Die Mobilität gehört nach der Ernährung und dem Wohnen zu den Konsum- und Produktionsbereichen mit den grössten Auswirkungen auf die Umwelt. Durch verschiedene Hebel und Handlungsansätze ist es möglich, die Mobilität ressourcenschonender und nachhaltiger zu gestalten. Grosse Chancen zur Verbesserung der Umweltverträglichkeit des Verkehrs bieten die Förderung des Fuss- und Veloverkehrs, geteilte und multimodale Angebote, eine verbesserte Abstimmung von Raum und Verkehr sowie umweltschonende und auf erneuerbaren Energien basierende Mobilitätstechnologien.
Fuss- und Veloverkehr fördern
Zu Fuss gehen oder Velofahren ist gesund und schont die Umwelt. 46 % der Autofahrten sind nicht länger als fünf Kilometer – entsprechen damit also einer idealen Velodistanz. So könnten insbesondere in Städten und Agglomerationen kurze Fahrten mit dem Auto durch Velofahrten ersetzt werden.
Zentral für die Ausschöpfung dieses Potenzials ist jedoch eine sicherere und attraktivere Infrastruktur, wie eine Befragung von E-Bike-Fahrenden zeigte. Einen wichtigen Grundstein für zusammenhängende und sichere Velowege soll dazu das Veloweggesetz legen).
- Veloweg- / Fuss- und Wanderweggesetz umsetzen
- Parkplatzbewirtschaftung zur Steuerung des Verkehrs vermehrt umsetzen
- Attraktive Freiräume, Grünflächen und Gewässer im Siedlungsbereich bewahren oder neu schaffen für kürzere Freizeitwege
- Multifunktionale Nutzung von Verkehrsinfrastrukturen in Siedlungen (z. B. zeitlich unterschiedliche Nutzungen der Infrastrukturflächen als Spielstrassen, für Marktstände, Treffpunkte sowie Verkehrsfläche)
- Gesundheits- und Mobilitätsstrategien verbinden
- Mobilitätsmanagement in Gemeinden und Unternehmen zugunsten des Velo- und Fussverkehrs fördern
- Sensibilisierungsmassnahmen für nachhaltigeren Freizeitverkehr unterstützen
- Velounterricht in Schulen fördern
- Verknüpfung von Wohnen & Arbeiten fördern, z. B. Co-Working Spaces am Wohnort oder Home Office
- Gesetzliche Rahmenbedingungen / Bundesstrategien
- Verkehrs- und Raumplanung / Infrastrukturen
- Ökonomische und steuerliche Anreize
- Förderprogramme
- Vorbildrolle öffentliche Hand
- Transparenz / Produkteinformation
- Zusammenarbeit / Dialog
- Ausbildung / Sensibilisierung
- Innovation / Forschung / Pilotprojekte
- Neue Geschäftsmodelle
Kostenwahrheit umsetzen
Um dem im Umweltschutzgesetz (USG) verankerten Verursacherprinzip gerecht zu werden und um ökologische Fehlanreize zu verringern, sollten die externen Kosten, beispielsweise verursacht durch Luftverschmutzung, Lärm und CO2, verstärkt in die Preisgestaltung aller Mobilitätsangebote integriert werden.
Ein Beispiel dafür ist die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA), ein zentraler Pfeiler der Verlagerungspolitik des Bundes. Sie ist Bestandteil einer modernen Güterverkehrspolitik, die das Prinzip der Kostenwahrheit im Bereich des Güterschwerverkehrs umsetzt.
- Die Nutzenden aller Mobilitätsangebote tragen die von ihnen verursachten internen und externen Kosten vermehrt selber
- Umweltbelastung durch Preisdifferenzierung anhand ökologischer Kriterien (z.B. Modell LSVA für Strassenverkehr) senken
- Fahrleistungsabhängiges Pricing örtlich & zeitlich differenzieren
- Elektro- und Wasserstofflastwagen von der LSVA befreien
- Steuerprivileg für Dieselbusse im ÖV aufheben
- Gesetzliche Rahmenbedingungen / Bundesstrategien
- Verkehrs- und Raumplanung / Infrastrukturen
- Ökonomische und steuerliche Anreize
- Förderprogramme
- Vorbildrolle öffentliche Hand
- Transparenz / Produkteinformation
- Zusammenarbeit / Dialog
- Ausbildung / Sensibilisierung
- Innovation / Forschung / Pilotprojekte
- Neue Geschäftsmodelle
Koordination von Raum, Verkehr und Umwelt verbessern
Positive Auswirkungen auf die Umwelt und Gesundheit verspricht auch eine verbesserte Koordination der Raum- und Verkehrsplanung. So lassen sich beispielsweise Fahrten und Weglängen durch kompakte Siedlungskerne reduzieren, in denen alle wesentlichen Alltagsbedürfnisse befriedigt werden können. Die Voraussetzung für eine solche Siedlungsentwicklung nach innen schafft das revidierte Raumplanungsgesetz.
