeckende Informationen zum Zustand und der Empfindlichkeit der Böden benötigt.
  • Der Boden erbringt im Naturhaushalt lebenswichtige Leistungen. Deswegen darf er bezüglich Fläche, Menge und Qualität nur nachhaltig, schonend und sparsam genutzt werden.
  • Belastete Böden, von denen Gefahren für Menschen, Nutztiere und Nutzpflanzen ausgehen, dürfen nicht unbehandelt an die Nachwelt weitergegeben werden. Sie sind mindestens so weit zu sanieren, dass die Gefahren beseitigt werden.
  • Der offene Boden ist wie Wasser, Luft und Wald ein Allgemeingut, das vom jeweiligen Besitzer zwar genutzt, aber nicht zerstört werden darf. Wer Boden nutzt, ist demnach auch für dessen Schutz verantwortlich.
  • Funktionen des Bodens, d. h. die Bodenfruchtbarkeit, müssen durch rechtliche Normen gesichert werden.
  • Der Schutz des Bodens ist als Gesellschaftsauftrag anerkannt. Um diesen zeitgerecht und wirkungsvoll erfüllen zu können, müssen die erforderlichen institutionellen Voraussetzungen für einen wirkungsvollen Bodenschutz verbessert und die dazu notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen verstärkt werden.
  • Der Bodenschutz muss von allen Bodenschutzakteuren gemeinsam und gleichgerichtet vollzogen werden. Eine enge Vernetzung ist unentbehrlich. Doppelspurigkeiten sind durch fallweise Zuteilung der Federführung zu vermeiden.
  • Besonders wichtige Partner des Bodenschutzes sind die Raumplanung, die Landwirtschaft und die Forstwirtschaft. Die Herausforderungen im Bodenschutz müssen gemeinsam mit diesen Partnern angegangen werden.

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Letzte Änderung 24.08.2021

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