In natürlichem Zustand bieten Fliess- und Stillgewässer sowie ihre Ufer vielfältige Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und sind wichtige Vernetzungselemente. Doch die Gewässer stehen unter Druck: Schadstoffeinträge, Verbauungen oder die Wasserkraftnutzung belasten sie und bedrohen die aquatischen Lebewesen. Der Bund setzt verschiedene Instrumente und Programme ein, um die Situation der Gewässer zu verbessern.
Die Gewässer der Schweiz sind Hotspots für die Biodiversität. Allein in den nationalen Auengebieten (knapp 0.7% der Landesfläche) können rund 80 % aller Tierarten der Schweiz vorkommen.
Vielfältige Ökosysteme
An der Oberfläche
Die Oberflächengewässer – Fliess-, Stillgewässer oder Quellen – bieten mit ihren Uferbereichen vielfältige Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Insbesondere die Fliessgewässer sind wichtige Vernetzungselemente: Sie verbinden die Landschaft und sind – wie auch die Auen, die Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung und die Wasser- und Zugvogelreservate – für die ökologische Infrastruktur von grosser Bedeutung.
Unterirdisch
Eine aussergewöhnliche Biodiversität ist aber auch in den unterirdischen Gewässern enthalten, sei es in Karsthöhlen, Felsklüften oder im Grundwasser von Lockersediment. Noch sind diese Ökosysteme wenig erforscht. Vor wenigen Jahren entdeckte zum Beispiel ein Forschungsteam einzigartige Flohkrebse im Schwyzer Hölloch.
Gewässer sind unter Druck
In den letzten 150 Jahren wurde ein Grossteil unserer Bäche, Flüsse und Seen verbaut und wurden 90 % der Feuchtgebiete und Kleingewässer trockengelegt. 71 % der Gewässertypen stehen auf der Roten Liste. Auch 85 % der Ufer und Feuchtgebiete sind bedroht.
Druck auf die Gewässer kommt vor allem durch
- Verbauungen,
- intensive Nutzung der Wasserkraft,
- Pestizide aus der Landwirtschaft und Mikroverunreinigungen aus Siedlungen,
- Nutzung der Gewässer für Trinkwasser und Erholung,
- höhere Wassertemperaturen aufgrund der Klimaveränderung,
- eingeschleppte invasive Tier- und Pflanzenarten.
Beeinträchtigte Gewässer – bedrohte Arten
Die starke Beeinträchtigung der Gewässer spiegelt sich in den Roten Listen wider. Aquatische Tier- und Pflanzenarten sind im Vergleich zu anderen Organismen überdurchschnittlich stark gefährdet. Rund ein Fünftel aller gewässerbewohnenden Arten sind entweder bereits ausgestorben oder vom Aussterben bedroht.
Flusskrebse, Wasserpflanzen, Amphibien oder Fische/Rundmäuler sind besonders gefährdet. Neun Fischarten gelten bereits als ausgestorben, über 58 Prozent der Fischarten der Schweiz stehen auf der Roten Liste. 2020 musste der Bundesrat den Gefährdungsstatus von 25 Arten anpassen. Er erhöhte den Schutz für Aal, Doubsforelle, Äsche und zwei auf der Alpensüdseite vorkommende Arten von Rotaugen.
Bundesrat genehmigt Fischerei-Verordnung im Bereich gefährdete Fische und Krebse
Massnahmen für mehr Biodiversität
Revitalisierung und ökologische Sanierung der Wasserkraftnutzung
Die Gewässerschutzpolitik des Bundes hat zum Ziel, Flüsse, Bäche und Seeufer wieder naturnaher zu gestalten. Dafür werden die Gewässer unter anderem revitalisiert und mit ausreichendem Gewässerraum versehen. Ausserdem sollen die negativen Auswirkungen der Wasserkraftnutzung reduziert werden.
Quell-Lebensräume – ein Pilotprojekt des Aktionsplans Biodiversität Schweiz
Das Pilotprojekt des Aktionsplans Strategie Biodiversität Schweiz «Dem Wert des Wassers auf der Spur» will die Quell-Lebensräume erheben, bekannt machen und aufwerten. Eine Beratungsstelle unterstützt die verantwortlichen Behörden.
Totholz und Uferbestockung
Ein Gewässerökosystem ist ein dynamisches Mosaik, das neben Wasserflächen auch aus Ufergehölz, Kiesbänken, Totholz und Ufervegetation besteht. Viele Organismen sind auf Lebensräume angewiesen, die mehrere dieser Elemente umfassen. Insbesondere durch die Klimaveränderung und damit Erwärmung des Wassers werden Schatten spendende Ufergehölze immer wichtiger.
Überblick über die Bedeutung der Bestockung von Fliessgewässern auf National Prioritäre Arten (PDF, 2 MB, 31.03.2021)Studie im Auftrag des BAFU
Fische und Fischerei
In der Schweiz beinhaltet die Fischerei per Gesetz sowohl den Schutz wie auch die nachhaltige Nutzung der Fischbestände. Dazu gehören auch der Schutz der Gewässerlebensräume sowie die Erhaltung, Verbesserung und Wiederherstellung der natürlichen Artenvielfalt einheimischer Fische, Krebse und Fischnährtiere.
Weiterführende Informationen
Links
Dokumente
Bericht Umsetzung Revitalisierung 2021 (PDF, 1 MB, 15.07.2021)Stand Umsetzung Revitalisierungen 2011 - 2019
Letzte Änderung 13.07.2022