Neue Arbeitsmodelle mit beispielsweise Homeoffice oder Coworking Spaces können hier ebenfalls einen wichtigen Beitrag leisten und im besten Fall zu einer Reduktion von Arbeitswegen beitragen.
Weiter lassen sich Infrastrukturausbauten besser in die offene Landschaft und in Siedlungsräume integrieren, wenn Umweltanliegen berücksichtigt werden. Damit wird die Qualität der Landschaft erhöht, und es verringern sich die Zersiedlung, der Bodenverbrauch und die Zerschneidung von Lebensräumen sowie der Ressourcenverbrauch. Hier setzt der revidierte Sachplan Verkehr, Programmteil «Mobilität und Raum 2050» an.
- Parkplatzpflicht aufheben
- UVP: Einbezug der Umweltsicht bei Plänen und Programmen (nicht erst bei Ausführungsprojekten)
- Umweltstrategien (z. B. Klima, Boden, Biodiversität) bei der Erarbeitung von Infrastruktursachplänen und strategischen Entwicklungsprogrammen für Nationalstrassen und Eisenbahninfrastrukturen berücksichtigen
- Verkehrsinfrastruktur: von der Nachfrage- zur Angebotsstrategie wechseln
- Infrastrukturen bündeln (wie z. B. Strassen und Stromleitungen)
- Strassen mit digitaler Infrastruktur zur Optimierung der Kapazitätsauslastung ausrüsten und neue Aus- und Neubauten vermeiden
- Mit Verkehrsdrehscheiben zur Entlastung der Umwelt beitragen
- Agglomerationsprogramme (u. a. Verminderung der Umweltbelastungen, Siedlungsentwicklung nach innen, kurze Wege)
- Nachtzüge und grenzüberschreitenden Personenfernverkehr auf der Schiene fördern
- Förderprogramm zur Multiplikation von guten Beispielen
- Partizipation fördern: vorausschauende Planung und Wertediskussion unter Einbezug aller AkteurInnen zu Mobilität, Umwelt und Raum
- Gesetzliche Rahmenbedingungen / Bundesstrategien
- Verkehrs- und Raumplanung / Infrastrukturen
- Ökonomische und steuerliche Anreize
- Förderprogramme
- Vorbildrolle öffentliche Hand
- Transparenz / Produkteinformation
- Zusammenarbeit / Dialog
- Ausbildung / Sensibilisierung
- Innovation / Forschung / Pilotprojekte
- Neue Geschäftsmodelle
Infrastrukturen und Mobilitätsangebote besser auslasten und vernetzen, Sharing
Die Auslastung einzelner Fahrzeuge ist generell sehr gering. Im Pendelverkehr beispielsweise sind Personenwagen im Schnitt mit lediglich 1,1 Personen besetzt. Der öffentliche Verkehr ist nur zu den Spitzenzeiten voll besetzt.
Einen Beitrag zur Verbesserung dieser Situation im Strassenverkehr leistet die Förderung von Fahrgemeinschaften. Wenn sich Autofahrerinnen und Autofahrer eine Fahrt teilen, beanspruchen sie weniger Platz auf der Strasse.
Auch die Vernetzung von Mobilitätsdaten kann als verkehrsträgerübergreifender Ansatz die Umwelt entlasten und die Ressourcen- und Energieeffizienz im Verkehr steigern, indem die vorhandenen Kapazitäten der Infrastrukturen und Mobilitätsangebote (ÖV, private und ausleihbare Autos, Velos, etc.) besser genutzt werden. Voraussetzung dafür ist ein besserer Informationsfluss zwischen Infrastrukturbetreibern, Mobilitätsanbietern, Vermittlern und den Endkunden.
Jedoch sollen die verschiedenen Verkehrsmittel nicht nur digital, sondern auch physisch miteinander vernetzt werden. Dies fördern Bund, Kantone, Städte und Gemeinden im Rahmen des «Programms Verkehrsdrehscheiben». Eine bessere Vernetzung schafft die Voraussetzung dafür, dass immer mehr Menschen bereit sind, auf das eigene Auto zu verzichten.
