Marktteilnehmer setzen gemeinsam Reduktion des Torfverbrauches um

Wettbewerbsbeitrag "Schaufel im Boden" von Lubomira Veselovska aus Brugg aufgenommen am Sonntag (20.09.15) in Windisch
© BAFU

Der Abbau von Torf verursacht Umweltschäden bezüglich Klima und Biodiversität. In der Schweiz sind die Moore seit 1987 geschützt, und es darf kein Torf mehr abgebaut werden. Jährlich werden aber geschätzt über 500‘000 m3 Torf importiert. Um auch im Ausland Umweltschäden zu vermindern, hatte der Bundesrat 2012 das Torfausstiegskonzept verabschiedet. Darin ist vorgesehen, dass in einer ersten Phase die Branchen mit freiwilligen Massnahmen aktiv werden.


Zusammenarbeit mit Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft

Wichtigste Erfolgsfaktoren für eine kontinuierliche Reduktion des Torfverbrauches in der Schweiz sind gutes Grundlagenwissen der systemischen Zusammenhänge in den Versorgungsketten, die Zusammenarbeit mit den relevanten Marktteilnehmern und die Verfügbarkeit von praxistauglichen Torfsubstituten.

Das BAFU setzt sich zusammen mit engagierten Akteuren für eine etappenweise und kontinuierliche Reduktion des Torfverbrauches ein. Mithilfe einer Datenerhebung wurden die diversen Anwendungsbereiche und die involvierten Volumen des Torfverbrauches ermittelt. Das BAFU fördert die Verfügbarkeit praxistauglicher Torfsubstitute, indem es Forschungsprojekte in diesem Bereich finanziell unterstützt.


Absichtserklärungen 

Absichtserklärung im Bereich Gemüse und Kräuter

Im Juni 2022 ist die Absichtserklärung zur Torfreduktion bei der Herstellung von und beim Handel mit Gemüse und Küchenkräuter sowie deren Jungpflanzen unterschrieben worden. Unterzeichnet haben im Namen ihrer Mitglieder die Verbände Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP), Bio Suisse und IG Hanf, inländische und ausländische Hersteller von Anzuchtsubstraten, Jungpflanzen und Küchenkräutern sowie Vertreter des Handels und der Bund. Die Produzenten von Jungpflanzen brauchen aufgrund der Verwendung von Erdpresstöpfen noch relativ viel Torf. Ziel ist unter anderem, zusammen die Torfmenge im Anzuchtsubstrat von Gemüse- bzw. Kräuterjungpflanzen bis 2028 auf maximal 40% Torf zu reduzieren.

 

Möchten auch Sie als Produzentin oder Produzent oder als Anbieter dazu beitragen, dass weniger Torf eingesetzt wird? Sind Sie interessiert die Absichtserklärung ebenfalls zu unterzeichnen? Dann melden Sie sich direkt bei uns (siehe Kontaktbox oben rechts).

Absichtserklärung im Bereich Garten- und Landschaftsbau

Der Unternehmerverband JardinSuisse, die Schweizerische Fachvereinigung Gebäudebegrünung (SFG), die Vereinigung Schweizerischer Stadtgärtnereien und Gartenbauämtern (VSSG) sowie Substrathersteller und der Bund haben im Dezember 2021 eine Absichtserklärung zur schrittweisen Reduktion des Torfeinsatzes bis 2030 auf maximal 5% unterschrieben. Für die Kultursubstrate ist diese Reduktion problemlos möglich. Bei der Pflanzenproduktion ist der vollständige Ersatz der chemisch-physikalischen Eigenschaften von Torf anspruchsvoller. Trotzdem gibt es mittlerweile zahlreiche Gärtnereien welche schon heute mit weniger als 5% Torf arbeiten. Wichtig ist die Sensibilisierung und Information von Kunden.

Möchten auch Sie als Produzentin oder Produzent oder als Anbieter dazu beitragen, dass weniger Torf eingesetzt wird? Sind Sie interessiert die Absichtserklärung ebenfalls zu unterzeichnen? Dann melden Sie sich direkt bei uns (siehe Kontaktbox oben rechts).

Absichtserklärung im Bereich produzierender Gartenbau und Gartenhandel

Seit Sommer 2019 haben im Namen ihrer Mitglieder die Verbände JardinSuisse, florist.ch, IG Hanf Schweiz sowie die Vereinigung Schweizerischer Stadtgärtnereien und Gartenbauämter (VSSG), Vertreter des Detailhandels, Substrathersteller und der Bund eine Absichtserklärung zur Torfreduktion im produzierenden Gartenbau und Gartenhandel unterzeichnet. Der Fokus der Zusammenarbeit liegt insbesondere auf einer koordinierten Reduktion der Herstellung von Substraten für die Pflanzenproduktion mit Torf, einer Reduktion des Angebots und des Verbrauchs von Pflanzen mit Torf im produzierenden Gartenbau sowie auf dem Absatzmarkt des Detailhandels- und des gärtnerischen Fachhandels.

