Newsletter Aktionsplan Biodiversität Nr. 2, 11. Juli 2013

Editorial von Sarah Pearson

Liebe Leserin, lieber Leser

Das letzte halbe Jahr des Aktionsplans Strategie Biodiversität Schweiz (AP SBS) stand ganz im Zeichen einer breiten fachlichen Mitwirkung. Rund 650 Fachleute aus 250 Organisationen nahmen an den zwei Dutzend Workshops teil und diskutierten Vorschläge und Ideen, wie die Biodiversität in der Schweiz langfristig gesichert und gefördert werden kann. Für Ihr Engagement im Rahmen dieses partizipativen Prozesses bedanke ich mich ganz herzlich.

Der technische Teil der Mitwirkung ist seit Ende Juni abgeschlossen. Das Resultat aus diesem Prozess kann sich sehen lassen: In den Workshops entstanden 320 Vorschläge. Daraus formulierten die Handlungsfeld-LeiterInnen einen Katalog von rund 180 Massnahmen, welche die Erreichung der zehn strategischen Ziele sicherstellen sollen. In einem nächsten Schritt werden diese nun wo nötig weiterentwickelt und konkretisiert sowie auf Überschneidungen geprüft, wie es etwa in den Bereichen ökologische Infrastruktur, Raumplanung, finanzielle Anreize, Bildung und Beratung der Fall sein kann.

Anschliessend werden sie mit anderen Massnahmen und Handlungsfeldern abgestimmt. Auch werden sie nach verschiedenen Kriterien beurteilt. Dazu gehören unter anderem der Beitrag zur Zielerreichung, die zeitliche Realisierbarkeit, die Akzeptanz und Unterstützung durch die Akteure sowie die Konsequenzen, was den Mittelbedarf oder die Änderung auf Gesetzesebene angeht.

An zwei Sitzungen im Juni holte das BAFU die Meinungen der beiden Strategischen Begleitgruppen (Bund beziehungsweise Politik und Organisationen) zu spezifischen Themen aus den Aktionsbereichen II «Förderung der Biodiversität» IV «Generierung und Verteilung von Wissen» und V «Internationales Engagement» ab. Die Aktionsbereiche I «Nachhaltige Nutzung der Biodiversität» und III «Ökonomische Werte» werden an je einer Sitzung im September behandelt werden.

Die bisherigen Gespräche mit den Strategischen Begleitgruppen haben uns gezeigt, dass Biodiversität ein komplexes Thema ist, das zahlreiche gesellschaftliche Herausforderungen birgt. Gleichzeitig haben die in den Strategischen Begleitgruppen vertretenen Stakeholder deutlich gemacht, dass sie stark daran interessiert sind, inhaltlich zu diskutieren und Lösungen im Rahmen des AP SBS mitzutragen. Das kritische Wohlwollen, das gegenüber dem AP SBS signalisiert wurde, ermutigt das BAFU, jetzt die Feinarbeit des Aktionsplans anzugehen.

Freundliche Grüsse

Sarah Pearson, Leiterin Aktionsplan Strategie Biodiversität Schweiz, BAFU

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Stimmen aus den Handlungsfeldern

650 Personen sind in den Workshops im Rahmen des Mitwirkungsprozesses engagiert. Stellvertretend für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichten drei davon über ihre Erfahrungen.

Reto Camenzind, Bundesamt für Raumentwicklung ARE, Sektion Siedlung und Landschaft, HF I.8

Reto Camenzind ARE

«Anfänglich war ich skeptisch, aber im Rückblick finde ich das breite Mitwirkungsverfahren sehr wertvoll. Es hat zu neuen Denkanstössen geführt. Der AP SBS muss in breiten Kreisen zu einem Umdenken mit der Biodiversität führen und dafür braucht es eine fokussierte Strategie.

Es sind wenige Massnahmen notwendig, die gut vernetzt und wirkungsvoll sind. Es müssen vor allem «mentale» Barrieren überwunden werden:  Naturschutzgebiete ohne ökologisches Netzwerk sind langfristig bedroht. Es braucht eine bessere Koordination der bestehenden Instrumente auf allen Ebenen, Bund, Kanton und Gemeinde.

Biodiversität muss aber auch wieder Teil unserer Lebenserfahrung werden. Wer die Natur nicht erleben kann, der setzt sich auch nicht für sie ein.  Deshalb ist es so wichtig, dass die Natur zurück in die Siedlung kommt.»

Gabriella Silvestri, Bundesamt für Umwelt BAFU, Sektion Arten, Lebensräume, Vernetzung, Aktionsplan Strategie Biodiversität Schweiz, HF II.6

Gabriella Silvestri

«Die Diskussionen haben allen Teilnehmenden die vielfältigen positiven Auswirkungen eines guten Zustands der Biodiversität eindrücklich aufgezeigt - gerade auch für das menschliche Wohlbefinden. Da drei Viertel der Schweizer Bevölkerung in Städten und Agglomerationen lebt, spielen Biodiversität und Naturerlebnis im Siedlungsraum eine entscheidende Rolle für unsere Lebensqualität.

