Das Wasserangebot in der Schweiz ist im Prinzip gross und von natürlichen Faktoren wie der Witterung oder Vergletscherungsgrad abhängig. In der Schweiz sind die Wassermengen in den Fliessgewässern aber vielerorts durch die Wasserkraftproduktion beeinflusst. Zusätzlich zur Elektrizitätsproduktion wird den Gewässern auch Wasser für die Bewässerung oder zur Kühlung entnommen. Als Folge des Klimawandels wird die Verfügbarkeit von Wasser in Trockenphasen künftig regional eingeschränkt sein. Das BAFU überwacht Wasserführung und Abflussregime der Schweizer Gewässer.
Jahreszeitliche Schwankungen
Die Wasserführung der Gewässer wird kurz- und mittelfristig von der Witterung beeinflusst, die einzelnen Abflüsse sind aber auch grossen jahreszeitlichen Schwankungen unterworfen. Das BAFU veranschaulicht und bewertet den Zustand und die Entwicklung der Wasserführung mit Indikatoren.
Aktuelle Lagebeurteilung und Hochwasserwarnungen
Um die Entwicklung der Wasserstände und Abflussmengen in den Flüssen und Seen der Schweiz zu beobachten, betreibt das BAFU ein umfassendes Messnetz. Grundlagen für die Beurteilung des aktuellen Zustands der Schweizer Flüsse bieten neben den aktuellen Daten des BAFU auch Messungen der Kantone. Die Angaben werden für verschiedene Planungsarbeiten, für Massnahmen im Gewässerschutz, in der Wasserwirtschaft und im Gewässer- und Hochwasserschutz, aber auch für die Schifffahrt genutzt.
Die Lagebeurteilung fliesst in verschiedene Vorhersageprodukte ein, z.B. in die Abflussvorhersagen, in das Hydrologische Bulletin, in die Wochenvorhersage, in die Hochwasserwarnkarten und in das Naturgefahrenbulletin des Bundes.
Zudem betreibt das BAFU ein Netz von hydrologischen Untersuchungsgebieten. Ziel ist, die langfristigen Veränderungen des Wasserhaushaltes in möglichst naturnahen Einzugsgebieten der unterschiedlichen Klimaregionen der Schweiz zu beobachten. Im Hydrologischen Jahrbuch der Schweiz liefert das BAFU einen Überblick über Abfluss, Wasserstand und Wasserqualität der Schweizer Gewässer.
Einfluss der Wasserkraftnutzung
Die Wasserführung verändert sich nicht nur durch natürliche Schwankungen, sondern auch durch menschliche Einflüsse. Die Wasserkraftnutzung beeinflusst die Wassermenge (Restwasser, Schwall-Sunk). In Fliessgewässern können die Abflüsse unterhalb von Kraftwerkzentralen täglich schwanken. Während des Schwallbetriebs verändern sich innerhalb von kurzer Zeit sowohl der Wasserstand, wie die Fliessgeschwindigkeit und die Breite des Flusses.
Regulierte Abflüsse unterhalb von Seen oder Flusskraftwerken haben zur Folge, dass es in der Schweiz kaum mehr Flüsse mit natürlichem Abflussregime gibt.
Restwasserkarte
Die Restwasserkarte des BAFU zeigt, wo in der Schweiz Wasser aus Flüssen und Bächen entnommen, wofür das Wasser gebraucht wird, wo wie viel im Fluss verbleibt und wo es als Folge der Wasserentnahmen zu ökologischen Problemen kommt. Dargestellt sind 1488 Entnahmen. Den Hauptanteil (1406) machen die Entnahmen zur Wasserkraftnutzung aus. Davon sind 1262 aus Umweltsicht mutmasslich äusserst relevant, da die jeweilige Entnahmemenge mehr als 50 % der mittleren Niederwasserabflussmenge eines Fliessgewässers ausmacht. Die Karte liefert eine erste Bestandesaufnahme bei der Umsetzung der Restwasserbestimmungen.
Schwall-Sunk: Sanierungsbedarf bei 100 Kraftwerksanlagen
Von wechselnden Abflussmengen sind vor allem alpine Flüsse unterhalb von Speicherkraftwerken bis zu deren Mündung in die Voralpenseen betroffen.
Ende 2013 haben die Kantone dem Bund ihre Bestandesaufnahmen der ökologischen Beeinträchtigungen der Gewässer vorgelegt. Die Auswertung des BAFU dieser Zwischenberichte und der Planungen der zur Entschärfung nötigen Arbeiten zeigt, dass zur Behebung der Schwall-Sunk-Problematik rund 100 Kraftwerkanlagen saniert werden müssen.
Um die Bedeutung und die Auswirkungen des Schwallbetriebs aufzuzeigen, hat das BAFU bereits früher mehrere Grundlagenstudien in Auftrag gegeben. Ein Überblick der Schwall und Sunk verursachenden Wasserkraftanlagen ergab, dass etwa 1‘000 km Fliessgewässer vom Schwallbetrieb beeinflusst sind. Am stärksten davon betroffen sind die Rhone bis zum Genfersee und der Rhein bis zum Bodensee sowie der Ticino.
Folgen des Klimawandels für den Wasserhaushalt
Der Klimawandel beeinflusst den gesamten Wasserkreislauf. Sowohl die ober- wie auch die unterirdischen Gewässer sind dadurch Veränderungen bezüglich Wassermenge und -qualität unterworfen. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Wasserkraft, die Wasserversorgung, die Siedlungsentwässerung, die Schifffahrt, die Landwirtschaft, die Ökologie und die wasserbedingten Naturgefahren.
Weiterführende Informationen
Dokumente
Schwall/Sunk-Betrieb in schweizerischen Fliessgewässern (PDF, 501 kB, 12.10.2006)Grundlagenstudie im Auftrag des BUWAL, Limnex AG, Juli 2001.
Daten
Multimedia
Wasser: Wie misst das BAFU Flüsse, Seen und Grundwasser?
Letzte Änderung 10.06.2024