Auswirkungen des Wohnens auf die Umwelt

Wohnen ist ein unverzichtbares Grundbedürfnis. Gleichzeitig verbraucht es Boden, benötigt Material und Energie und verursacht Treibhausgase.


Biodiversität, Boden, Landschaft

Das Siedlungsgebiet stellt einen starken Druck auf die Biodiversität dar, bietet aber auch Ersatzlebensräume, zum Beispiel auf Ruderalflächen oder in Naturgärten.

Die Siedlungen dehnen sich stetig aus und nehmen 8 % der Landesfläche ein. Dabei machen Wohnareale mit rund 35 % den grössten Anteil dieser Siedlungsfläche aus, gefolgt von Verkehrsflächen mit 30 %. Insgesamt hat die besiedelte Fläche in der Schweiz zwischen 1985 und 2018 um knapp ein Drittel (+776 km2) zugenommen, auch wenn sich ihre Ausdehnung in den letzten drei Jahrzehnten etwas verlangsamt hat.

Besonders zugelegt haben die Wohnareale. Diese wuchsen zwischen 1985 und 2018 sogar um 61 % und damit doppelt so schnell wie die Bevölkerung. 

So geht weiterhin Boden durch Überbauungen verloren, grösstenteils auf Kosten des Kulturlandes, sowie ökologisch wertvollen Lebensräumen wie zum Beispiel Naturwiesen und Obstgärten, und die Landschaftsqualität nimmt ab.

Gleichzeitig nehmen die Zersiedelung der Landschaft und auch die Bodenversiegelung zu. Letztere hat sich jüngst (2009–2018 im Vergleich zu 1997–2009) pro Jahr sogar wieder beschleunigt. Fast zwei Drittel der Siedlungsfläche sind heute versiegelt, die Böden sind also von undurchlässigen Materialien überdeckt.

Angetrieben wird diese Siedlungsentwicklung unter anderem durch die gestiegenen Ansprüche bezüglich Wohnungsgrösse und die Zunahme der Anzahl Haushalte. Dabei sind vor allem die Ein- und Zweipersonenhaushalte – bedingt durch die Alterung sowie die Individualisierung der Gesellschaft – stark angestiegen. Dies sind wichtige Treiber der seit Jahren steigenden Wohnfläche. Auch die Eigentumsverhältnisse, der Siedlungstyp sowie die Kategorie und das Baujahr des Gebäudes beeinflussen den Pro-Kopf-Flächenverbrauch beträchtlich. Er ist beispielsweise in den Zentren tiefer als in den Agglomerationsgürteln, und bei Haus- und Wohnungseigentümerinnen und -eigentümern deutlich höher als bei Bewohnenden einer Genossenschaftswohnung. Zudem nimmt er zu, je neuer das Gebäude ist.

Dennoch sind auch beim Wohnareal statistische Anzeichen für eine allmählich sparsamere Bodennutzung auszumachen. So ist die Zahl der flächenzehrenden Ein- und Zweifamilienhäuser in den letzten Jahrzehnten langsamer gewachsen, die der Mehrfamilienhäuser hingegen schneller. Auch kann beobachtet werden, dass der Gebäudeumschwung im Verhältnis zur Gebäudefläche bei Ein- und Zweifamilienhäusern kleiner wurde. Zudem nehmen die Grünräume im Siedlungsgebiet generell ab.

Klima

Der Gebäudesektor ist für ein gutes Viertel der Klimagase verantwortlich, die in der Schweiz ausgestossen werden. Zwischen 2000 und 2020 sind die Treibhausgasemissionen im Gebäudesektor um 39% zurückgegangen. Das Ziel unter der geltenden CO2-Gesetzgebung von minus 40 % gegenüber 1990 wurde aber dennoch verfehlt.

Derzeit verursacht der Verbrauch von Brennstoffen und Elektrizität über das gesamte Jahr knapp zwei Drittel der Treibhausgasemissionen des Schweizer Gebäudeparks. Dafür verantwortlich ist im Wesentlichen der Umstand, dass nach wie vor die Mehrheit der bewohnten Gebäude fossil beheizt wird. Insbesondere die vielen vor 1980 entstandenen Bauten entsprechen nicht mehr den heute geltenden Anforderungen und Standards bezüglich Energieeffizienz im Betrieb.

Baumaterialien verursachen rund 10 % des Schweizer Treibhausgas-Fussabdrucks. Insbesondere die Herstellung von herkömmlichem Portland-Zement ist mit einem hohen CO2-Ausstoss verbunden, und in Baumaterialien steckt viel Energie, die bei der Gewinnung, der Verarbeitung, dem Transport, der Erstellung, dem Rückbau und der Entsorgung verbraucht wird.

Diese sogenannten grauen Emissionen fallen bei Neubauten in der Gesamtumweltbilanz immer negativer ins Gewicht, da Neubauten dank verschiedener Massnahmen in der Regel eine höhere Energieeffizienz im Betrieb aufweisen.

Rohstoffe

Nicht nur der Betrieb, sondern auch der Bau eines Gebäudes wirkt sich auf die Umwelt aus. Rund 60 bis 70 Mio. t verschiedenster Materialien (hauptsächlich Beton, gefolgt von Kies und Sand) fliessen jährlich in das Bauwerk Schweiz (Hoch- und Tiefbau).

Die hiesige Bautätigkeit ist für mehr als 80 % des Abfalls verantwortlich, bestehend aus 54 Mio. t Aushub- und Ausbruchmaterial sowie 18 Mio. t Rückbaumaterial. Obwohl der überwiegende Teil verwertet werden kann, beanspruchen jährlich annähernd 18 Millionen Tonnen Bauabfälle begrenzt verfügbaren Deponieraum.

Die Schweiz baut vorwiegend mit energieintensiven Bau- und Werkstoffen wie Beton, Ziegelsteinen oder Stahl, kaum aber mit Holz. Das wäre für die Umwelt vorteilhaft, denn es speichert viel Kohlenstoff, und bei der Herstellung solcher Bauteile lässt sich gegenüber anderen Materialien viel CO2 einsparen.

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Letzte Änderung 16.12.2022

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