Forschung und Weiterbildung

Die Schweiz hat eine lange Tradition in der Grundlagenforschung sowie in der praxis- und umsetzungsorientierten Forschung zur Gefahrenprävention und es gibt eine bedeutende Anzahl von Forschungsinstitutionen, die in diesem Bereich tätig sind. Die Erkenntnisse aus diesen Forschungsaktivitäten werden den Umgang mit Naturgefahren und Naturereignissen unter Berücksichtigung von Umweltaspekten, dem Klimawandel und der Siedlungsentwicklung weiter verbessern. Das Forschungskonzept Umwelt für die Jahre 2021–2024 beschreibt die Umsetzung der Umweltpolitik in 18 Forschungsbereichen und damit die prioritären Forschungsfelder aus Sicht des Bundesamts für Umwelt in naher und ferner Zukunft. Nachfolgend sind die prioritären Forschungsthemen des BAFU in der Gefahrenprävention für die Jahre 2021 - 2024 aufgeführt.

Bergsturz im Dorf Bondo (GR), 12. September 2017
Bergsturz im Dorf Bondo (GR), 12. September 2017
© Keystone, G. Ehrenzeller

Prioritäre Forschungsthemen 2021–2024 (gravitative Naturgefahren)

1. Gefahren und Risiken umfassend kennen

1.1. Erarbeitung von fehlenden Grundlagenkenntnissen (z.B. Seitenerosion bei Gewässern, Hangmuren, Steinschlag, Gleitschneelawinen, Impulswellen in Seen (Tsunami), Interaktionen mit dem Klimawandel).

1.2. Methoden zur Erfassung von Gefahrenprozessen, indirekten Schäden, Feststoff- und Schwemmholztransport sowie zur Abschätzung künftiger Naturgefahren und Extremereignisse als Folge des Klimawandels. Ein gutes Beispiel für dieses Thema ist das kürzlich abgeschlossene Forschungsprojekt WoodFlow - WSL, welches wissenschaftliche Grundlagen für die Bewältigung aktueller Herausforderungen beim Schwemmholz-Management an Fliessgewässern liefert und der Praxis geeignete Hilfsmittel zur Verfügung stellt.

1.3. Entwicklung einer Methodik für Risikoübersichten auf unterschiedlichen räumlichen Skalen.

1.4. Untersuchung des Einflusses des Klimawandels auf die Risikolandschaft in der Schweiz sowie Analyse von Kombination und Ketten von verschiedenen Prozessen mit unerwarteten Folgen.

1.5. Erarbeitung von Grundlagen zur Quantifizierung der Verletzbarkeit und Risiken für Infrastruktursysteme bei Erdbeben und gravitativen Naturgefahren.
 

Murgang Chamoson 2018
Murgang im Dorf Chamoson (VS), 2018
© Keystone, M. Schmid

2. Ereignisse frühzeitig erkennen

2.1. Untersuchung der Niederschlagsschwellenwerte und vertiefte Analyse der Disposition zu Hangprozessen. Das BAFU entwickelt zurzeit ein Warnsystem für Hangrutschungen und Hangmuren. Diese Dispositionswarnungen geben auf verschiedenen Warnstufen Hinweise auf die Gebiete und die Wahrscheinlichkeit, dass Hänge aufgrund der aktuellen Wassersättigung instabil werden. Auch die Überwachung von Hangrutschungsgebieten wird intensiviert. Mit der InSAR-Methode (satellitengestützte Radarinterferometrie) ist es möglich, Massenbewegungen im Alpenraum zu überwachen und neue Bewegungen zu erkennen.

2.2. Verbesserung der Extremwertstatistiken

2.3. Verbesserung der Vorhersage und Früherkennung von Naturgefahren
 

Stieregg Rutschung
Rutschung Stieregg, Grindelwald 2005
© Geotest Hans Rudolf Keusen

3. Massnahmen ganzheitlich und überlastbar planen

3.1. Entwicklung von Methoden zur Evaluation von Handlungsoptionen im integralen Risikomanagement.

3.2. Entwicklung von neuen Instrumenten für eine risikobasierte Raumnutzung und deren praktische Umsetzung in der Raumplanung.

3.3. Analyse ökologischer Aspekte bei der Realisierung von Schutzmassnahmen; Wald-Wild-Problematik in Bezug auf die Schutzfunktion des Waldes. Das neue Forschungsprogramm Wasserbau & Ökologie Rivermanagement: Forschungsprogramm Wasserbau & Ökologie ist ein gutes Beispiel für dieses Thema. Es zielt darauf ab, wissenschaftliche Grundlagen und praxisorientierte Lösungen für den Umgang mit Fliessgewässern (Hochwasserschutz und Renaturierung von Gewässern) zu erarbeiten und umsetzungsgerecht aufzuarbeiten.

3.4. Entwicklung von Methoden zur Beurteilung bestehender Schutzbauten und von robusten Schutzsystemen, Erarbeitung von Modellen für dynamische Einwirkungen.
 

4. Risikodialog und gesellschaftliche Auswirkungen

4.1. Untersuchung der sozialwissenschaftlichen Komponente in der Risikowahrnehmung und -kommunikation, Erforschung der Akzeptanz von Massnahmen.

4.2. Kosten-Nutzen-Analyse von Massnahmen im integralen Risikomanagement und Entwicklung von Methoden zur Quantifizierung der indirekten, volkswirtschaftlichen Schäden nach Erdbeben und gravitativen Naturgefahren.

4.3. Integration von organisatorischen und menschlichen Faktoren in die Risikoermittlung und -beurteilung.

Weiterbildung

Eine wichtige Rolle bei der Weiterbildung von Fachleuten im Umgang mit Naturgefahren nehmen die Fachleute Naturgefahren (FAN) und die Kommission für Hochwasserschutz (KOHS) des Schweizerischen Wasserwirtschaftsverbands ein. Sie bieten regelmässig Tagungen und Weiterbildungskurse zu aktuellen Fachthemen an.

Das BAFU unterstützt in Zusammenarbeit mit Bildungsverantwortlichen von Berufsverbänden und Bildungsinstitutionen die Entwicklung und Umsetzung von Bildungsangeboten.

Weiterbildung (admin.ch)

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Letzte Änderung 21.06.2023

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