Auswirkungen des CO2-Gesetzes auf den Cleantech-Bereich

  • Das CO2-Gesetz bietet für den Wirtschaftsstandort Schweiz ein grosses Potenzial. Dies zeigt eine Studie, die BAK Economics im Auftrag des BAFU erstellt hat.
  • Die Studie des BAK kommt zu ähnlichen Schlüssen wie diverse Studien aus anderen Ländern. Diese belegen den positiven Beschäftigungseffekt der Klimapolitik, der zusätzlich zum Nutzen für das Klima anfällt.
  • Rein auf die Massnahmen des neuen CO2-Gesetzes bezogen, ist bis 2030 mit 9’000 neuen Vollzeitstellen zu rechnen. Diese entstehen zusätzlich zu dem bereits seit Jahren überdurchschnittlichen Stellenwachstum im sogenannten Cleantech-Bereich. Der grösste Anteil der zusätzlichen Arbeitsplätze entfällt auf den Bausektor, gefolgt vom verarbeitenden Gewerbe, zu dem beispielsweise der Maschinenbau gehört.
  • Das neue CO2-Gesetz sorgt bis 2030 allein im Cleantech-Bereich für eine zusätzliche Wertschöpfung von rund 1,6 Milliarden Franken.
Lösungen aus dem Cleantech-Bereich werden bei der Reduktion der Treibhausgasemissionen eine zentrale Rolle spielen.
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Wertschöpfung und Arbeitsplätze

BAK Economics untersuchte im Auftrag des BAFU die möglichen Auswirkungen des CO2-Gesetzes auf den Cleantech-Bereich in der Schweiz. Die Studie stellt den Einfluss auf die Wertschöpfung und die Beschäftigung in den Vordergrund. Gemäss der Studie resultiert bis 2030 durch verschiedene Massnahmen des CO2-Gesetzes eine zusätzliche Wertschöpfung im Cleantech-Bereich von rund 1,6 Milliarden Franken. Den stärksten Wachstumsschub erfährt die Energieversorgung, gefolgt von der verarbeitenden Industrie, zu der unter anderem der Maschinenbau oder die Hersteller von Solarzellen gehören Die Beschäftigung im Cleantech-Bereich steigt bis 2030 um rund 7'000 Vollzeitstellen. Wird zusätzlich das in der Studie nicht enthaltene Gebäudeprogramm berücksichtigt, steigt die Zahl der neuen Stellen bis 2030 auf 9’000.

Wachstum im Cleantech-Bereich

Die Studie beschränkt sich auf den Cleantech-Bereich. Dazu gehören Teile des Baugewerbes, der Energieversorgung, des verarbeitenden Gewerbes oder der Wasserversorgung und Entsorgung.

Der Cleantech-Bereich hat sich in der Schweiz zwischen 2000 und 2019 deutlich dynamischer entwickelt als die Gesamtwirtschaft. Das kumulierte Wachstum der Wertschöpfung zwischen 2000 und 2019 lag bei rund 95 Prozent (Gesamtwirtschaft ca. 55 Prozent), jenes der Beschäftigung bei 87 Prozent (Gesamtwirtschaft rund 25 Prozent). Dieser Zuwachs dürfte durch die laufend strenger werdenden Mustervorschriften der Kantone im Gebäudebereich (MuKEn) sowie durch das Gebäudeprogramm begünstigt worden sein.

Die Schweiz verfügt über sehr viele Akteure im Cleantech-Bereich. Dies lässt sich anhand der Patente belegen. Die Cleantech-Patente in der Schweiz sind in den letzten Jahren stark gewachsen. Die Schweiz verfügt zudem über einen überdurchschnittlich hohen Anteil sogenannter Weltklassepatente. Das sind Patente, die weltweit zu den höchstbewerteten 10 Prozent in ihrer jeweiligen Kategorie gehören.

Lösungen aus dem Cleantech-Bereich werden bei der Reduktion der Treibhausgasemissionen eine zentrale Rolle spielen. Die Schweiz ist hier in einer guten Position. Schweizer Firmen sind unter anderem in der Kategorie «Green Energy» aktiv. Diese Kategorie umfasst Patente im Bereich der Photovoltaik oder Smart Grids. Mit der EPFL oder der ABB verfügt die Schweiz hier über viel Know-how.

