Chemieabfälle anstelle von Bauschutt
Zwischen 1823 bis anfangs der 1970er-Jahre war im Kölliker Gebiet «Teuftal» Lehm für die Ziegeleiproduktion abgebaut worden. Die dabei entstandene Grube bot sich als Deponie auch für Sondermüll an, da der lehmige Untergrund als dicht galt, sodass nach damaligem Kenntnisstand eine Gefährdung des Grundwassers durch Schadstoffe ausgeschlossen wurde. Nach der Stilllegung der Deponie im Jahr 1985 stellte sich heraus, dass sie Schadstoffe wie Aniline und Chlorbenzole in den Untergrund und ins Grundwasser freigab. Als erste Gegenmassnahme wurde das in die Deponie fliessende Hangwasser gefasst, das aus der Deponie sickernde belastete Wasser abgepumpt und gereinigt sowie das austretende Gas abgefackelt.
Die eigentliche Sanierung begann 2005 mit dem Bau der gewaltigen Rückbauhalle und den erforderlichen Anlagen für Aushub und Abtransport des kontaminierten Materials: 105'000 Tonnen Deponieabdeckung, 514'000 Tonnen eigentliches Deponiematerial und 45'400 Tonnen verunreinigter Fels wurden ausgehoben, wovon der grösste Teil in Verbrennungsanlagen für Sonderabfälle im Ausland entsorgt wurde. Anfang 2016 konnte der offizielle Abschluss der Aushubarbeiten verkündet werden, deren Kosten sich auf rund 664 Mio. Franken belaufen werden. Die Grube wurde mit ausgebrochenem Gestein des zwischen Aarau und Olten neu gebauten Eppenbergtunnels aufgefüllt. Die Rückbauhalle wurde bis Mitte 2019 zerlegt und entfernt. Für die Nachsorge ab 2020 wird noch mit Kosten von etwa 25 Mio. Franken gerechnet; sie umfasst nebst der Überwachung der Deponie auch den Weiterbetrieb der Entwässerungs- und Abwasserbehandlungsanlage, sowie im 2020 realisierte Grosslochbohrungen um den stärksten tiefliegenden verunreinigten Fels zu entfernen.
Das BAFU beteiligt sich an den Kosten
Zwar werden Gelder aus dem VASA-Fonds nur für Deponien von Siedlungsabfällen gesprochen. Doch weil rund 60 Prozent des in der Sondermülldeponie Kölliken gelagerten Mülls dem Siedlungsabfall ähneln (insbesondere Kehrichtschlacke, Flugaschen und Baustellenabfälle) und gemäss der damaligen Gesetzgebung auch in einer Siedlungsabfalldeponie hätten entsorgt werden dürfen, beteiligt sich der Bund mit einem Beitrag von gut 24 Prozent der anrechenbaren Kosten – mithin etwa 194 Mio. Franken – aus dem VASA-Fonds an der Sanierung.
Die Sanierungen der beiden Sondermülldeponien Kölliken und Bonfol sind die Leuchtturmprojekte der Schweizer Altlastenbewältigung. Im Zug dieser kostenintensiven und langwierigen Arbeiten wurde viel technisches Know-How gewonnen, das künftigen – wenngleich auch kleineren – Sanierungen zugutekommen wird.