 

Absichtserklärung im Bereich Hobbygärtnerei

Im Sommer 2017 haben Vertreter des Detailhandels, Erden-Produzenten, der Unternehmerverband JardinSuisse und der Bund eine Absichtserklärung unterschrieben, um den Torfeinsatz in der Herstellung, im Angebot und im Verbrauch von Sackerden für Endverbraucher in der Schweiz zu reduzieren. 

Die Kooperation zwischen den Branchenakteuren und dem Bund hat bezüglich Torf in Sackerden sehr gut funktioniert. Die Sackerden, die von unterzeichnenden Unternehmen verkauft werden, enthielten im Jahr 2020 noch knapp 4 % Torf (vgl. Grafik im Faktenblatt). Der Marktanteil der Sackerden der Unterzeichnenden der Absichtserklärung betrug im Zieljahr 2020 rund 90 %. Der Torfanteil in den Sackerden konnte bereits zwischen 2016 und 2018 halbiert werden. Von 2018 bis 2020 hat eine weitere Halbierung auf rund 4 % Torfanteil stattgefunden. Trotz der starken Zunahme der verarbeiteten Menge an Erdsubstraten hat die absolute Torfmenge 2020 im Vergleich zu 2015 um knapp 23 000 m3 abgenommen. Dies entspricht jährlich einer Torfschicht von 1 m Höhe auf 3.2 Fussballfeldern.


Datenerhebung zum Torfimport und zur Torfverwendung in der Schweiz

Gemessen an der jährlich eingesetzten Torfmenge gilt gemäss der Datenerhebung von 2014 der Detailhandel (inkl. Baumärkte, Gartencenter, Möbelhäuser etc.) und damit der Hobbybereich als der relevanteste Anwendungsbereich von Torf in der Schweiz. So werden rund 171‘000 m3 (32%) des importierten Torfs in diesem Bereich eingesetzt. Ebenfalls sehr bedeutend sind der professionelle Gemüsebau (147‘000 m3; 28%) und der professionelle Zierpflanzenbau (87‘000 m3; 17%).


Forschung und Beratung

Zur Umsetzung des Torfausstiegskonzeptes des Bundesrates unterstützt das BAFU die Grüne Branche mit unterschiedlichen Forschungs- und Beratungsprojekten.

Überprüfung und Anpassung der Richtwerte «Flugschrift 113»

Die Nährstoff- und Substratanalyse ist ein unentbehrliches Hilfsmittel bei der Beratung der Gärtner und zur Qualitätsüberwachung bei der Substratherstellung. Torffreie Substrate sind in der Regel ein guter Nährboden für Mikroorganismen. In torffreien Substraten sind die Interaktionen zwischen Substratzusammensetzung und Mikroorganismen für die Nährstoffnachlieferung viel bedeutender als bei Substraten mit Torf. Das muss für die Beurteilung der Substrate und für die Düngung berücksichtigt werden. Dazu fehlen aber noch Richtlinien, da die im Jahre 1993 verfasste Flugschrift 113 und die darin ausgewiesenen Richtwerte für Nährstoffe in Erden auf Torfsubstrate abgestimmt sind. JardinSuisse hat zusammen mit Agroscope und RICOTER Erdaufbereitung AG in einem Projekt neue Richtwerte für die Parameter pH, Salzgehalt und verschiedene Nährstoffe im Wasser- und NH4-Extrakt für torfreduzierte und torffreie Substrate definiert.

Umstellung auf torfreduzierte und torffreie Substrate im Bereich produzierender Gartenbau 

Um die Umsetzung in der Praxis im Zierpflanzenbau zu fördern, wurde ein dreijähriges Pilotprojekt zur Unterstützung der Einführung von torfreduzierten (≤ 40% Torf) und torffreien Substraten bei der Aufzucht von Zierpflanzen in zehn herkömmlichen und biologischen Erwerbsgärtnereien unter fachlicher Begleitung von JardinSuisse und des Forschungsinstituts für biologischen Landbau FiBL durchgeführt.

In einem anschliessenden dreijährigen Projekt für die gesamte Branche konnten die Betriebe von einem Beratungspaket profitieren. Im Abschlussbericht werden die mittels Umfragen und Kulturanalysen gesammelten Erkenntnisse von 42 Zierpflanzen- und Staudenproduktionsbetriebe sowie Baumschulen dokumentiert.

Versuche zur Praxiseinführung von torfreduzierten und torffreien Substraten im Bereich Gemüse und Kräuter

Die ZHAW hat zusammen mit Partnern und mit Unterstützung des Bundesamtes für Landwirtschaft die Möglichkeiten der Torfreduktion bei Erdpresstöpfen im Gemüsebau und dem Anbau von Topfkräutern untersucht. Im Projektbericht werden die Resultate der Anbauversuche mit neuentwickelten torfreduzierten Bio-Anzuchtsubstraten für den produzierenden Gemüsebau zusammengefasst. Durchgeführt wurden Versuche mit Erdpresstöpfen (verschiedene Gemüse) und mit Topfkräutern. Erdpresstöpfe können auch mit nur 40% Torfanteil gepresst werden und Topfkräuter können sogar torffrei produziert werden.

