Die Biodiversität ist die zentrale Lebensgrundlage für den Menschen. Sie umfasst die Vielfalt von Lebensräumen, Arten und Genen sowie ihrer Wechselwirkungen. Die biologische Vielfalt ist zudem die Basis für die Funktionsfähigkeit der Ökosysteme. Diese erbringen zahlreiche Leistungen von hohem ökologischem, wirtschaftlichem und sozialem Wert. Der Wert der Natur sowie die Kosten ihres Verlusts werden mithilfe der «Ökosystemleistungen» erfasst.
Vielfältige und funktionsfähige Ökosysteme sind die Grundlage unserer Ernährung, regulieren unser Klima, liefern saubere Luft und sauberes Wasser. Sie bilden die Basis für unsere Gesundheit und unsere Wirtschaft.
Die Schweiz weist von allen Industrieländern den höchsten Anteil an bedrohten Arten auf. Typische Lebensräume wie Auen, Moore und Trockenwiesen haben gewaltige Verluste erlitten. Hauptursachen für den Biodiversitätsverlust sind vom Menschen verursacht über
• die Landnutzung, wie die Bodenversiegelung oder die intensive Landwirtschaft,
• die Emission von Schadstoffen, wie Stickstoff, Treibhausgase oder Kunststoffe.
Ökosystemleistungen – von der Natur erbracht
Die Natur erbringt unverzichtbare Leistungen von hohem ökologischem, wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Wert – sogenannte Ökosystemleistungen. Diese werden auch als «Beiträge der Natur für die Menschen» (Nature’s contributions to people) bezeichnet. Manche menschlichen Aktivitäten, aber auch die Landwirtschaft oder die Bewohnbarkeit gewisser Regionen sind bedroht, wenn die entsprechenden Ökosystemleistungen (wie die Bestäubung oder die Klimaregulierung) verschwinden. Nach der Art der Vorteile für den Menschen werden die Ökosystemleistungen in vier Kategorien unterteilt:
- Bereitstellende Leistungen: Produkte, die unmittelbar aus Ökosystemen gewonnen werden, wie Nahrungsmittel, Wasser, Holz/Rohstoffe, Energieträger, Medizin;
- Regulierende Leistungen: Nutzen, der aus der Regulierung der Ökosysteme entsteht, wie Reinigung von Luft und Wasser, Klimaregulierung, Minderung von Überschwemmungen, Erosionsschutz;
- Kulturelle Leistungen: nicht-materieller Nutzen, der durch Ökosysteme gewonnen wird, wie die Erfüllung ästhetischer, spiritueller und intellektueller Bedürfnisse durch die Schönheit der Landschaften, Erholung, kulturelles Erbe;
- Unterstützende Leistungen: Leistungen, die für die Produktion aller anderen Ökosystemleistungen benötigt werden, wie Bestäubung, Primärproduktion, Bodenbildung, Nährstoffkreisläufe.
Verlust der Biodiversität – Verlust von Ökosystemleistungen
Die Qualität und Verfügbarkeit von Ökosystemleistungen hängen oft mit dem Zustand der Biodiversität zusammen. So kann der Verlust von Arten direkte Auswirkungen auf die Ökosysteme haben – und damit auf die Leistungen. Auch wenn es meist nicht möglich ist, für einzelne Arten einen Nützlichkeitsbeweis zu erbringen, sind sie für das Gleichgewicht und die Resilienz der Ökosysteme notwendig. Der Mensch ist auf eine Vielfalt der Natur angewiesen, die Erhaltung der Artenvielfalt deshalb von zentraler Bedeutung.
Kosten fürs Nichthandeln
Die Abnahme an Biodiversität und ihren Ökosystemleistungen ist immens: Schätzungen zufolge führten die Veränderungen der Landnutzung infolge von Nichthandeln zwischen 1997 und 2011 zu einem Verlust von Ökosystemleistungen in der Höhe von 4,3 bis 20,2 Billionen Dollar pro Jahr. Das Nichthandeln wird auch die Schweiz künftig teurer zu stehen kommen als ein wirkungsvoller Schutz der Biodiversität heute. Das World Economic Forum (WEF) zählt den Biodiversitätsverlust derzeit zu den fünf wichtigsten globalen Risiken.
Massnahmen zur Erhaltung der Ökosystemleistungen
Um die Ökosystemleistungen zu erhalten, setzt sich der Bund in der Schweiz vor allem mit der Strategie Biodiversität Schweiz sowie den Programmvereinbarungen ein. Auf internationaler Ebene beteiligt er sich an verschiedenen globalen Abkommen.
Ein Forschungsprojekt des BAFU im Rahmen des Aktionsplans Biodiversität Schweiz (4.2.5 Berücksichtigung von Ökosystemleistungen bei raumrelevanten Entscheidungen) untersucht den Nutzen und Mehrwert der ökologischen Infrastruktur in Zusammenhang mit der Sicherstellung der Ökosystemleistungen:
Welchen Wert haben Ökosystemleistungen (ÖSL) wie zum Beispiel der Erhalt von Lebensräumen? Welche Auswirkungen haben Raum- und Bauplanungsprozesse auf diese Leistungen? Damit die Ökosystemleistungen in politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entscheidungen berücksichtigt werden können, braucht es verlässliche Informationen und Planungsinstrumente.
Ein laufendes Projekt im Rahmen des Aktionsplan Biodiversität zielt darauf ab, Verantwortliche in der Bau- und Raumplanung zu unterstützen, damit sie Ökosystemleistungen (besser) in ihren Entscheidungen berücksichtigen können. In einem ersten Grundlagenbericht wurden Schlüsselentscheide von Bund, Kantonen und Gemeinden identifiziert, welche die ÖSL wesentlich beeinflussen. In einem zweiten Schritt dient das Projekt der Entwicklung von entsprechenden Planungsinstrumenten.
Weiterführende Informationen
Letzte Änderung 25.07.2022