Die Wassertemperatur ist einer der physikalischen Schlüsselparameter, der die chemischen und biologischen Prozesse in einem Fliessgewässer mitbestimmt. Die Messungen des BAFU sind eine Grundlage, um Veränderungen der Temperatur festzustellen und deren Ursachen zu verstehen.
Entwicklung der Wassertemperaturen
Bei der langfristigen Entwicklung der Wassertemperaturen in Schweizer Gewässern ist ein deutlicher Trend zu erhöhten Temperaturen sichtbar. Im Rhein bei Basel ist die Temperatur seit den 1960er Jahren um mehr als 2°C angestiegen. Ähnliche Temperaturerhöhungen können auch in anderen Gewässern im Mittelland festgestellt werden. Zu dieser Entwicklung tragen der Klimawandel und die Einleitung von erwärmtem Wasser beispielsweise aus Kühlanlagen (z.B. von Kernkraftwerken oder der Industrie) oder Abwassereinigungsanlagen bei.
Die Wassertemperatur ist ein Schlüsselfaktor für den Zustand eines Oberflächengewässers. Alle Stoffwechselvorgänge, das Wachstum sowie die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften werden von ihr beeinflusst. Lebensfähigkeit und Lebensaktivität der Wasserorganismen sind an bestimmte Temperaturgrenzen und Temperaturoptima gebunden. Deshalb sind Kenntnisse über die Temperaturdynamik sehr wichtige Interpretationshilfen.
Aufgrund der Klimaveränderung ist in den kommenden Jahrzehnten mit einer weiteren Zunahme der Wassertemperatur in den Oberflächengewässern zu rechnen. Für empfindliche Wasserorganismen wird deshalb in bestimmten Gewässerabschnitten der Stress grösser und die Überlebensbedingungen werden zunehmend schlechter. Durch diese Entwicklung besteht zudem bei den Wasserlebewesen ein erhöhtes Risiko für Krankheiten. Im Moment führt das BAFU eine Vorstudie zur Problematik der Temperaturerhöhung mit Blick auf den Klimawandel und anthropogene Einflüsse durch. Darauf aufbauend sollen prioritäre Handlungsfelder identifiziert werden. Die Toleranz für zusätzliche vom Menschen eingeleitete Wärme dürfte kleiner werden
Temperaturmessungen in Fliessgewässern
Gemäss den ökologischen Zielen der Gewässerschutzverordnung sollen die Temperaturverhältnisse der oberirdischen Gewässer möglichst naturnah sein. Das Temperaturmessnetz des BAFU liefert die Grundlagen für die Erfolgskontrolle der schweizerischen Umweltschutzgesetzgebung (GSchG und GSchV). Ebenso ermöglicht es Ursachenanalysen (z.B. bezogen auf thermische Kraftwerke, anthropogene Wärmeeinträge und -entzüge, wasserwirtschaftliche Eingriffe, Klimaentwicklung). In Zusammenarbeit mit kantonalen und nationalen Fach- und Forschungsstellen führt das BAFU Wirkungsanalysen auf Organismen wie etwa Fische durch.
Seit den 1970er-Jahren betreibt das BAFU ein Temperaturmessnetz an Fliessgewässern. Dabei wird darauf geachtet, dass mit den Messungen an einem Ufer repräsentative Resultate für den ganzen Flussquerschnitt anfallen. Das Messnetz umfasst rund 80 Stationen. Die Messstationen sind alle mit Temperatursonde, Messumformer und Datenlogger ausgerüstet.
Die aktuellen Temperaturdaten können im Internet und auf verschiedenen Apps eingesehen oder per Mobiltelefon via SMS abgefragt werden. Im Internet werden die Daten sowie auch statistische Werte über die ganze Messperiode in Tabellenform veröffentlicht. Auswertungen der Temperaturdaten werden auch im Hydrologischen Jahrbuch der Schweiz publiziert.
Die Wassertemperaturen einzelner Schweizer Seen werden im Rahmen eines Pilotprojekts vom Bund erhoben. Mehr Informationen dazu:
Weiterführende Informationen
Dokumente
Characterization of spatio-temporal thermal heterogeneity and riparian shading in the Glatt River using high-resolution thermal infrared and multispectral remote sensing (PDF, 5 MB, 31.01.2019)Commissioned by the FOEN
Temperaturen in Schweizer Fliessgewässern (PDF, 5 MB, 01.07.2010)Artikel in der Zeitschrift gwa 3/2010.
Temperaturverlauf in Schweizer Flüssen 1978-2002 (PDF, 5 MB, 20.03.2015)Auswertungen und grafische Darstellungen fischrelevanter Parameter. Publikation im Rahmen des Projekts "Netzwerk Fischrückgang Schweiz". EAWAG, Januar 2004.
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Auswirkungen des Hitzesommers 2003 auf die GewässerDokumentation. 2004
Letzte Änderung 03.03.2025