05.06.2015 - Hydrologischer Spezialbericht des Bundesamtes für Umwelt BAFU vom 26.5.2015 Aussergewöhnlich intensive Niederschläge haben am Wochenende des 2./3. Mai sowie an den darauffolgenden Tagen die Gewässer der Alpennordseite und der Westschweiz sehr stark ansteigen lassen. Die Arve bei Genf führte Abflussmengen, wie sie seit Messbeginn 1935 noch nie beobachtet worden waren. Auch der Neuenburgersee erreichte einen neuen Höchststand. Hinweis: Alle erwähnten Messdaten sind provisorisch.
Aussergewöhnlich intensive Niederschläge hatten am Wochenende des 2./3. Mai sowie an den darauffolgenden Tagen die Gewässer der Alpennordseite und der Westschweiz sehr stark ansteigen lassen. Die meteorologische und klimatologische Einschätzung des Starkniederschlags durch MeteoSchweiz zeigt, dass starke west- bis südwestliche Höhenwinde sehr feuchte und zunehmend auch milde Luft subtropischen Ursprungs zum Alpenraum geführt hatten. Die Front blieb lange Zeit beinahe stationär über der Schweiz liegen. Das führte zu anhaltenden und teils ergiebigen Niederschlägen. Die gemessenen Niederschlagsmengen blieben während der gesamten sechstägigen Niederschlagsperiode hoch.
Mehr Niederschlag als sonst im ganzen Mai
In der Westschweiz und im Unterwallis fielen 90 bis 140 Prozent einer üblichen Mai-Summe von 60 bis 155 mm Niederschlag. Am westlichen und zentralen Alpennordhang waren es 70 bis 130 Prozent von 120 bis 170 mm Niederschlag.
Starke Anstiege der Gewässer
Die intensiven Regenfälle haben die Flüsse und Seen in den betroffenen Gebieten rasch und stark ansteigen lassen. Am Samstagvormittag, 2. Mai 2015 erreichten viele kleinere Gewässer Höchststände, wie sie schon lange nicht mehr oder gar in den letzten Jahrzehnten noch nie gemessen worden waren. Da auch in den nachfolgenden Tagen immer wieder Regen fiel, stiegen auch grössere Gewässer wie die Aare, der Rhein, der Thunersee oder die Jurarandseen weiter an und erreichten ebenfalls sehr hohe Wasserstände und Abflüsse. Die Pegel einiger Gewässer erreichten die Gefahrenstufe 4 (grosse Hochwassergefahr).
Der Rhein führte zeitweise so viel Wasser, dass die Schifffahrt eingestellt werden musste. Durch die vorausschauende Regulierung der Seen konnten in der Aare grössere Abflussspitzen und Hochwasserschäden vermieden werden. Mancherorts kam es aber lokal zu kritischen Situationen. An einigen Orten kam es wegen der durchnässten Böden zu Rutschungen.
Neue Rekorde an Arve und Neuenburgersee
Die Arve bei Genf führte Abflussmengen, wie sie seit Messbeginn 1935 noch nie beobachtet worden waren. Sie verzeichnete am 2. Mai ein über 100-jährliches Hochwasser (>HQ100). Auch am Neuenburgersee bei Neuenburg wurde am 7. Mai ein neuer Höchststand aufgezeichnet: Mit einem Wasserstand von 430.45 m ü.M. übertrag er das bisherige Maximum aus dem August 2007 von 430.27 m ü.M. um 18 cm.
Neue Höchstwerte für den Monat Mai wurden zum Beispiel beobachtet an der Broye, an der Aare bei Murgenthal, an der Birse bei Moutier, an der Gürbe bei Belp, an der Venoge bei Ecublens, an der Veveyse bei Vevey (30-jährliches Hochwasser) sowie an Bieler-, Murten- und Genfersee und anderen Gewässern.
Detaillierte Angaben zu den höchsten Messwerten und den maximal erreichten Gefahrenstufen sind der untenstehenden Zusammenstellung zu entnehmen.
Normalisierung der Wasserstände
Nachdem die Niederschläge nachgelassen hatten, sind die Pegel und Abflüsse der meisten Flüsse und Seen gesunken. Hoch blieben weiterhin die Seen im Berner Oberland, die Jurarandseen sowie die Aare unterhalb des Thuner- und Bielersees. Dank der darauffolgenden günstigen Witterung hat sich die Hochwasserlage aber auch an diesen Gewässern in der zweiten Maihälfte normalisiert.
Aktuelle Daten im Internet
Das BAFU beobachtet und misst die Wasserstände an Schweizer Fliessgewässern und Seen sowie diejenigen des Grundwassers. Die Daten sowie das Naturgefahrenbulletin und das hydrologische Bulletin werden laufend aktualisiert und im Internet publiziert.
Weiterführende Informationen
Letzte Änderung 05.06.2015