Dementsprechend wichtig ist eine umfassende Sensibilisierung - nicht nur punkto Biodiversität, sondern auch für die Vielfalt der Ansprüche an diese zentrale natürliche Ressource. Es ist ein grosser Erfolg, dass an den Workshops vom Familiengartenverband über den Hauseigentümerverband bis hin zu Naturschutzfachstellen und Landschaftsarchitekten rund 35 Organisationen einen konstruktiven Dialog über Massnahmen zur Erhaltung und Förderung der Biodiversität im Siedlungsraum pflegten.

Dies wird uns helfen, vermehrt Synergien zu erkennen und zu nutzen. Allerdings wurde auch klar, dass es zur Umsetzung personelle Ressourcen und finanzielle Mittel braucht. Der AP SBS kann dafür die geeigneten Rahmenbedingungen schaffen.»

Andreas Hauser, Bundesamt für Umwelt, Sektion Ökonomie, HF III.1

«Einen partizipativen Prozess von dieser Breite zu einem so frühen Zeitpunkt durchzuführen, war natürlich ein Wagnis. Doch in jenen Workshops, die ich erlebt habe, waren die Diskussionen sehr offen und engagiert. Die Stakeholder hatten sich denn auch sorgfältig vorbereitet. Das mag damit zu tun haben, dass zum Beispiel beim Thema «finanzielle Anreize optimieren» die Erwartungen teilweise hoch sind.

Nun sollte es unser Anspruch sein, zu einem Point of no Return zu gelangen. Dafür muss das Massnahmenpaket so weit reifen, dass es dank seiner Wirksamkeit und Ausgewogenheit breite Zustimmung findet. Biodiversität ist zentral für uns, als Lebensgrundlage, als Aspekt der Lebensqualität, aber auch als Produktionsfaktor für Landwirtschaft und Tourismus.»


 

Immer aktuell: www.bafu.admin.ch/ap-biodiversitaet

Die Erarbeitung des Aktionsplans Strategie Biodiversität Schweiz erfolgt als rollender Prozess. Ein besonderes Anliegen dieses Mitwirkungsverfahrens ist es, allen Beteiligten sowie externen Interessierten einen möglichst offenen und aktuellen Zugang zu den vorhandenen Informationen zu bieten.

Dafür steht die Plattform www.bafu.admin.ch/ap-biodiversitaet zur Verfügung. Hier finden Sie unter anderem die Beschreibung der Teilprozesse pro Handlungsfeld sowie die Fazite der Workshops. Damit können Sie sich auch über Ergebnisse in Handlungsfeldern orientieren, in die Sie nicht direkt involviert sind.


So gehts weiter

Die vorliegenden Massnahmen unterscheiden sich teilweise stark hinsichtlich Reifegrad, Konkretisierungsgrad und Abstimmung mit anderen Massnahmen aus anderen Handlungsfeldern. Als nächste Schritte werden die Massnahmen deshalb beurteilt, bearbeitet und für den Aktionsplan überarbeitet.

Zudem wird ein Bericht über den partizipativen Prozess erstellt, aus dem unter anderem hervorgeht, wie die einzelnen Massnahmen entwickelt wurden. Im September finden Sitzungen mit den Strategischen Begleitgruppen zu den Aktionsbereichen I und III, also zur «Nachhaltigen Nutzung der Biodiversität» und zu den «Ökonomischen Werten», statt.

An der Veranstaltung zur fachlich-technischen Mitwirkung in den Handlungsfeldern, die am 13. November 2013 in Bern stattfindet, wird dann über den Aktionsplan orientiert, ein Überblick über die vorgeschlagenen Massnahmen gegeben und über die Erfahrungen aus dem Mitwirkungsprozess berichtet.

Anfang Dezember finden nochmals Sitzungen mit den Strategischen Begleitgruppen statt. Anschliessend wird der AP SBS den Bundesämtern unterbreitet. Im Frühling 2014 soll der Aktionsplan dem Bundesrat vorgelegt werden. Dieser wird dann über das weitere Vorgehen entscheiden.


Für Ihre Agenda

Am Mittwoch, 13. November 2013, findet die Abschlussveranstaltung zum Aktionsplan Strategie Biodiversität Schweiz statt. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer am partizipativen Prozess sind zu diesem Anlass herzlich eingeladen. Eine persönliche Einladung mit Programm und Anmeldemöglichkeit wird frühzeitig zugestellt.

Kontakt
Letzte Änderung 11.07.2013

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