- Carpool Lanes für Ride Sharing schaffen (Fahrspuren nur für Autos mit mehreren Personen)
- Car Sharing (Teilen eines Autos vor Ort, z. B. für ÖV-Anreisende) und Ride Sharing (Anreise von Autos mit mehreren Personen) in Tourismusorten bevorzugt behandeln
- Ride Sharing beim Parkieren beim Arbeitgeber bevorzugt behandeln, Fahrgemeinschaften fördern
- Eine Mobilitätsdateninfrastruktur für ein effizientes und umweltfreundliches Mobilitätssystem aufbauen
- Digitalisierung, Bereitstellung und Austausch von mobilitätsrelevanten Daten – insbesondere für den Ersatz des MIV durch Langsamverkehr, Sharing, Taxi
- Pilotprojekte zur mulitmodalen Mobilität durch die Städte, Gemeinden und Kantone fördern
- Gesetzliche Rahmenbedingungen / Bundesstrategien
- Verkehrs- und Raumplanung / Infrastrukturen
- Ökonomische und steuerliche Anreize
- Förderprogramme
- Vorbildrolle öffentliche Hand
- Transparenz / Produkteinformation
- Zusammenarbeit / Dialog
- Ausbildung / Sensibilisierung
- Innovation / Forschung / Pilotprojekte
- Neue Geschäftsmodelle
Erneuerbare Energien und bestmögliche Technologien einsetzen
Umweltbelastungen sollen primär direkt an der Quelle vermindert werden:
- Beim Strassenverkehrslärm gelingt dies beispielsweise durch lärmarme Strassenbeläge, leise Reifen und Temporeduktionen.
- Massnahmen und Vorschriften zu Abgasen und Treibstoffqualität wiederum senken den Ausstoss von Schadstoffen.
Um das Klimaziel von Netto-Null-Treibhausgasemissionen bis 2050 zu erreichen, ist die Abkehr von fossilen Treibstoffen nötig. Ein wichtiger Lösungspfad ist hierbei die Elektromobilität. Diese umfasst batterieelektrisch betriebene Fahrzeuge und Brennstoffzellenfahrzeuge.
Ergänzend können auch synthetische Treibstoffe eine Rolle spielen. Dabei ist es für eine möglichst klimafreundliche Fahrt mit diesen Fahrzeugen jedoch wichtig, dass auch die Energie zum Laden der Batterien und zur Herstellung der alternativen Treibstoffe sowie der Fahrzeuge selbst aus erneuerbaren Quellen stammt.
Zudem ist das Recycling und die Wiederverwertung von Elektroauto-Batterien weiterzuentwickeln.
Doch nicht nur der Strassen-, sondern auch der Luftverkehr stösst grosse Mengen an Treibhausgasen aus. Langstreckenflüge über 1500 km machen rund 80 % der Emissionen aus. Innerhalb Europas sollten Reisen zur Schonung des Klimas möglichst mit der Bahn zurückgelegt werden. Noch besser ist es aber, bei Freizeitreisen insgesamt die Reisedistanzen zu reduzieren und Geschäftsreisen vermehrt durch Videokonferenzen zu ersetzen. Zudem kann die Förderung von synthetischen Flugtreibstoffen einen Beitrag zur Emissionsreduktion leisten.
- CO2-Zielwerte für Neufahrzeuge im Einklang mit der EU verschärfen
- Abgasvorschriften (EURO-Normen)
- CO2-Kompensationspflicht für Treibstoff-Importeure weiterführen
- Beimischquote von erneuerbaren Flugtreibstoffen im Einklang mit der EU umsetzen
- Lärmarme Reifen verwenden und lärmarme Strassenbeläge einbauen
- Ladeinfrastruktur Elektromobilität fördern
- Umweltwirksame Finanzierungsmodelle für Verkehrsinfrastruktur entwickeln
- Erneuerbare synthetische Flugtreibstoffe fördern
- Busse und Schiffe mit Elektro- und H2-Antrieb im öffentlichen Verkehr fördern
- Monitoring Klima- und Umweltwirkung erneuerbarer Energien & Rebound-Effekte neuer Technologien
- Downsizing von Fahrzeugen voranbringen
- Einsatz erneuerbarer Energien fördern
- Weiterentwicklung umweltfreundlicher Antriebstechnologien fördern
- Massnahmen zur Reduktion des Brems-, Strassen- und Reifenabriebs entwickeln
- Gesetzliche Rahmenbedingungen / Bundesstrategien
- Verkehrs- und Raumplanung / Infrastrukturen
- Ökonomische und steuerliche Anreize
- Förderprogramme
- Vorbildrolle öffentliche Hand
- Transparenz / Produkteinformation
- Zusammenarbeit / Dialog
- Ausbildung / Sensibilisierung
- Innovation / Forschung / Pilotprojekte
- Neue Geschäftsmodelle
Umwelt Schweiz 2022
Bericht des Bundesrats. 2022
Weiterführende Informationen
Letzte Änderung 16.12.2022