Massnahmen des CO2-Gesetzes

Der Studie liegt eine einfache Modellierung zugrunde. Zunächst wurden jene Massnahmen des CO2-Gesetzes bestimmt, von denen tatsächlich eine Auswirkung auf die Cleantech-Sektoren ausgehen dürfte, wobei das Gebäudeprogramm ausgeklammert wurde. Berücksichtigt wurden hingegen die CO2-Abgabe auf fossile Brennstoffe, der Klimafonds, die Emissionsgrenzwerte im Gebäudebereich, die Kompensationspflicht für die Importeure fossiler Treibstoffe sowie Massnahmen im Bereich der Anpassung an den Klimawandel. Für die Abschätzung der Wirkung dieser Massnahmen wurden dann jeweils die im CO2-Gesetz vorgesehenen Anpassungen gegenüber dem heutigen Stand hinterlegt; beispielsweise die mögliche Erhöhung der CO2-Abgabe auf 210 Franken oder die Erhöhung des Kompensationssatzes im Inland auf 20 Prozent. Aus diesen Anpassungen wurden die möglichen Auswirkungen auf Wertschöpfung und Beschäftigung abgeleitet.

Die Wertschöpfung im Cleantech-Bereich nimmt durch die Massnahmen des CO2-Gesetzes bis 2030 insgesamt um rund 1,6 Milliarden Franken zu. Der grösste Zuwachs erfolgt in der Energieversorgung, gefolgt vom Baugewerbe und dem verarbeitenden Gewerbe. Die Beschäftigung nimmt bis 2030 um knapp 7'000 Vollzeitäquivalente zu. Fast die Hälfte entfällt auf den arbeitsintensiven Bausektor gefolgt vom verarbeitenden Gewerbe.

Es kann deshalb von einem sichtbaren positiven Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekt des CO2-Gesetzes im Cleantech-Bereich ausgegangen werden. Die Wertschöpfung im Cleantech-Sektor steigt im Vergleich zu heute um rund 8 Prozent, die Beschäftigung um 5 Prozent. Das entspricht einer substanziellen Stärkung des Cleantech-Sektors.

Zu beachten ist zudem, dass 2030 eine Momentaufnahme darstellt. Die Massnahmen des CO2-Gesetzes wirken aber über 2030 hinaus. Die dargestellten Entwicklungen werden sich also nach 2030 fortsetzen; insbesondere dann, wenn die Massnahmen nach 2030 fortgeführt werden.

Gebäudeprogramm schafft zusätzliche Stellen

Neben den in der Studie von BAK Economics berücksichtigten Instrumenten führt auch das Gebäudeprogramm zu einem Beschäftigungswachstum und zu einer zusätzlichen Wertschöpfung. Die folgende Abbildung zeigt die bisherige Beschäftigungswirkung sowie eine Prognose bis 2030:

Prognose Beschäftigungswirkung

Im Jahr 2019 betrug der gesamte Beschäftigungseffekt also rund 2'000 Vollzeit-Äquivalente.

  • Rund die Hälfte davon entfielen auf einmalig anfallende zusätzliche Stellen durch die ausgelösten Mehrinvestitionen im Berichtsjahr (blaue Balken). Diese Stellen sind primär von der jährlichen Mittelverpflichtung abhängig. Angesichts der zunehmenden Ausschöpfung der zur Verfügung stehenden Mittel ist davon auszugehen, dass sich die durch die Mehrinvestitionen ausgelösten Stellen in den kommenden Jahren in einer ähnlichen Grössenordnung bewegen werden.
  • Weitere 1’000 zusätzliche Stellen sind den ausgelösten Energieeinsparungen zuzuschreiben (orange Balken). Von den Energieeinsparungen profitiert die Schweizer Volkswirtschaft, weil dieser mit den geringeren Energieausgaben mehr Mittel zur Verfügung stehen (positiver Einkommenseffekt).

Diese Beschäftigungswirkungen sind zusätzlich zu jenen gemäss der Studie von BAK-Economics. Zusammengezählt kann also 2030 mit rund 9'000 zusätzlichen Vollzeitäquivalenten gerechnet werden.

Dasselbe gilt auch für die Auswirkungen auf die Wertschöpfung. Diese sind in der folgenden Graphik dargestellt. Im Jahr 2019 betrug die durch das Gebäudeprogramm ausgelöste zusätzliche Wertschöpfung rund 80 Millionen Franken. Auch dieser Effekt dürfte sich in Zukunft in einer ähnlichen Grössenordnung bewegen. Insgesamt hat das Gebäudeprogramm in den letzten 10 Jahren Investitionen von über 4 Milliarden Franken ausgelöst.  

Details zur Studie

Die Studie ist in drei Module unterteilt. Modul 1 beschreibt den heutigen Stand des Cleantech-Sektors der Schweiz und analysiert dessen Bedeutung aus makroökonomischer Sicht. Modul 2 umfasst eine Technologieanalyse und beschreibt die wichtigsten Forschungsaktivitäten, Trends und Akteure, sowohl für die Schweiz wie auch weltweit. Die Module 1 und 2 bilden die Grundlage für Abschätzung der möglichen Auswirkungen der Massnahmen des CO2-Gesetzes auf den Cleantech-Sektor in Modul 3.

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Letzte Änderung 12.05.2021

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