Klimaverträglich sind Investitionen und Finanzierungen, wenn sie mit dem international vereinbarten Klimaziel, die globale Erwärmung deutlich unter 2 Grad Celsius zu halten, übereinstimmen. Die Umsetzung dieses Ziels soll vorerst vor allem durch freiwillige Massnahmen der Finanzbranche erreicht werden. Die Wirkung der freiwilligen Anstrengungen auf das Klima erfasst der Bund periodisch.
Nach 2017 und 2020 haben das BAFU und das Staatssekretariat für Internationale Finanzfragen SIF im 2022 einen dritten, umfassenden Test initiiert, mit dem Finanzportfolien auf ihre Klimaverträglichkeit analysiert werden. Dieser Test wurde unter dem Titel PACTA 2022 (Paris Agreement Capital Transition Assessment) durchgeführt. Alle Schweizer Banken, Vermögensverwaltenden, Pensionskassen und Versicherungen konnten freiwillig und anonym ihre Portfolien testen lassen. Der Pensionskassenverband ASIP, der Versicherungsverband SVV, die Bankiervereinigung SBVg, der Verband Asset Management Association Switzerland AMAS sowie die Konferenz für Anlagestiftungen KGAST unterstützen die Klimaverträglichkeitstests. Der nächste Klimatest für den Schweizer Finanzmarkt wird 2024 durchgeführt.
Im Jahr 2022 nahmen 133 Finanzinstitute freiwillig am PACTA-Klimatest teil. Banken, Vermögensverwaltenden und Versicherungen beteiligten sich ähnlich viele wie in der letzten Testrunde. Pensionskassen machten im Vergleich zu 2020 deutlich weniger mit. Mehr als zwei Drittel beteiligten sich zudem an der qualitativen Umfrage, bei der klimarelevante Massnahmen erfasst werden. Aus allen Branchen nahmen Finanzinstitute unterschiedlicher Grössen teil. Die Ergebnisse sind aussagekräftig und auf Ebene des gesamten Finanzmarkts mit den Testergebnissen von 2017 und 2020 vergleichbar.
Die PACTA Klimatests werden international koordiniert. Mit der dritten Durchführung der umfassenden Fortschrittsmessung wird die Schweiz Vorreiterin in diesem Bereich.
Wie klimaverträglich investiert der Schweizer Finanzmarkt?
In allen vier Finanzbranchen und sämtlichen getesteten Anlageklassen gibt es gute Beispiele, die bereits höher zielen – «aiming higher», wie der Titel des Berichts besagt – auf eine tatsächliche Klimawirkung in der Realwirtschaft. Dies zeigt, dass der Finanzmarkt eine wichtige Rolle spielen kann bei der Beschleunigung der Klimatransition.
Bis der Schweizer Finanzmarkt jedoch insgesamt klimaverträglich handelt, braucht es nun zeitnah grössere Anstrengungen. Beispielsweise hat die Exposition gegenüber fossilen Brennstoffen (Kohle, Öl, Gas) in allen Finanzbranchen deutlich abgenommen und ist im internationalen Vergleich nun eher tief. Jedoch planen die Firmen, die insbesondere in den Aktienportfolien gehalten werden, ihre Förderkapazitäten weiter auszubauen, anstatt wie für das Klimaziel notwendig, zurückzufahren. Gezielte und koordinierte Druckmassnahmen von mehr Schweizer Finanzinstituten auf diese Firmen könnten beitragen, deren Transitionspläne anzupassen.
Erfreulicherweise ist der Anteil erneuerbarer Heizsysteme bei Gebäuden, die von institutionellen Anbietern gehalten werden, von 25 Prozent im Jahr 2020 auf 30 Prozent in 2022 angestiegen. Wird der Absenkpfad für den Schweizer Gebäudepark aus der Langfristigen Klimastrategie der Schweiz (siehe Link am Ende des Abschnitts) hinterlegt (blaue Linien), liegen die getesteten Portfolien heute leicht darunter. Bereits bis 2030 sind erhebliche Anstrengungen nötig, sowohl für Banken, Pensionskassen, Vermögensverwalter und Versicherungen. Bei den meisten Finanzinstituten fehlen ausreichende Sanierungspläne für die Gebäude, die alle in 30 Jahren ohne fossile Heizungen auskommen sollten.

Knapp 40 Prozent der Hypothekargebenden geben schon an, mit unterschiedlichsten Massnahmen bei ihren Kundinnen und Kunden Anreize für energetische Sanierungen zu setzen. Welche dieser Massnahmen überzeugender sind als andere bleibt aber noch unklar. Ein Standard, was als energieeffiziente Hypothek gilt, könnte dazu Klarheit schaffen.
Den Ergebnisbericht mit den anonymisierten Metadaten in Englisch sowie die Zusammenfassung in Deutsch, Französisch oder Englisch finden Sie hier:
Die PACTA-Methode
Die Tests wurden mit der PACTA-Methode (Paris Agreement Capital Transition Assessment) durchgeführt. Sie ermöglicht eine standardisierte Analyse für globale Aktien, Unternehmensanleihen und Kreditportfolien. Die dahinterliegende Datenbasis erfasst rund eine 250’000 industrieller Anlagen weltweit. Auf der folgenden Internetseite finden Sie mehr Informationen zum PACTA-Modell, das von der unabhängigen, internationalen und gemeinnützigen Organisation Rocky Mountain Institute RMI durchgeführt und von zahlreichen Finanzinstituten und Staaten angewandt wird. Es steht quelloffen (open source) im Markt zur Verfügung:
www.transitionmonitor.com/pacta-ch-2022
Die Schweiz bietet ihren Finanzinstituten zusätzlich einen-Test an, der, die Schweizer Immobilien- und Hypothekenportfolien mit dem Klimaziel für den inländischen Gebäudepark vergleichen. Das PACTA-Immobilienmodell, das im Auftrag des BAFU entwickelt und für den Klimatest 2022 weiterentwickelt wurde, steht auf Anfrage ebenfalls unlizenziert zur Verfügung. Mit der Analyse all dieser klimarelevanten Sektoren können 70 bis 90 Prozent der über die Kapitalmärkte indirekt verbundenen Emissionen erfasst werden.
Letzte Änderung 24.11.2022