Feststoffe sind ein wichtiger Bestandteil von ökologisch intakten Flüssen und Bächen, doch in rund einem Drittel der Gewässer ist ihr Haushalt gestört. Das BAFU beobachtet den Feststofftransport in Fliessgewässern schweizweit.
Der Feststofftransport in einem Gewässer kann auf zwei Arten erfolgen: in Form von Geschiebeführung oder in Form von Schwebstofftransport. Geschiebe- und Schwebstoffhaushalt sind wichtig für funktionierende Ökosysteme in Bächen und Flüssen. Wie Untersuchungen des BAFU zeigen, sind Schwebstoffe und Sedimente in den Schweizer Fliessgewässern mit organischen Mikroverunreinigungen belastet. Der natürliche Geschiebehaushalt leidet unter den Folgen von Flussverbauungen, Geschiebesammlern und Wasserkraftwerken. Der gestörte Geschiebehaushalt schadet nicht nur Tieren und Pflanzen. Er hat auch negative Folgen für das Grundwasser. Geschiebe und Sediment wirken auf der Gewässersohle als Filter zwischen dem Wasser im Fluss und jenem im Boden.
Überblick über den Geschiebehaushalt in der Schweiz
Erhebungen, welche die Kantone im Rahmen der strategischen Planung zur Renaturierung der Gewässer durchführen mussten, ergeben erstmals ein provisorisches Gesamtbild des Geschiebehaushalts für die ganze Schweiz: Von geschätzt 10‘000 Kilometern untersuchten Gewässern genügen etwa ein Drittel den Anforderungen nicht und müssen saniert werden. Von den dazu nötigen Massnahmen sind total ungefähr 500 Anlagen betroffen, darunter etwa ein Drittel Kraftwerke und zwei Drittel andere Anlagen wie Geschiebesammler.
Eine im Auftrag des BAFU durchgeführte Studie hat Schwebestoffe und die Feinsediment-Anteile, das sind Partikel kleiner als 63 Mikrometer, in den Flüssen Rhein, Thur, Aare, Reuss, Limmat, Birs, Rhone, Tessin und Inn untersucht. Die Untersuchung hat ergeben, dass Schwebstoffe sowie Sedimente mit organischen Mikroverunreinigungen belastet sind. Allerdings haben die gemessenen Konzentrationen für die meisten Metalle im Verlauf der Zeit abgenommen.
Folgen der reduzierten Geschiebeführung
Der Geschiebehaushalt prägt die Morphologie, das Substrat, die Dynamik und damit den Lebensraum eines Baches oder Flusses. Er hat einen grossen Einfluss auf die Ökologie eines Fliessgewässers: Ist die Geschiebeführung reduziert, erodiert die Sohle, und es kann zu unnatürlichen Eintiefungen kommen. Zudem besteht die Gefahr unterspülter Ufer, zerstörter Hochwasserschutzbauten und erodierter Brückenpfeiler. Das Umland wird durch die Absenkung des Grundwasserspiegels beeinträchtigt. Weiter werden die Gewässersohlen mit Feinmaterial abgedeckt, was die Laichmöglichkeiten für Fische einschränkt.
Eingriffe in den natürlichen Transport von Steinen, Kies, Sand und Schwebstoffen verursachen auch ökonomische Schäden. So können Ablagerungen in Flussgerinnen zu Hochwasserproblemen führen, weil Fliessgewässer mit einer verringerten Durchflusskapazität rascher über die Ufer treten, was teilweise enorme Schäden zur Folge hat. Auch zu viel Geschiebe oberhalb von Anlagen ist ein Problem. Es führt zum Verlanden von Stauseen, deren Fassungsvermögen immer kleiner wird.
Geschiebe- und Schwebstoffproblematik in Schweizer Fliessgewässern. (PDF, 2 MB, 28.08.2007)Schälchli, Abegg + Hunzinger, 2005. Studie im Auftrag des BAFU.
Messnetz und Monitoring
Das BAFU betreibt ein schweizweites Messnetz, mit dem die Geschiebe- und Schwebstoffführung in den Fliessgewässern beobachtet wird. Die Ursachen dieser Beeinträchtigungen sind regional unterschiedlich: So haben an den grossen Mittellandflüssen die Wasserkraftwerke den grössten Einfluss, in den kleineren Mittellandgewässern wird der Geschiebehaushalt durch Geschiebesammler gestört. Im Alpenraum liegen die Gründe bei Kiesentnahmen, Kraftwerken sowie Gewässerverbauungen und -korrektionen.
Das Geschiebe wird auf dem Grund der Bäche und Flüsse transportiert. Es besteht aus Sand und gröberem Gestein bis hin zu Blöcken. Schwebstoffe sind feine Partikel aus Ton und Schlamm, in Flüssen mit grösserem Gefälle und in Wildbächen manchmal auch in der Form von Sand. Das BAFU betreibt ein Monitoring des Feststofftransports in den Schweizer Fliessgewässern. Dazu werden die Konzentration der Schwebstoffe sowie die Trübung gemessen und die Mengen an Geschiebematerial in den Geschiebesammlern erhoben. In früheren Jahren wurden auch Flussdeltas vermessen.
Die Daten der Erhebungen können beim BAFU bezogen werden.
Letzte Änderung 11.04.2022