Ökobilanz-Studie: Torf und Torfersatzprodukte im Vergleich

Die Forschungsgruppe Ökobilanzierung der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW hat die Ökobilanz von 10 Substratkomponenten (u.a. Torf) und 7 Substratmischungen verglichen. Bei dieser Studie wurden neben den Umweltauswirkungen auch die sozialen Aspekte, die pflanzenbaulichen Eigenschaften und die zukünftigen Verfügbarkeiten der Substratkomponenten beurteilt.

Um weitere, für die Praxis relevante Torfersatzkomponenten zu beurteilen, erweiterte das ZHAW Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen die Studie «Torf und Torfersatzprodukte im Vergleich» aus dem Jahre 2015 in 2019 mit neun weiteren Torfersatzkomponenten. 


Öffentliche Beschaffung

Verpflichtungserklärung für eine nachhaltige Grünflächenbewirtschaftung

Die öffentliche Hand nimmt bei der Beschaffung und der Erbringung von Leistungen im Zusammenhang mit Grünflächen und Begrünungen eine Vorbildrolle ein. Die Bundesämter für Bauten und Logistik (BBL), für Rüstung (armasuisse) und für Strassen (ASTRA), sowie das Forschungsinstitut Agroscope, der ETH-Bereich und die Koordinationskonferenz der Bau- und Liegenschaftsorgane der öffentlichen Bauherren KBOB gehen voran und verpflichten sich, ihre Grünflächen naturnah anzulegen, zu gestalten und zu pflegen. Insbesondere verzichten sie dabei auf die Verwendung von torfhaltigen Erdsubstraten und Pflanzen mit Torf. Dies gilt ebenso bei Dach- und Fassadenbegrünungen sowie bei Innenraumbegrünungen und unabhängig davon, ob sie Arbeiten selber durchführen oder an externe Anbieterinnen vergeben. Die öffentliche Hand schafft dadurch die wichtige Nachfrage nach torffreien Produkten.

Weitere Organisationen und Vereinigungen der öffentlichen Hand sind eingeladen, sich der Erklärung im Sinne einer Absichtserklärung anzuschliessen. Die Vereinigung Schweizerischer Stadtgärtnereien und Gartenbauämter (VSSG) hat für und im Namen all ihrer Mitglieder unterzeichnet.

Sind auch Sie interessiert die Erklärung freiwillig zu unterzeichnen? Dann melden Sie sich direkt bei uns (siehe Kontaktbox oben rechts).

Merkblätter zur naturnahen Grünraumgestaltung

PUSCH hat drei Merkblätter mit Empfehlungen für die Planung, Anlage und Pflege von Grünräumen, Gebäudebegrünungen und Wechselflor (Blumenrabatten) erstellt. Die Merkblätter für die öffentliche Beschaffung stehen in der Toolbox auf der Wissensplattform nachhaltige öffentliche Beschaffung (WÖB) zur Verfügung. Zu den wichtigsten Empfehlungen gehört es beim Kauf von Erdensubstrat und von Pflanzen und Setzlingen auf torffreies Substrat zu achten.


Torfausstiegskonzept des Bundesrates

Am 6. Dezember 1987 nahm das Schweizer Stimmvolk mit rund 58 % JA-Stimmen die „Rothenturm-Volksinitiative“ an. Seither sind in der Schweiz Moore und Moorlandschaften von besonderer Schönheit und gesamtschweizerischer Bedeutung geschützt.

Gemäss der Bundesverfassung (Art. 78, Abs. 5) dürfen in diesen Landschaften weder Anlagen gebaut noch Bodenveränderungen vorgenommen werden, was einem Torfabbauverbot in der Schweiz gleichkommt. Durch den Torfimport entsteht aber ein Widerspruch zum in der Schweiz geltenden Recht, und die negativen Auswirkungen auf die Umwelt fallen im Ausland an. Ausserdem werden durch den Abbau die Habitate für viele spezifische und oft gefährdete Tier- und Pflanzenarten zerstört.

2010 hat der Bundesrat durch ein Postulat den Auftrag erhalten, Massnahmen zu prüfen um den Torfimport und die Torfverwendung in der Schweiz zu reduzieren oder sogar zu verbieten. Das Torfausstiegskonzept, in dem der Bundesrat ein zweistufiges Vorgehen zur Umsetzung eines vollständigen Torfausstiegs festhält, wurde 2012 verabschiedet. Dabei soll die Reduktion der Torfverwendung vorrangig durch die Umsetzung von freiwilligen Massnahmen erfolgen.

Weiterführende Informationen

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Letzte Änderung 20.02.2024

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Kontakt

Anfragen sind zu richten an:

Laura Tschümperlin
Bundesamt für Umwelt BAFU
Abteilung Ökonomie und Innovation
Sektion Konsum und Produkte
CH-3003 Bern
Tel. +41 58 48 50 765
E-Mail

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